Der Tunnel-Tüv in Wersten

Der Universitätstunnel wird vier Tage lang durchgecheckt. Freitag Abend sollen die Ergebnisse vorliegen.

Düsseldorf. Sie sind vielen Autofahrern unheimlich, die langen Röhren der Autobahntunnel. Die Schreckensmeldungen über Unglücke in Alpentunneln, die vor gut zehn Jahren viele Menschenleben forderten, wirken nach. Deutsche Straßentunnel gehören zu den sichersten weltweit. "Einen richtig großen Unfall hatten wir in NRW zum Glück noch nicht", bestätigt Bauingenieur Christoph Querdel vom Landesbetrieb für Straßenbau. Aber auch hier kann nachgebessert werden. Zur Zeit sorgt eine EU-Sicherheitsrichtlinie auf NRWs unterirdischen Straßen für viele Umbaumaßnahmen. So zum Beispiel auch im Universitätstunnel in Düsseldorf.

Damit beauftragt ist zum Beispiel Jörg Anders. Während nur wenige Meter über seinem Kopf, auf der Wiese im Stadtteil Wersten, eine Stille herrscht, die höchstens von den Reifen der Radfahrer gestört wird, verursachen die Autos im darunter liegenden Universitätstunnel der A46 ohrenbetäubenden Lärm. Drei Treppen führen ihn vom fensterlosen Betriebsgebäude hinab in den dröhnenden Untergrund.

Die große Tunnelinspektion, Tunnel-Tüv genannt, steht an. Um den Verkehr nicht zu behindern - immerhin fahren 80 000 Autos täglich durch den Tunnel - wird nachts gearbeitet. Zusammen mit Frank Schaaf (48), Diethard Groß und Dirk Lange (beide 44), überprüft der Elektromeister alle technischen Anlagen. Der Tunnelcheck ist auch eine Bestandsaufnahme. Wie viel ist von der EU-Richtlinie für Tunnelsicherheit bereits umgesetzt worden, was muss noch getan werden? Die Ergebnisse sollen Freitag Abend vorliegen.

Genau 1026 Meter lang ist der Tunnel. Ebenso so lang wie das Brandmeldekabel unter der Tunneldecke, das Anders kontrolliert. Sollte es im Tunnel brennen, würde das Kabel das Feuer binnen Sekunden der Tunnelleitzentrale in Duisburg melden und die Feuerwehr alarmieren. Die Lüfter würden automatisch die gefährlichen Brandgase aus dem Tunnel drücken, der Verkehr in der zweiten Tunnelröhre würde gesperrt, damit die Menschen hinüber flüchten können.

Dann überprüfen die Männer die Schaltkästen, mit denen die Feuerwehr im Notfall die Licht- und Lüfteranlagen von Hand steuern kann. Der parallel arbeitende Reinigungstrupp säubert Lampen und Warnschilder, die Abgase und Gummiabrieb zugestaubt haben, ersetzt Leuchtmittel, wartet die Fluchttüren. Für den ganzen Tunnel werden sie vier Tage brauchen.

Seit über zwanzig Jahren arbeitet Anders im fahlen Licht der Autobahntunnel. "Ich mag die Sonne gar nicht so sehr", nimmt er es locker. Er muss es wohl auch noch einige Zeit im Inneren der Bauwerke aushalten. Die Umbauarbeiten an allen Tunneln des Landes sollen erst 2013 abgeschlossen sein. Angst hat Anders nicht, wenn Autos und Lkw an ihm vorbei rauschen. Auch die Abgase stören ihn nicht besonders. "Das Schlimmste an dem Job ist eigentlich der Lärm. Wenn man den ganzen Tag hier unten ist, dann brummt einem einfach der Schädel, wenn Feierabend ist." Der ist für ihn im Moment um fünf Uhr in der Frühe.

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