Die Namensgeber der Straßen

Mit Zusatzschildern stellt die Stadt die mehr oder weniger bedeutenden, aber kaum bekannten Namensgeber vor.

Düsseldorf. Rund 54.000 Straßennamenschilder sorgen in Düsseldorf für Orientierung auf den gut 2700 Straßen - von der berühmten Königsallee bis zur Hermann-Reuter-Straße in Derendorf, einer der jüngsten Neubenennungen einer Straße.

Welche Persönlichkeit sich hinter einem Straßennamen verbirgt, liegt in vielen Fällen auf der Hand: bei berühmten Nationalgrößen wie Goethe, Schiller, Beethoven oder Bismarck.

Wer aber zum Beispiel sind Huschberger, Immermann oder Burgmüller, nach denen Straßen in der Innenstadt und Grafenberg benannt sind?

Um hier mehr Klarheit zu schaffen, beschloss der Stadtrat 1985, bis zu 100 Straßenschilder mit Zusatzhinweisen zu versehen, auf denen der Namensgeber knapp vorgestellt wird. Norbert Burgmüller, Düsseldorfer Komponist, 1810 bis 1836, steht dann da oder C.A. Huschberger, gestorben nach 1814, plante die Königsallee.

"Damals sollten die Info-Schilder nur in Alt- und Innenstadt montiert werden, weil dort die Touristen unterwegs sind", erinnert sich Roland Hahn, der stellvertretende Leiter des zuständigen Amtes für Verkehrsmanagement: "Und weil die Stadt damals mehr sparen musste."

Dann allerdings mehrten sich die Wünsche aus den Stadtteilen und von den Bezirksvertretungen. Hahn: "2002 kam das Thema wieder in den Verkehrsausschuss und der stimmte prinzipiell Zusatzschildern in Stadtteilen zu, zumal die Kosten von 40 Euro tragbar sind. Seitdem wird davon rege Gebrauch gemacht und so wurden etliche Namensgeber von Straßen den Bürgern geläufig."

Größeren Streit um Straßenbenennungen hat es in den letzten Jahren in Düsseldorf nicht mehr gegeben. "Oft werden ja Gegner des NS-Regimes oder Widerstandskämpfer wie Aloys Odenthal gewählt - und die sind heute wirklich unumstritten", sagt Hahn.

Nur 2004 entzündete sich im Stadtrat eine Debatte um die Forderung, die nach den früheren "Kolonialherren" Peters, Lüderitz oder Leutwein benannten Straßen in Urdenbach und Unterbilk umzubenennen, weil diese Männer Anfang des 20. Jahrhunderts unter anderem an der brutalen Niederschlagung des Herero-Aufstandes in Deutsch-Südwestafrika, dem heutigen Namibia, beteiligt waren.

Der damalige Stadtdirektor Grosse-Brockhoff wies das freilich zurück: "Das wäre keine wahrhaftige Auseinandersetzung mit der Stadtgeschichte, sondern eine Verschleierung", sagte er damals.

Ganz anders sah das mit den Umbenennungen der Nationalsozialisten aus, die jene sogleich nach der Machtergreifung im Januar 1933 in allen deutschen Städten vornahmen, wie der frühere Stadtarchivar Hermann Kleinfeld in seinem Buch "Düsseldorfs Straßen und ihre Benennungen" (1996) gezeigt hat.

Bereits am 7. April 1933 wurde der Graf-Adolf-Platz in Adolf-Hitler-Platz und die Harold-Straße in Adolf-Hitler-Straße umbenannt. Am gleichen Tag wurde aus dem Worringer- der Horst-Wessel-Platz, der Corneliusplatz und die Königsallee Westseite erhielten den Namen Albert Leo Schlageter, der auf der Golzheimer Heide zudem ein großes Ehrenmal bekam. Anfang Juni erhielt die Benrather Straße den Namen Hermann Göring.

Bis zum Kriegsausbruch 1939 wurden insgesamt 77 Straßen nach "Märtyrern der Bewegung" und NSDAP-Mitgliedern benannt. Zugleich wurden jüdische Namen wie die von Heinrich Heine oder Walther Rathenau von den Straßenschildern getilgt.

Unmittelbar nach Kriegsende 1945 machten die alliierten Besatzungstruppen die meisten der von den Nazis vorgenommenen Benennungen wieder rückgängig. Aus der Schlageter-Siedlung zum Beispiel wurde die Golzheimer Siedlung, ihre Straßen erhielten nach und nach die Namen von Opfern des Regimes und Widerstandskämpfern wie Theodor Andresen, Karl Kleppe, Leo Statz oder Robert Bernadis.

Völlig unproblematisch jedoch verlaufen Straßenbenennungen auch heute noch nicht immer ab. Zumal dann, wenn sie der Person nicht zwingend zur Ehre gereicht, weil es etwa nur um eine kleine Gasse oder eine unbedeutende Sackgasse geht. Das bekam die Stadtspitze mehrmals im Fall von Toni Turek, dem legendären Weltmeistertorwart von 1954, zu spüren.

2004 weihte der damalige OB Joachim Erwin zwar ein Turek-Schild feierlich ein, das für eine Stichstraße in Unterrath gedacht war - doch peinlicherweise ist diese Straße nie vollendet worden. Als die Stadt dann vier Jahre später einen Platz an der Kehler Straße für den "Fußballgott" gestalten wollte, den Plan nach Anwohnerprotesten aber fallen ließ, hatte die Familie Turek die Nase voll - sie verbat sich fortan weitere Versuche der Stadt, einen angemessenen Ehrenplatz für ihren Vater in Düsseldorf zu finden.

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