Düsseldorf Die Staus dauern immer länger

Dunkle Jahreszeit, Baustellen, Messe: Derzeit steht halb Düsseldorf im Berufsverkehr still. Stadt und Politik raten zu Bus, Bahn und Fahrrad.

 Auch Donnerstag gab es wieder viele Staus in Düsseldorf, hier am Nachmittag auf der Münchener Straße.

Auch Donnerstag gab es wieder viele Staus in Düsseldorf, hier am Nachmittag auf der Münchener Straße.

Foto: Sergej Lepke

Düsseldorf. Die Autolawine rollt morgens aus allen Richtungen nach Düsseldorf: Aus dem Norden über Danziger Straße und Nördlichen Zubringer; von Süden aus über Münchener, Siegburger- und Witzelstraße; aus westlicher Richtung über Theodor-Heuss- und Kniebrücke; von Osten über Bergische Land- oder Torfbruchstraße. Überall Staus. Nun sind die in Düsseldorf kein ungewöhnliches Phänomen. Doch in diesen Tagen fallen die Zustände aus dem Rahmen. Die Staumeldungen bei Antenne dauern fast so lang wie die Nachrichten. Woran liegt das?

Verkehrsdezernent Stephan Keller spricht von einer Kombination mehrerer Faktoren: „Die Anwesenheitsquote am Arbeitsplatz oder in der Uni ist Ende Oktober und im November stets am höchsten. Und mit Beginn der Winterzeit fahren noch mehr Menschen mit dem Auto.“ Akut kämen Baustellen an neuralgischen Punkte´n (etwa in Gerresheim), die Messe A+A, Unfälle, aber auch der Stellwerksbrand in Mülheim hinzu, der das Zugangebot einschränke.

Interessant ist, dass die morgendlichen Staus im Berufsverkehr länger anhalten, oft bis 9.30 Uhr. Keller nennt als Ursache zunächst die Überlastung der Straßen, der Abfluss dauere einfach länger. Keller: „Außerdem versuchen immer mehr Autofahrer, die absoluten Spitzen im Berufsverkehr zu meiden und früher oder später zu fahren, was aufgrund flexiblerer Arbeitszeiten möglich ist.“

Was kann die Stadt tun? Martin Volkenrath (SPD), der Vorsitzende des Verkehrsausschusses, sieht das nüchtern: „Wenn wir fast 400 000 Pendler haben, von denen 75 Prozent mit dem Auto kommen, erübrigen sich alle Versuche, das Straßennetz noch auszubauen. Da hilft nur, den ÖPNV attraktiver zu machen, etwa mit dem Rhein-Ruhr-Express (RXX).“ Und in der Stadt gelte das Gleiche: „Der Anteil von Bus und Bahn, Radverkehr und Fußgängern muss erhöht werden, das hat mit Anti-Auto-Ideologie nichts mehr zu tun.“ Hier könne die Stadt wirklich Einfluss nehmen, sagt Volkenrath, „deshalb setzen wir in der Ampel-Koalition auf eine Beschleunigung der Straßenbahnen oder den Ausbau des Radwegenetzes“.

Doch lassen sich die Leute zum Umsteigen bewegen? Der Experte bezweifelt das: „Kein ÖPNV- oder Radwege-Ausbau senkt die Zahl der notorischen Autofahrer signifikant“, sagt Verkehrspsychologe Kai Lenßen. Viele fluchten zwar, hätten sich aber längst an Staus gewöhnt. Lenßen: „Der Leidensdruck muss viel höher sein bis sie sagen: Jetzt reicht’s, ich lasse das Auto stehen.“

Die Stau-Vorschau zeigt Hoffnungsvolles und Erschreckendes. Der Dauerstau auf der Kettwiger Straße (Lastring) endet am Sonntag. Dafür beginnt am 16. November die Medica.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort