Die Magie des Raums im Staatenhaus

Am Sonntagabend feiert Wagners „Tannhäuser“ Premiere an der Oper. Darko Petrovic hat das Bühnenbild gestaltet.

Herr Petrovic, wie ist es für Sie als Bühnenbildner, in einer Interimsspielstätte wie dem Staatenhaus zu arbeiten?

Darko Petrovic: Im Staatenhaus zu arbeiten, ist für mich sehr spannend. Gerade der Saal 1, in dem ich schon das Bühnenbild für „Fidelio“ entworfen habe, ist sehr speziell. Es gibt bei der Bühne eigentlich kaum Grenzen, wenn man sie gestalten möchte. Der Raum kann sehr viel, er lebt regelrecht. Man kann ihm eine gewisse Magie nicht absprechen.

Was erwartet das Publikum jetzt bei Tannhäuser?

Petrovic: Wir haben eine sehr breite Bühne, weil wir dort sowohl den Chor als auch das Gürzenich-Orchester unterbringen müssen. Es gab den Wunsch des Generalmusikdirektors Francois-Xavier Roth, die Akustik durch das Bühnenbild zu optimieren. Daher ist das Orchester in der Mitte der Bühne in einer Versenkung platziert. Es ist ein weiteres Experiment in diesem Bereich, das einen interessanten Klang verspricht. Bislang war das Feedback sehr positiv. Jetzt sind wir gespannt, wie das beim Publikum ankommt.

Wie groß ist die Herausforderung bei Wagner für Sie als Bühnenbildner?

Petrovic: Es ist immer wieder erstaunlich, wie viel Aufwand hier getrieben wird. Selbst bei einem Kammerspiel wie „Tristan und Isolde“ kommt ein tonnenschweres Bühnenbild zum Einsatz. Aber Wagner ist ein Theaterautor mit Stücken, die sehr szenisch sind, und das macht es für den Bühnenbildner eher leichter als bei Werken aus dem 18. Jahrhundert, die mehr eine musikalische Poesie-Lesung als ein Theaterstück sind.

Was waren für Sie bei „Tannhäuser“ jetzt die wichtigsten Leitlinien?

Petrovic: Zum einen geht es um die Architektur des Staatenhauses — der für das Stück geschaffene Raum auf der Bühne sollte sich in den vorhandenen Raum natürlich einfügen. Das ist hier fast wie bei einer mittelalterlichen Bühne. Es gibt die Erde, den Himmel und auch einen räumlichen Blick in die Unterwelt, der sich durch den Orchestergraben mitten auf der Bühne ergibt. Unsere Aufgabe war es, die Verbindungen zwischen diesen Ebenen zu schaffen und auch Zwischenwelten zu ermöglichen. Die Bühne selbst ist die Erdkruste, mit der auch die übermenschlichen Gestalten in Berührung kommen. Durch das Lichtportal wird der Blick zum Himmel möglich.

Für die Inszenierung verantwortlich ist Patrick Kinmonth. Wie lief die Zusammenarbeit mit ihm?

Petrovic: Wir kennen uns schon sehr lange — er ist auch Bühnenbildner und ich habe in diesem Bereich bei ihm im Köln angefangen. Er ist ein sehr visueller Mensch, auch wenn wir beide eine unterschiedliche Sichtweise haben. Patrick denkt in Bilder und ich in Räumen. So ergänzen wir uns sehr gut, manchmal macht es die Abstimmung aber auch etwas kompliziert. Aber Patrick ist ein sehr offener Mensch und er ist auch bereit, Experimente und auch Wagnisse einzugehen, deren Ausgang er noch nicht absehen kann.

Wie ist Ihr Eindruck von der „Tannhäuser“-Inszenierung?

Petrovic: Er hat da seinen ganz eigenen Stil. Der Tannhäuser wird anders inszeniert, als man es erwarten würde. Das Stück wird sehr poetisch und auch sehr ästhetisch auf die Bühne gebracht. Er führt das Geschehen dort schon fast choreographisch.

Sie kennen die Kölner Oper noch am Offenbachplatz?

Petrovic: Ich komme aus Istrien und habe in Italien Szenische Gestaltung studiert. Dort ist es aber schwer, als Bühnenbildner Fuß zu fassen. So bin in nach Deutschland gekommen und Köln war eine meiner ersten Stationen. Das alte Haus hatte auch eine ganz eigene Persönlichkeit, die ich auch schon etwas vermisse, weil ich mit diesem Haus groß geworden bin. Ich habe auch schon im Kleinen Haus auf der jetzigen Baustelle das Bühnenbild gestaltet und werde das in der neuen Spielzeit auch tun. Damals ging es darum, die Baustelle mit ins Stück einzubeziehen. Wir haben aber eine blitzblanke Bühne vorgefunden und mussten diese wieder zur Baustelle zurückführen. Interessant ist es immer mit den Räumen zu sprechen — das gilt für die frühere Oper genauso wie für das Staatenhaus oder die jetzige Außenspielstätte am Offenbachplatz. Und natürlich hoffe ich auch, irgendwann die neuen Räume der Oper als Bühnenbildner nutzen zu können. Man muss aber immer aus allem das Beste machen und Theater kann man überall spielen.

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