Düsseldorf Das ist Düsseldorfs dienstälteste Lehrerin

Die Lehrerin Eugenia Iliescu ist die dienstälteste Lehrkraft der Stadt: Mit 73 Jahren startet sie nun in das neue Schuljahr am Luisen-Gymnasium.

Düsseldorf: Das ist Düsseldorfs dienstälteste Lehrerin
Foto: Sergej Lepke

Düsseldorf. Designer-Kleider in cremigen Farben, halblanger Rock, hohe Hacken und modischer Haarschnitt. Wenn Eugenia Iliescu entspannt lächelnd im Schlenderschritt auf das Lehrerzimmer zusteuert und ihren Schlüssel aus einer exquisiten Tasche herausfischt, traut man seinen Augen kaum. Die Dame, die eher der Empfangs-Chefin eines Fünf-Sterne-Hotels auf der Kö gleicht, ist Lehrerin am Luisen-Gymnasium, in unmittelbarer Nähe zur Prachtmeile. Nicht nur das: Sie unterrichtet auch noch die Angstfächer Mathematik und Physik — und das seit 52 Jahren.

Wenn jetzt (nächste Woche) die Schule wieder beginnt, dürfte Frau Iliescu mit ihren 73 Jahren mal wieder dienstälteste Lehrerin im Land sein. Auf zehn Wochenstunden beläuft sich ihr Deputat. Mathematik und Physik in der sechsten und in der internationalen Klasse. Warum ihre Dienste immer noch gefragt sind? „Mathematik ist an den meisten Schulen Mangelfach.“ Hintergrund: Viele examinierte Mathematiker werden händeringend von Wirtschaft und Industrie gesucht und finden dort gute Positionen. Aber Oberstudienrätin Iliescu, die in den Schulferien einen intensiven Kontakt zu ihren drei Enkelkindern pflegt, liebt nicht nur Mathematik, sondern: „Ich bin Lehrerin aus Leidenschaft“, sagt sie knapp.

Für viele Schüler ist sie der Star, genießt Kultstatus, seit mehreren Generationen. Sie ist streng, würzt das Lernpensum mit Humor und ihrem leicht singenden Balkan-Slang, der a bissel an Operetten erinnert. Sie erklärt mathematische Formeln so lange, bis jeder Schüler sie verstanden hat. „Schreibt das mit!“ fordert sie eine unruhig schnatternde Schülergruppe auf. „Das ist wichtig für die Oberstufe.“ Liebevoll autoritär klingt das. Und gegen Widerworte hat sie nur selten zu kämpfen. Denn bei aller Strenge und geforderten Disziplin, strahlt Eugenia Iliescu eine natürliche Leichtigkeit aus.

Obwohl: Leicht hat sie es — als gebürtige Rumänin mit österreichischen Vorfahren, die in der Ceausescu-Diktatur studiert hatte — gewiss nicht gehabt. Glück hatte sie nur, weil der rumänische Staat sie 1981 nach Casablanca schickte, um dort Mathematik zu unterrichten, da immer weniger Franzosen in der ehemaligen Kolonie Marokko arbeiten wollten. Dort unterrichtete sie Mathe auf Französisch.

1983 kehrten sie, ihr Mann Viorel und ihre Tochter nicht nach Bukarest zurück, sondern gingen als Spätaussiedler nach Deutschland. Zunächst nach Köln, dann ging die Familie im deutschen Auslandsschuldienst nach Istanbul, bevor sie 1995 nach Düsseldorf an das Traditionsgymnasium an der Bastionstraße versetzt wurde. An die Anfänge 1983 erinnert sie sich gut: „Wir hatten dieselben Schwierigkeiten mit der Sprache und so weiter. wie Flüchtlinge heute“, sagt sie. So musste sie sich anfangs die Fachsprache in kurzer Zeit selber beibringen.

Deshalb hat sie im „Luisen“ mit Schülern aus 52 Nationen ihre neue Heimat gefunden. Und geht sensibel und geduldig mit Syrern, Iranern und Marokkanern in der 2016 eingerichteten internationalen Klasse um. Auch bei ihnen avancierte sie schnell zur Lieblingslehrerin. „Einige von sind sehr fleißig“, lobt sie, „und haben in der 9. Klasse die besten Noten in der Mathe-Arbeit erzielt.“

Im letzten Sommer machte Iliescu dann Schlagzeilen mit einem „Willkommensfest“ für Schüler und Eltern in der Aula des Luisen-Gymnasiums, an dem auch Flüchtlinge teilnahmen. Denn Feste zu organisieren, mit Tanz, Musik und Theater anzureichern, das ist das Steckenpferd der Pädagogin, die nebenbei mit ihrem Mann noch die Schauspielschule „Applaus“ managt. Seit fast 50 Jahren ist sie mit dem Schauspieler Viorel Iliescu glücklich verheiratet.

Die erste spektakuläre Bewährungsprobe als Regisseurin bestand Iliescu 2012, als sie den Festakt zum 175-jährigen Schul-Jubiläum in der Tonhalle, mit eigener „Luisen-Hymne“ inszenierte — zusammen mit der heutigen stellvertretenden Schulleiterin Gabriele Patten. „Ohne Frau Iliescu wären unsere Feste nicht so professionell“, sagen Vize-Direktorin Patten genauso wie meisten Kollegen. Selbstverständlich ist für die Power-Frau Iliescu, dass die Proben außerhalb der Unterrichtszeit laufen. Der nächste Festakt steht vor der Tür: am 8. September ist der Auftakt zu 25 Jahren Unesco-Projekt-Schule. Wie sie sich dafür fit hält? „Ich laufe im Park und gehe zweimal pro Woche zum Kieser-Training.“

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