Düsseldorf Die Blumen legen einen Frühstart hin

Der warme Winter ist auf Rekordkurs, die Blüten kommen viel zu früh. Damit sie bleiben, darf es jetzt aber nicht zu warm werden.

Düsseldorf: Die Blumen legen einen Frühstart hin
Foto: Sergej Lepke

Düsseldorf. Der Winter in Düsseldorf ist auf Rekordkurs — weil er so viel zu warm ist. Und so hat auch die Natur in der Stadt den Frühlingsanfang kurzerhand in den Februar verlegt. Am Café im Nordpark blühen die Krokusse schon in kräftigem Blau, auf den Grüninseln entlang des Südrings recken sogar die Osterglocken ihre Stängel schon in die milde Luft — immerhin fünf Wochen vor Ostern. Das Bizarre: Damit diese Blütenpracht Düsseldorf lange erhalten bleibt, darf es nicht zu warm werden.

„Wir beobachten die Entwicklung auch“, sagt Norbert Richarz vom Gartenamt. Die Haselsträucher blühten etwa drei Wochen früher als sonst. Tulpen kämen schon aus dem Boden. Und vor dem Gartenamt könne man schon an einer Kornelkirsche gelbe Knospen sehen. „Die sind ganz kurz vorm Aufblühen. Alles ist ein paar Wochen früher dran.“

Sorgen, dass die Blütezeit mit einem etwaigen Temperatursturz auch gleich wieder vorbei wäre, hat Richarz nicht: „Für Krokusse und Osterglocken ist das nicht gefährlich. Die sind sehr robust.“ Im Gegenteil: „Wenn es zu warm ist, ist das sogar eher schlecht.“ Denn dann verblühten die frühen Blumen rascher. Sie brauchen jetzt konstant kühles Wetter.

Zumindest für diese Woche kann Meteorologin Cornelia Urban vom Deutschen Wetterdienst in Essen da Hoffnung machen: „Es wird kälter und auch kalt bleiben.“ Tagsüber leichte Pluswerte, nachts runter bis auf minus drei Grad. „Das zieht den Februar im Durchschnitt aber nicht runter“, sagt Urban.

Was sie meint ist die Wärme, die in diesem Winter quasi non-stop vorherrscht. Der Dezember, so die Fachfrau, war „rekordmäßig zu warm“, das stehe schon mal fest: In Düsseldorf gab es im Durchschnitt 9,5 Grad — das sind 5,9 Grad mehr als das langjährige Mittel. Auch der Januar lag mit durchschnittlich 4,2 Grad mehr als zwei Grad über dem Schnitt der Vorjahre (1,9 Grad). Und der Februar präsentierte sich bisher sogar 3,9 Grad wärmer als üblich. Damit dürfte dieser Jahresanfang einer der mildesten überhaupt sein.

Dass das nicht ohne Folgen bleibt, ist klar. „Die Natur reagiert“, sagt Richarz vom Gartenamt und meint damit nicht nur die Pflanzen. „Auch in der Tierwelt hört man es schon.“ Die Vögel beginnen wieder zu singen und auch Honigbienen sieht man schon wieder vereinzelt, so der Experte. Auch Zugvögel kommen schon wieder zurück — laut Landesumweltamt sind sogar erste Störche aus Spanien schon wieder in Westdeutschland gesichtet worden. In Düsseldorf brüten sie bisher nicht — obwohl die Biologische Station vorsorglich einen Nistplatz eingerichtet hat, weil auch hier immer wieder Störche gesichtet werden. Aber andere Zugvögel, die einen frühen Heimflug gewählt haben, freuen sich jetzt: Denn sie können die Brutreviere früh besetzen und finden schon gute Wetterbedingungen vor. „Diese Strategie setzt sich dann durch und immer mehr Tiere machen es“, erklärt Richarz. Doch was, wenn dann mal wieder ein harter Winter kommt? Richarz: „Das könnte sich dann zum Nachteil auswirken.“ Also bleibt zu hoffen, dass im nächsten Winter mal wieder ein bisschen Normalität einkehrt — denn so schön die frühe Blütenpracht jetzt auch ist: Ein bisschen Schnee im Winter wäre ja auch mal wieder was.

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