Die Multikulti-Herausforderung

Düsseldorf ist Zentrum für ausländische Firmen — internationale Belegschaften brauchen besondere Pflege.

Düsseldorf. Im Deutsch der Industrie- und Handelskammer Düsseldorf (IHK) heißt es, Düsseldorf ist laut einer Studie das „Gravitationszentrum für ausländische Wirtschaftsaktivitäten“. Frei übersetzt könnte man Düsseldorf auch als die internationale Wirtschaftshauptstadt Westdeutschlands bezeichnen, weil sich mittlerweile fast 3000 große ausländische firmen hier angesiedelt haben.

Der stellvertretende Hauptgeschäftsführer der IHK, Gerhard Eschenbaum, kennt die Gründe für die Beliebtheit der Landeshauptstadt bei ausländischen Unternehmern: „Düsseldorf liegt in der Mitte des Marktes.“ Von hier ließen sich für viele Firmen die Geschäfte in Deutschland oder auch ganz Europa gut steuern. Hinzu kommen die weichen Faktoren wie Lebensqualität, Kunst und Kultur.

Die Internationalität stellt die Partner auch vor Herausforderungen. Einem japanischen Geschäftsmann könne er ein „Nein, das geht nicht!“ jedenfalls nicht ohne höfliche Umschreibung mitteilen, sagt Eschenbaum. „Dem Chinesen dagegen kann ich das so direkt sagen.“

Dass es in Düsseldorf viele ausländische Firmen gibt, ist laut Eschenbaum auch ein Vorteil für heimische Konzerne und Betriebe, die so leichter internationale Kontakte knüpfen könnten. „Das ist eine nicht zu unterschätzende Wechselwirkung.“

In international aufgestellten Firmen treffen auch Menschen aus aller Herren Länder aufeinander — zum Beispiel beim chinesischen Telekommunikationsausrüster Huawei, der in Düsseldorf 600 Mitarbeiter aus 28 Nationen beschäftigt. „Damit die Integration erfolgreich verläuft, bieten wir Deutschkurse an“, sagt eine Sprecherin. Zudem organisiert das Unternehmen Freizeitangebote wie Basketball, Fotografieren und Reisen. Interkultureller Austausch wird groß geschrieben.

Das gilt auch bei der Rheinbahn. Unter den rund 2500 Mitarbeitern sind Menschen aus 32 Ländern. „Wir bieten internationale Stammtische und Ausflüge an“, sagt Sprecherin Daria Penzina. Das Verkehrsunternehmen beschäftigt 15 Berater für interkulturelle Kompetenz. Gebetspausen für Muslime seien ebenfalls kein Problem.

Die Angestellten der chinesischen Metallhandelsgesellschaft Minmetals fühlen sich laut Geschäftsleitung am Rhein sehr wohl. „Die Hälfte unserer Belegschaft kommt aus China. Die Mitarbeiter bringen oft ihre Familien mit und bleiben sieben Jahre“, sagt Dorothee Janke, Assistentin der Geschäftsführung. In der Kantine gebe es zwar nur chinesisches Essen — für die deutschen Kollegen sei das aber kein Problem.

Auch bei Henkel in Reisholz, wo 5500 Mitarbeiter aus 40 Nationen arbeiten, wird auf kulturelle Unterschiede Rücksicht genommen. „Bei ganztägigen Meetings während des Ramadan gibt es keine Mittagspause. Die Kollegen essen am Abend zusammen“, sagt Sprecherin Heike Ambaum. Zudem bietet Henkel für Angestellten-Familien interkulturelle Trainings an.

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