Detektiv ohne Waffe und Trenchcoat

Das Detektiv-Institut Kocks feiert in diesem Jahr 60-jähriges Bestehen. Manfred Lotze ist seit 50 Jahren dabei.

Düsseldorf. Detektivserien im Fernsehen schaut sich Manfred Lotze gar nicht erst an. Zu unrealistisch. „Da wird der Zuschauer auf eine falsche Fährte gelockt und am Ende ist eine Person der Täter, die gar nicht im Fokus war.“ In Lotzes Berufsalltag sieht das anders aus. Wenn Firmen oder Privatleute ihn engagieren, dann nicht selten, weil sie einen konkreten Verdacht gegen einen bestimmten Mitarbeiter hegen. Lotzes Aufgabe und die seiner mehr als 30 Mitarbeiter ist es dann, den Täter zu überführen oder aber den Verdacht zu zerstreuen.

Daran hat sich in all den Jahren, die Lotze als Detektiv unterwegs ist, kaum etwas geändert. Vor 60 Jahren gründete Manfred Wilhelm Kocks das Detektiv-Institut Kocks. Manfred Lotze stieß zehn Jahre später dazu. Anfangs nur, weil er dort 150 Mark mehr verdienen konnte als in Duisburg, wo er als Kaufmann tätig war.

In der Detektei Kocks hat Lotze das Handwerk, das offiziell gar keines ist, dann von der Pike auf gelernt. Und ja, auch das Beschatten von Verdächtigen rund um die Uhr — für das es viel Geduld braucht — gehörte dazu. Spannend sei dabei weniger die Frage nach dem Täter, sondern die Frage: „Wann kriegen wir ihn oder sie?“

Anfangs trugen der heute 70-Jährige und seine Kollegen noch eine Waffe bei der Arbeit. Aber da in all den Jahren nie etwas passiert sei, gebe es dafür heute keinen Grund mehr. Auch die langen Mäntel der Detektive, unter denen diese Flaschen für Urin versteckten, um bei langen Beschattungen für den Notfall gerüstet zu sein, habe längst ausgedient. Schließlich sind heute meist gleich mehrere Detektive im Einsatz und die Beobachtung erfolgt häufig vom Auto aus.

Selbst die Klientel hat sich geändert. Anfangs beauftragten vor allem Privatleute die Detektive — nicht selten, um dem Ehepartner genauer auf den Zahn zu fühlen. Seit sich 1977 die Scheidungsgesetze änderten und vor Gericht keine Beweise, etwa für die Untreue des Partners, vorgelegt werden müssen, ist das nicht mehr so. Heute steht der „Tatort Arbeitsplatz“ bei der Detektei im Vordergrund. Verschwinden teure Waren aus dem Lager oder dreht einer einen Hebel um, so dass plötzlich Ab- im Trinkwasser landet (ist alles schon vorgekommen), ist es Aufgabe der Detektive, den Täter zu überführen. Wenn es sein muss, schleust Lotze dazu seine eigenen Männer bei den betroffenen Firmen ein. „Dazu braucht es natürlich schon ein wenig Geschick“, sagt er. „Sie müssen schließlich das Vertrauen der Mitarbeiter gewinnen.“

Auch Fingerabdrücke zu nehmen gehört zur Aufgabe von Lotze und seinen Männern — wie derzeit bei einem Fall, in dem ein Unbekannter Erpresserbriefe an hochkarätige Persönlichkeiten verschickt habe. Ob das nicht eher Sache der Polizei sei? „Die haben dafür gar keine Zeit“, sagt Lotze. Teilweise rieten die Beamten sogar dazu, sich einen Detektiv zu nehmen.

„Wir haben nicht mehr Rechte als andere Bürger, aber wir wissen um die Möglichkeiten“, sagt Lotze. Als aus einem Unternehmen immer wieder teure Metalle verschwanden, durfte Lotze zum Beispiel nicht dem verdächtigen Mitarbeiter einen Peilsender unterschummeln — aber dem Material. So konnten die Detektive — 30 sind für das Institut Kocks tätig — den Weg des Diebesgutes bis zu einem Schrottplatz verfolgen. Betreten durften sie diesen nicht. Aber die Polizei. „Die hatten wir bereits informiert“, erzählt er. Was aus den Tätern wurde, die er in all den Jahren überführt hat, weiß er nicht. Es interessiert ihn auch nicht. Ist der Täter geschnappt, ist die Detektei, die eine Erfolgsquote von mehr als 90 Prozent hat, raus aus dem Fall.

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