Die Polizei macht mobil gegen Drogen am Steuer

Beim „Idiotentest“ liegt der Anteil der Drogensünder bei über 20 Prozent.

Düsseldorf. Es war bei einem Schwimmbadbesuch mit Freunden. Es sollte ein Spaß sein. Ein Freund von Mark Hochberg (Name geändert) hatte Amphetamine dabei. Auch er nahm was.

Einige Stunden später setzte er sich ins Auto, wollte seine Kumpels nach Hause bringen. Doch der 24-Jährige wurde von der Polizei angehalten. Eine Routinekontrolle. „Ich habe mich selbst fähig gefühlt, ein Fahrzeug zu führen“, sagt der junge Düsseldorfer.

„Aber ich wusste natürlich, dass ich es nicht darf.“ Ihm wird der Führerschein entzogen. Inzwischen hat er die richtige Haarlänge für einen Drogentest, steht kurz vor seiner Medizinisch-psychologischen Untersuchung (MPU). Wenn er die Fahrerlaubnis zurückbekommt, wird er insgesamt 2500 Euro für diesen „Spaß“ bezahlt haben.

Es ist ein Fall, wie in Christian Müller vom Tüv Nord schon oft erlebt hat. Und er sagt: „Es ist eine völlige Fehleinschätzung der Betroffenen, dass sie wieder fahrtüchtig sind, wenn sie sich nicht mehr berauscht fühlen.“

Denn gerade bei Amphetaminen könne es nach dem Rausch zu einer schlagartigen Übermüdung kommen. „Das führt mitunter zu Sekundenschlaf. So ist ein Unfall schnell passiert.“

Dennoch müssen immer öfter berauschte Fahrer zur MPU. Lag der Anteil der Drogensünder bei den sogenannten „Idiotentests“ noch 1997 bei rund fünf Prozent, so sind es heute zwischen 20 und sogar 25 Prozent. Müller: „Das ist eine ganz erhebliche Zunahme.“

Deshalb werden Drogen als Grund für den Entzug der Fahrerlaubnis seit 2012 auch beim Straßenverkehrsamt gesondert erhoben. „Bis dahin waren Betäubungsmittel nur unter ,Sonstiges’ mit wenigen Fällen subsumiert“, erklärt Amtsleiter Peter Keulertz.

Doch inzwischen haben Drogen am Steuer die Punkte in Flensburg als zweithäufigsten Grund für den Entzug abgelöst — „Alkohol ist immer noch vorne“, so Keulertz. Aber: 2012 gab es 318 Verfahren wegen Drogen und 428 wegen Alkohol, in diesem Jahr bis dato 259 wegen Drogen und 333 wegen Alkohol. So weit entfernt voneinander liegen diese Zahlen nicht mehr.

Als eine der Hauptursachen für die Steigerung sehen sowohl Tüv-Experte Müller als auch Keulertz neben einem gestiegenen Konsum die bessere Schulung und Ausrüstung der Polizei. Das bestätigt Polizeisprecher Jochen Schütt: „Es ist immer mehr Thema geworden.“ Die Kommissaranwärter würden speziell geschult, um Drogenkonsum bei Autofahrern zu erkennen.

Zudem gehörten Schnelltests — die mehrfach verbessert und verfeinert wurden — heute zur Standard-Ausrüstung auf den Streifenwagen. Schütt: „Das führt natürlich dazu, dass mehr Fälle erkannt werden.“ Und so zeigt sich das Verhältnis auch in der Statistik: 2010 gab es 1460 Verfahren wegen Alkohols am Steuer und 260 Verfahren wegen Drogen. Voriges Jahr waren es 1308 Alkohol- und 689 Drogenverfahren.

Die gute Schulung der Polizisten hat auch Mark Hochberg erlebt: „Der Polizist hat mir nur einmal ins Gesicht geleuchtet und es sofort erkannt.“ Bei dem 24-Jährigen hat der strikte Umgang mit Drogensündern zu einem tiefgreifenden Umdenken geführt:

Wegen des anstehenden Haartests ist er seit über einem Jahr komplett sauber — „in der Regel erwarten wir bei der MPU einen Nachweis, dass zwölf Monate lang gar nicht mehr konsumiert wurde“, erklärt Christian Müller vom Tüv. Und auch in Zukunft, so verspricht Mark Hochberg, fährt er im doppelten Sinne besser, wenn er die Finger endgültig von Drogen lässt.

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