Die Kino-Tipps zum Wochenende

<h2>Filmstars Don’t Die in LiverpoolDer britische Serienregisseur Paul McGuigan verlegt den „Boulevard der Dämmerung“ nach England, dafür kann er der Vita der alternden Hollywood-Diva Gloria Grahame im England der 70er Jahre fast so etwas wie ein Happy Ending verleihen.

Die Kino-Tipps zum Wochenende
Foto: Fingerprint Releasing/Bleecker Street/dpa

Basierend auf den Memoiren des englischen Schauspielers Peter Turner wird die tragische Liebesgeschichte zwischen dem Star und dem jungen Akteur erzählt. Als die beiden sich 1978 kennenlernen, liegen die besten Jahre von Gloria Grahame (gespielt von Annette Bening) schon hinter ihr. Ungefähr so lange, wie der junge Mann (Jamie Bell) auf der Welt ist. Gloria hatte im Hollywood der 40er und 50er Jahre eine veritable Karriere inklusive Oscar gemacht. Trotz der 30 Jahre Unterschied entwickelte sich zwischen den beiden eine tiefe Liebesbeziehung, die dann von der fatalen Krebserkrankung Grahames überschattet wurde: Im Gästezimmer der elterlichen Wohnung lag ein Star im Sterben.

Cinema, Vorpremiere am Mo. um 19 Uhr (engl. OmU)

Trotz seiner Mainstream-Erfolge wie „Erin Brockovich“ oder der „Ocean´s“-Trilogie ist Steven Soderbergh nie im Hollywood-System erstarrt. Immer wieder hat er sich kleinen unkonventionellen Projekten jenseits der aufwändigen Hochglanzproduktionen gewidmet. Nach „Logan Lucky“ greift er nun mit „Unsane“ gleich zwei brisante Aspekte der US-Wirklichkeit auf: den Verlust von Privatheit in den sozialen Medien und das profitorientierte Gesundheitswesen. Sawyer Valentini ist eine ganz normale junge Frau, sie lernt Männer in Dating-Platforms kennen, meist bleibt es bei kurzen Treffen. Doch ein abgewiesener Lover erweist sich als hartnäckiger Stalker, der Sawyer in die Zwischenwelt zwischen Paranoia und Realität treibt. Als Sawyer Hilfe bei einem Psychologen sucht, gerät sie in die Mühlen eines infamen Systems. Sie wird schließlich gegen ihren Willen in der Psychiatrie festgehalten … und trifft dort ausgerechnet auf ihren Peiniger als Pfleger. Nur mit der Handykamera in Rekordzeit gedreht, ist „Unsane“ (eine Wortschöpfung aus insane (verrückt) und unsafe (unsicher)) ein veritabler Psychothriller, der das Spiel aus Wahn und Wirklichkeit bis zum brutalen Exzess treibt, der Beweis, das Kino auch ohne Traumfabrik funktionieren kann.

Cinema, tgl. 21.15 Uhr

Papa voll peinlich. Die College-Bewerbung seines Sohne Troy bringt Brad Sloane (Ben Stiller) dazu, Bilanz seines Lebens zu ziehen. Im Vergleich zu seinen Schulkameraden schneidet der Manager einer Non-Profit-Organisation vermeintlich unter Wert ab: Nick ist eine Hollywoodgröße geworden, Craig schreibt Bestseller und Jason hat ein Vermögen am Finanzmarkt gemacht. Brad will die eigenen Versäumnisse nun an seinem Sohn „gutmachen“, doch Troy ist vom väterlichen Engagement eher peinlich berührt. Das Lebensmitte-Drama von Mike White verläuft so unterhaltsam wie eine echte Midlife-Crisis.

Metropol, tgl. 17 Uhr, Do-So auch 21.30, Mo 21.30 Uhr OmU

Putin sei Dank. Dank des Verbots in Russland erfährt die britisch-französische Polit-Satire von Armando Iannucci eine deutlich gesteigerte Aufmerksamkeit im Westen. Die rabenschwarze Komödie über die skurrilen Wirrungen, die der Tod Stalins im Jahr 1953 im Zentralkomitee der Partei verursachte, basiert „lose auf wahren Begebenheiten“. Stalins paranoide Terrorherrschaft kostete ihn schließlich selbst das Leben: Als er einen schweren Schlaganfall erlitt, erwies sich der schlotternde Führungskreis der Partei als handlungsunfähig, und alle kompetenten Ärzte waren seinen Säuberungen zum Opfer gefallen. Während der gefürchtete Diktator sterbend im Kreml lag, taktierten seine Lakaien, um die Nachfolge für sich zu entscheiden — vom eitlen aber hilflosen Malenkow über den durchtriebenen Geheimdienstchef Beria bis zum opportunistischen Chrustschow: ein Panoptikum der verbogenen Charaktere.

Metropol, tgl. 16.30 u. 19.15 Uhr

Der Biedermann und das Meer. Es war die schiere Verzweiflung, die Donald Crowhurst zum Abenteurer machte. 1968 startete der Hobbysegler ohne jede Hochsee-Erfahrung zu einer Einhandsegler-Weltumrundung, sein Ziel waren weder bootsmännischer Ruhm noch Grenzerfahrung. Es ging dem Engländer lediglich um das erkleckliche Preisgeld, das die Sunday Times ausgeschrieben hatte. Damit wollte er seine kriselnde Firma retten. Auf den letzten Drücker stach er in einem nicht einmal fertiggestellten Trimaran und mit ein paar Handbüchern in See. Schon bald tauchten die ersten Probleme auf, die den zweckoptimistischen Crowhurst nach und nach in die Verzweiflung trieben... Nach „Die Entdeckung der Unendlichkeit“ präsentiert Regisseur James Marsh erneut einen Helden, der nicht so recht ins heroische Kinoschema passt. So changiert Crowhurst (gespielt von Colin Firth) zwischen liebenswürdigem Familienmenschen und verantwortungslosem Hasardeur, der getrieben und gezogen ins Unglück steuert.

Bambi, tgl. 16.45 u. 19 Uhr (am Di. um 19 Uhr engl. OmU)

Tonya Harding hatte keine Chance. Das Publikum hasste die Rivalin von Nancy Kerrigan, vor allem wegen des hinterhältigen Attentats während der US-Meisterschaft im Eiskunstlauf 1994. Mit einer Eisenstange sollte Kerrigan das Knie zertrümmert werden, später wurde bekannt, dass Hardings Ehemann und womöglich auch sie selbst dahinter steckten. Seither war Tonya Harding nur noch die „Eishexe“. Während sich das klassische Sportdrama auf Nancy Kerrigan und ihren Triumph über das Foul Play konzentrieren würde, ist der Perspektivenwechsel bei Craig Gillespie der Clou. Wie ein Plädoyer der Ungeliebten kommt das schräge Biopic daher: ein satirischer Blick auf die heile Märchenwelt des Sports, in der Feen und Hexen nur Rollen sind.

Bambi, tgl. 18.45 u. 21.30 Uhr (Mo. im engl. OmU)

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