Der Zoch und seine Folgen

Düsseldorf findet dank der politischen Wagen im Zoch bundesweite Aufmerksamkeit. Meisner kritisiert das Papst-Motiv.

Düsseldorf. Selten ist Düsseldorf in der gesamten Republik so präsent wie am Tag nach Rosenmontag. Denn die Bilder vom Zoch beherrschen die Berichterstattung über das jecke Treiben in den Karnevalshochburgen. Dass die Motive von Wagenbauer Jacques Tilly landauf, landab als die besten gelten, hat sich inzwischen überall herumgesprochen - ungeachtet der Tatsache, dass es am einen oder anderen Motiv auch Kritik gibt.

Ausgerechnet der Kölner Stadt-Anzeiger widmet dem Düsseldorfer Zoch eine Dreiviertelseite mit drei großen Bildern. "Auf den Mottowagen des Düsseldorfer Zugs werden die globale Finanzkrise und andere aktuelle Themen wesentlich bissiger aufs Korn genommen, als das in Köln üblich ist", schreibt die Zeitung.

So hat man es auch beim ZDF gesehen: Im Heute-Journal am Montagabend suchte Redakteur Peter Kranz den "besten Umzugswagen Deutschlands in der Kategorie Politik". Auf Platz eins sah er den Düsseldorfer Merkelwagen, erst auf Platz zwei folgt die nur leicht verhüllte Bundeskanzlerin in Köln. Platz drei geht gleich wieder an Düsseldorf - für den Wagen, der einen Deutschen Banker zeigt, der dem Steuerzahler faule Kredite ins Gesicht speit.

Schade: Auf die Titelseite - so wie bei den Bremer Nachrichten - schaffte es der Düsseldorfer Karneval seltener als in den Vorjahren. Grund ist die Oscar-Verleihung, die die jecke Berichterstattung meist auf die hinteren Seiten verdrängte. In der Hamburger Morgenpost zum Beispiel findet sich diese erst auf Seite fünf, dafür werden aber nur Bilder aus Düsseldorfer gezeigt, vier an der Zahl.

Oft sieht es aber auch so aus wie in den Westfälischen Nachrichten: Ein großes Bild vom Düsseldorfer Zoch steht über zwei kleineren aus Köln und Mainz, in diesem Fall entschieden sich die Journalisten für den fliegenden Obama mit Europa-Anhängsel.

Der gehört übrigens zu den am häufigsten gedruckten Motiven vom Düsseldorfer Zoch. Für ihn entschieden sich etwa Die Welt, die Süddeutsche Zeitung, Der Tagesspiegel in Berlin, die WAZ, der Wiesbadener Kurier, die Thüringer Allgemeine, die Ruhr Nachrichten und die Osnabrücker Zeitung.

Am zweitöftesten ist der Merkel-Wagen zu sehen - er erfreut die Leser der Stuttgarter Zeitung, des Hamburger Abendblatts und der Aachener Zeitung. Und die faulen Kredite finden sich immerhin noch in der FAZ und in der Frankfurter Rundschau. Die zeigte - ungewöhnlich für eine überregionale Tageszeitung - übrigens auch eine Düsseldorfer Lokalpolitikerin: Das Bild von FDP-Bürgermeisterin Marie-Agnes Strack-Zimmermann, die als "notleidende Bank" verkleidet war, wurde als Beispiel für "knallharte Kapitalismus-Schelte" abgedruckt. Auch der Wagen mit Jürgen Rüttgers (siehe unten) brachte es zu Ehren - in der Westfalenpost.

Und so wie es aussieht, sind dem Düsseldorfer Zoch sogar noch weitere Schlagzeilen sicher - dank der Kritik von Kardinal Meisner...

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