Die Polonäse nach Peking startet im Zakk

Für viele Narren ist der „Stunk“ die einzig wahre Karnevalssitzung. Leider ist sie bereits seit Monaten restlos ausverkauft.

Düsseldorf. Die Stunksitzung im Zakk hat am Montag Premiere gefeiert. Nach rund drei Stunden Sketchen, Showeinlagen und bissigen Parodien wollte das Stunkensemble gegen 23 Uhr eigentlich den Feierabend einläuten - durfte aber nicht. Erst nach vier Zugaben ließ es das Publikum von der Bühne.

Vorangegangen war eine fröhliche Zeitreise. 2011 soll zwar das Jahr nach der großen Krise sein, doch in NRW gehen die Lichter aus. Schuld daran ist Finanzminister Wolfgang Schäuble, der zwecks Schuldentilgung das verarmte Bundesland bei Ebay versteigern lässt.

Käufer: ausgerechnet die Volksrepublik China. Ganz NRW wird verschifft - einzig das Schulministerium wird zurückgeschickt. Offizielle Verlautbarung: Die chinesische Regierung wolle die Erfolge der Alphabetisierung der letzten fünfzig Jahre nicht gefährden.

Das Publikum liebt die teilweise böswitzige Absage an den Konsens-Karneval der großen Sitzungssäle. Büttenreden sucht man vergeblich, und auch wenn manchmal im Takt mitgeklatscht wurde, zum Schunkeln konnten sich die Zakk-Besucher nicht durchringen.

Dafür lässt man bei Stunk die politische Tradition des Karnevals wieder aufleben. So gut wie jeder Politiker mit Rang und Namen wird hier durch den Parodie-Wolf gedreht, nur einer nicht: NRW-Ministerpräsident Jürgen Rüttgers wird nicht parodiert, das Stunk-Ensemble lässt ihn in Video-Einspielungen seiner Wahlkampfauftritte für sich selbst sprechen. Bei Rüttgers Ausführungen über die Arbeitsmoral rumänischer Industriearbeiter bleibt aber so manchem das Lachen im Halse stecken.

Aber was würde der Verkauf des Rheinlands an die letzte verbliebene kommunistische Großmacht nun wirklich bedeuten? Kommunismus und Karneval, kann das eigentlich gutgehen?

Aufschluss geben die geheimen Pläne der DDR, die vor mehr als zwanzig Jahren vergeblich versucht haben soll, die alte BRD zu Übernehmen. Im Planspiel zur Integration der dann elf neuen Länder hätte der sozialistische Karneval eine wichtige Rolle gespielt. Motto: "Gerettet aus der Dekadenz, das Rheinland dankt dem Egon Krenz."

Damit der Abend nicht zu politikschwer wird, lockern immer wieder Revuenummern das Programm auf. Den meisten Applaus streichen dabei Ensemblemitglied Sabine Wiegand als "Dat Rosi"und der geschmacksferne "Alleinunterhalter Heinz" ein.

Zu guter Letzt gibt es dann doch noch ein Happy-End für den rheinischen Frohsinn. Der Verkauf kommt nicht zustande, stattdessen gibt es eine feindliche Übernahme der Volksrepublik China. Die Realität holt die Zuschauer ein und wie bei Volkswagen und Porsche wird der Käufer zum Gekauften.

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