Die Stadt der Diplomaten

Einmal im Jahr werden die Konsuln Düsseldorfs im Rathaus empfangen. Es sind einige exotische Länder dabei – mit deutschen Vertretern.

Düsseldorf. Einmal im Jahr kann sich Oberbürgermeister Joachim Erwin fühlen wie der Bundespräsident. Beim Konsularempfang schüttelt Erwin fleißig internationale Hände - wie Horst Köhler beim Empfang des diplomatischen Corps im Schloss Bellevue in Berlin. Und zu schütteln hatte der OB diesmal einiges. 51 Vertreter von General- oder Honorarkonsulaten waren gestern Abend der Einladung zum Gespräch und Essen im Rathaus gefolgt. 34 Konsulate haben ihren Dienstsitz in Düsseldorf, die anderen in Bonn oder Frankfurt, sind aber für Düsseldorf zuständig.

Mit Generalkonsulaten sind vor allem die großen westlichen Staaten in Düsseldorf verbunden, zu denen die Region auch wichtige Wirtschaftskontakte unterhält. Da wären natürlich die USA und Großbritannien, Frankreich und die Niederlande. Dazu kommen die Vertretungen der Staaten, aus denen viele Gastarbeiter nach Düsseldorf gekommen waren: Italien, Spanien, Portugal, Griechenland, Türkei und die Nachfolgestaaten Jugoslawiens.

Exotisch wird es bei den Honorarkonsulaten. So gibt es zum Beispiel eine Vertretung von Tonga mit Honorarkonsul Alexander Müller an der Kalkumer Schlossallee oder das Konsulat des Königreichs Swasiland mit Honorarkonsul Hermann Josef Raths an der Worringer Straße.

Doch wie wird man eigentlich Honorarkonsul? Oft durch Zufall. "Einer unsere Mandanten, der Geschäfte mit der Textilindustrie auf Mauritius macht, hat uns bei der Regierung empfohlen", erklärt Wirtschaftsprüfer und Steuerberater Claus Securs. In seiner Kanzlei an der Wasserstraße fädelt er aber nicht nur wirtschaftliche Kontakte ein, er muss sich auch um Staatsbürger von Mauritius kümmern. "Die etwa 3000 bis 3500 Frauen, die deutsche Männer geheiratet haben, machen uns dabei am meisten Arbeit." Einmal im Jahr fliegt Securs auf die Insel im Indischen Ozean. Dort berichtet er dem Präsidenten und den Ministern.

Michael Renka ist Honorarkonsul von Äthiopien. "Ich kam über die humanitäre Hilfe dazu. Ich war 1984/85 bei der großen Hungersnot in Äthiopien. So kamen die Kontakte zustande." Heute ist er der Macher hinter der Deutsch-Äthiopischen Gesellschaft und mit dem Land sehr verbunden.

Honorarkonsuln: Früher wurden oft bekannte Persönlichkeiten einer Stadt als Honorarkonsuln ausgewählt. Senegal setzt in Düsseldorf zum Beispiel auf Ute Ohoven, das in Essen ansässige und für Düsseldorf zuständige Honorarkonsulat Thailands wird von Kohl-Anwalt Stephan Holthoff-Pförtner vertreten.

Privilegien: Generalkonsuln sind Diplomaten mit entsprechendem Rechtsstatus. Honorarkonsuln haben dagegen keinen Diplomatenpass - und damit auch keine Privilegien. Beispielsweise dürfen ihre Autos von der Polizei abgeschleppt werden. Und Knöllchen müssen sie wie andere Bürger auch bezahlen.

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