Die Sparkasse und ihre Chefs

Strategie: Neuer Vorstandschef will nach einer Kette schlechter Nachrichten eine Rückbesinnung.

Düsseldorf. In Köln ist alles noch viel schlimmer. Dort versinkt die Stadtsparkasse geradezu im Sumpf, die CDU verliert wegen höchstumstrittener Beraterverträge zwei ihrer Spitzenpolitiker. Ruhmesblätter ernten die Stadtbanker aber auch in der Landeshauptstadt nicht. Wie die WZ berichtete, ist nun auch der bislang als unbescholten geltende Hans Schwarz ins Zwielicht geraten.

Schwarz soll dem Kölner Bürgermeister Josef Müller über die Sparkassen-Beteiligungsgesellschaft 600 000 Euro gezahlt haben. Damit wurde dem verdienten CDU-Mann die Zeit bis zur Pension überbrückt. Materieller Schaden ist der Düsseldorfer Kasse nicht entstanden, denn die Kölner Stadtsparkasse hat den Betrag anschließend in die Landeshauptstadt überwiesen.

Aber warum wurde das Manöver überhaupt vollzogen? Die Kölner hatten - so es keine Leistung des Geldempfängers gab - den Vorteil, dass diese "politische Landschaftspflege" verschleiert wurde. Und die Düsseldorfer rechneten sich zum Anfang des Jahrtausends gute Chancen auf eine Fusion mit den Kölnern aus. Architekt einer rheinischen Großsparkasse zu sein - das war ein Traum von Hans Schwarz, der schon als junger Vorstandschef kleinere Häuser fusioniert hatte. In Düsseldorf ist er mit mehreren Projekten dieser Art gescheitert. Von seinem Kölner Pendant Gustav Adolf Schröder war er, als 2003 die Fusion platzte, tief enttäuscht.

Bislang schweigt Schwarz. Bei der Stadtsparkasse meldet er sich nicht, Journalisten rief er nicht zurück. Ist er abgetaucht? Nach Informationen der WZ verbringt er zurzeit einen dreiwöchigen Urlaub in Vietnam.

Die Stadtsparkasse will der Kölner Staatsanwaltschaft von sich aus alle fraglichen Akten zur Verfügung stellen. In der Chefetage an der Berliner Allee weiß man, dass es durchaus zu einer Anklage wegen Mittäterschaft bei Untreue kommen könnte. So weit ist es aber noch lange nicht. "Wir prüfen und haben noch nicht einmal den Anfangsverdacht bejaht", sagt Carolin Breloer, Sprecherin der Behörde.

Für den neuen Vorstandschef Peter Fröhlich mehr als nur eine unschöne Situation. Gerade erst hat er fast 1600 Mitarbeiter in der Tonhalle auf die neue Strategie des Hauses eingestellt. Weniger Risiko, mehr Nähe zu Privat- und Firmenkunden, bessere Beratung, mehr Service: Die Stadtsparkasse soll zu ihren Wurzeln zurück. Das heißt aber auch mehr Verantwortung des Einzelnen für den Gesamterfolg, denn die großen Gewinne durch spektakuläre Deals im Interbankengeschäft wird es kaum mehr geben. Fröhlich spricht bereits von Einsparungen bei Personal- und Sachkosten. Die Gesamtlosung lautet: Solider wirtschaften mit geringeren, aber konstanteren Erträgen. Die Strategie gilt bis 2013.

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