Düsseldorf Deutscher Webvideopreis: Aufsteiger feiern sich

Die Verleihung mit Stars zeigt die wichtige Rolle der Youtuber.

Düsseldorf: Deutscher Webvideopreis: Aufsteiger feiern sich
Foto: David Young

Düsseldorf. Es ist schon erstaunlich, was aus dem Webvideopreis geworden ist: Vor gerade einmal fünf Jahren war er noch eine charmante Szene-Veranstaltung in einem kleinen Kino in Essen. Jetzt 2015, ist er zu einer echten Supershow gewachsen.

Über 2000 Gäste sitzen am Samstag bei der Vergabe der Youtube-Oscars im Saal des Castello in Reisholz. Über den roten Teppich schritten zuvor umjubelte Internet-Größen, die Namen tragen wie LeFloid, Dagi Bee oder Dner. Sie alle sind „Youtuber“, das heißt, sie produzieren auf der Videoplattform kreative Inhalte und erobern damit stetig wachsende Fangemeinden. Gemeinsam ist ihnen, dass die meisten über 30-Jährigen keinen blassen Schimmer haben, wer sie sind und was sie tun.

Webvideopreisträger 2015: Quirlig, professionell und immer beliebter
24 Bilder

Webvideopreisträger 2015: Quirlig, professionell und immer beliebter

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Es ist auch schwer erklärbar, dass ein Mann namens Gronkh, seinen ungeheuren Erfolg darauf aufbaut, dass er Menschen zusehen lässt, wie er Videospiele spielt. Das macht er aber so sympathisch und witzig, dass ihm sein Kanal in nur fünf Jahren 3,6 Millionen Abonnenten und ein gutes finanzielles Auskommen eingetragen hat.

Was auch für die Düsseldorferin Dagi Bee gilt, deren Videos sich inhaltlich mit Mode und Kosmetik beschäftigen. Fast zwei Millionen Fans lassen sich von der 20-Jährigen regelmäßig Schmink- und Styling-Tipps geben, auf dem roten Teppich wird sie bejubelt wie ein Popstar.

Durch den Abend führt Schauspieler und Moderator Christian Ulmen, der erkennt: „Hier im Saal sitzen Menschen, die haben mehr Follower als der Islam.“ Über allem thront mit weißem Vollbart Friedrich Liechtenstein, der 2013 mit dem Clip „Supergeil“, einer Supermarkt-Kette zum sensationellen Viral-Erfolg im Netz verhalf.

Und wer denkt, der 59-Jährige sei der älteste Mensch im Saal, irrt. Ausgerechnet die Laudatoren der Kategorie „Newcomer“ sind Erna und Willi, beide über 70 Jahre alt. Das Rentner-Ehepaar kommentiert auf seinem Kanal aktuelle Ereignisse oder analysiert Pop-Songs und ist mittlerweile zum Liebling der Youtube-Community avanciert.

Auf den Videoplattformen wird momentan die Geschichte des Fernsehens fortgeschrieben. Das haben auch einige Fernsehmacher bereits erkannt: Die Kategorie „Comedy“ präsentiert TV-Legende Otto gemeinsam mit Phil Laude vom Comedy-Trio Y-Titty. Da hat jemand verstanden, wo der Hase in Zukunft lang läuft.

Laudatorin der Kategorie „Journalism“ ist ARD-Moderatorin Pinar Atalay. Sie würdigt Gewinner Marti Fischer (23) für seinen herausragenden Clip zur Kulturvermittlung. Atalays Kollegen Jan Hofer, Caren Miosga, Frank Plasberg und Anne Will lassen es sich ebenfalls nicht nehmen, die Nominierten in kurzen Film-Einspielern zu loben.

Das „Best Video of the Year“ räumt Darkvictory ab, ein junger Animationskünstler aus Potsdam, und „Person of the Year“ werden mit Rocket BeansTV gleich mehrere Jungs aus Hamburg. Erik Range, alias Gronkh, erhält einen Ehrenpreis „für sein langjähriges Wirken in der Webvideolandschaft“. Fünf Jahre sind im Netz eine sehr lange Zeit.

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