Designer-Karriere im Rollstuhl

Barbara Schwarzer hat trotz Multipler Sklerose aus ihrem Namen eine höchst erfolgreiche Modemarke gemacht.

Düsseldorf. Gelegt, gesteckt, gewickelt, drapiert - im Atelier der Düsseldorfer Modedesignerin Barbara Schwarzer herrscht reges Treiben. Die Regale sind prall gefüllt mit edlen Stoffballen, Modellskizzen so weit das Auge reicht. Schneiderpuppen stehen wie Zinnsoldaten auf der Reihe mit ihren zu Kleidern drapierten Stoffen.

Barbara Schwarzer ist nicht nur eine hochwertige Marke in der Modebranche, hinter dem Label steckt eine schöne und erfolgreiche Powerfrau mit großem Handicap: Barbara Schwarzer sitzt seit drei Jahren im Rollstuhl, sie leidet an Multiple Sklerose.

Die 53-Jährige hat es geschafft, sich mit ihrer Krankheit in der glitzernden Modewelt, in der makellose Schönheit dominiert, zu behaupten. Gerade wird an der Sommerkollektion 2011 gearbeitet. Prominente wie Senta Berger, Christine Neubauer und Birgit Schrowange zählen zu ihren treuen Kundinnen. "Ich möchte die Frauen schön machen", sagt sie.

Barbara Schwarzer liebt ihre Arbeit. Sie ist freundlich und zuvorkommend und hat sich mit ihrer Krankheit arrangiert. "Für mich persönlich ist es oft schwer. Aber ich habe gelernt, die Krankheit zu akzeptieren. Ich rede darüber und ich lasse mir helfen", sagt sie. Schwarzer hat ihren Weg gefunden. "Auch wenn es durchaus unüblich ist, mit dieser Krankheit in der Modebranche zu arbeiten - ich erfahre aus meiner Umgebung nur Zuspruch, beruflich wie privat."

Zeichnen kann sie selbst nicht mehr, zwei diplomierte Modedesignerinnen bringen ihre Ideen zu Papier. "Ich bin dankbar, dass ich noch arbeiten kann und darf - dabei hat mir mein Mann sehr geholfen", sagt sie gut gelaunt und gelassen: "Ich sehe vieles nicht mehr so eng, das ist mein Vorteil." Eine gehörige Portion Disziplin sei allerdings unerlässlich: "Auch wenn es mir mal nicht so gut geht, gehe ich arbeiten."

Seit 1985 arbeitet sie gemeinsam mit ihrem Mann Claus unter dem Dach der Augustat GmbH an der Fringsstraße 30 im Düsseldorfer Hafen. Angefangen hatte alles mit Abendmode, es folgten Hosenanzüge, das kleine Schwarze und Dinnerkleider.

Vier Kollektionen mit insgesamt 500 Teilen kommen jedes Jahr auf den Markt. Seit letztem Jahr hat Barbara Schwarzer auch eine Mantelkollektion ins Programm genommen. Möglichst leicht sollen die Modelle sein, ausgefallen und ein wenig raffiniert in Schnitt und Stoff. Zu ihren 800 internationalen Kunden gehört auch Eickhoff an der Kö.

"Ich bin quasi immer im Einsatz. Wo ich auch bin, habe ich Augen für die Mode und ein ganz gutes Gefühl für Trends. Ich treffe den Zeitgeist, weil ich seziere und scanne, was machbar, angesagt und umsetzbar ist", verrät sie.

Mit der heutigen Anziehkultur ist sie nicht ganz einverstanden: "Disziplin wird oft vernachlässigt. Es geht meist um Bequemlichkeit. Die Würdigung eines Anlasses fehlt." Der Erfolg gibt ihr Recht - für das Geschäftsjahr 2009 meldet Schwarzer ein zweistelliges Umsatzplus. Doch der berufliche Erfolg ersetzt nicht ihren Herzenswunsch: "Ich brauche für alles in meinem Leben Hilfe. Ich wünsche mir so sehr, eines Tages nach einer erfolgreichen Stammzellentherapie wieder Auto fahren zu können."

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