Düsseldorf Die Großen schwach, die Kleinen stark

Die CDU holt beide Wahlkreise, verliert aber wie die SPD viele Stimmen. Die FDP legt riesig zu, Grüne und Linke weniger.

Düsseldorf: Die Großen schwach, die Kleinen stark
Foto: Michaelis

Obwohl die CDU in Düsseldorf beträchtlich verloren hat, atmen die Christdemokraten gegen 19.30 Uhr im Rathaus auf. Denn da zeichnete sich klar ab, dass sie beide Wahlkreise verteidigen konnte: „Ja, wir hätten uns mehr erwartet, aber Sieg ist Sieg“, rief Parteichef Thomas Jarzombek seinen Parteifreunden zu, garniert mit dem Kampfruf für die Kommunalwahl 2020: „Jetzt stürmen wir auch das Rathaus auf dem Marktplatz.“

Düsseldorf: Die Großen schwach, die Kleinen stark
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Sylvia Pantel, erneut Siegerin im Süden: „Eigentlich feiere ich immer erst, wenn das Endergebnis da ist, zumal nach der Auszählungspleite im Garather Wahllokal. Aber heute Nacht habe ich 200 Freunde und Helfer zur Riesenwahlparty bei mir zuhause eingeladen — weil ich ihnen allen für ihren Einsatz danken möchte.“

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Und wie geht’s in Berlin weiter — „Groko“ oder Jamaika? Den meisten Christdemokraten ist klar, dass die SPD nicht mehr mitspielt, dass es ein Bündnis mit FDP und Grünen geben muss. Jarzombek: „Erst einmal pokern alle, Sondierung und Regierungsbildung werden sehr lange dauern“, sagt Ex-Parteichef Klaus-Heiner Lehne. Sylvia Pantel hält nichts von Jamaika: „Mit den Grünen möchte ich nicht koalieren — schon wegen ihre Familienpolitik nicht.“

Keine fünf Minuten nach der ersten schlimmen Prognose für die SPD im Bund stellt sich Andreas Rimkus, der Düsseldorfer SPD-Parteichef und Direktkandidat im Süd-Wahlkreis den Genossen im Rathaus. Er spricht von „einer historischen Niederlage“ und einem „bitteren Tag für die Demokratie.“ „Die Schande der Nation, die AFD, ist ins Parlament eingezogen.“ Rimkus und auch der Nord-Kandidat Philipp Tacer Tacer geben zu: „Die Große Koalition ist tot.“ Unter großen Applaus der SPD-Anhänger verkündete Rimkus für die Düsseldorfer Sozialdemokraten: „Wir werden uns nicht weiter verzwergen lassen, unser Platz in Berlin ist ab sofort in der Opposition.“ Das sieht auch Tacer so: „Das Ergebnis ist bitter und eine ziemliche Klatsche. Wir müssen uns in der Opposition erneuern.“ Die Verpflichtung und Verantwortung, die Rolle als stärkste Oppositionspartei in Berlin zu übernehmen, sieht auch die SPD-Europa-Abgeordnete Petra Kammerevert — denn sonst hätte die AfD diese Rolle.

So richtig lauten Jubel schon bei der ersten Prognise gibt es nur bei der FDP: „Welch ein Comeback nach vier harten Jahren im Abseits. Dank an Christian Lindner“, strahlt Ratsfrau Monika Lehmhaus. „Jamaika — warum nicht“, sagt sie, „hier im Rat beweisen wir ja mit der Ampel dass drei Farben zusammenpassen können.“ Sebastian Rehne, Direktkandidat im Süden: „1400 Tage lang haben alle Mitglieder auf diesen Tag hingearbeitet, das Ergebnis ist sensationell.“

Zufrieden ist Grünen-Sprecherin und Direktkandidatin Paula Elsholz. „Ich hatte mit weniger gerechnet.“ Die Düsseldorfer Landtagsabgeordnete der Grünen, Monika Düker, stellt dennoch fest: „Wir haben die Ziele, im Bund dritte Kraft zu werden und ein zweistelliges Ergebnis zu erzielen, nicht erreicht.“ Das Wahlergebnis hält sie insgesamt für schwierig.

Der Ball zur Regierungsbildung liege jetzt bei der CDU. Die Grünen würden nun gestärkt in die nächsten Wochen gehen, aber alles was rechnerisch möglich ist, sei eben noch nicht eine Regierung, meint Düker in Anspielung auf die mögliche Jamaika-Koalition.

Der Linken-Direkt-Kandidat im Düsseldorfer Norden, Udo Bonn, verfolgte den Wahlabend in Düsseldorf, ganz anders als Sarah Wagenknecht, die ja im Südwahlkreis antrat. Sie wurde erst später auf der Wahlparty im „Hirschchen“ von Berlin aus zugeschaltet. Für Bonn ist das Wahlergebnis, „abgesehen von unserer Partei, für alle arbeitenden Menschen und für alle, die nicht arbeiten können, ein schlechtes Ergebnis.“

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