Der Täter kann lügen — sein Fingerabdruck aber nicht

Die Beweise, die das LKA in Düsseldorf liefert, sind sicher. Acht Verfahren wurden dafür jetzt offiziell ausgezeichnet.

Düsseldorf. Gerade erst ist das Düsseldorfer Landeskriminalamt an der Völklinger Straße in den Neubau umgezogen, verfügt jetzt über Labore, deren technische Ausstattung laut Sprecher Frank Scheulen in Europa einzigartig ist. Jetzt wurde auch der Arbeit, die in diesen Laboren geleistet wird, ein besonders hohes Niveau bescheinigt: Acht Untersuchungsbereiche wurden von der Deutschen Akkreditierungsstelle offiziell akkreditiert. Die Beweise, die das LKA findet, gelten somit als sicher und dürften selbst international vor Gericht über jeden Zweifel erhaben sein.

„Der Sachbeweis hat in den vergangenen Jahren an Bedeutung gewonnen“, erklärt LKA-Direktor Wolfgang Gatzke. Durch den technischen Fortschritt sind die Gerichte oft nicht mehr auf Zeugen oder Geständnisse der Täter angewiesen. Gleichzeitig stiegen aber auch die Anforderungen an die Zuverlässigkeit der Untersuchungsmethoden. Durch die Akkreditierung wurde diese Zuverlässigkeit dem LKA jetzt nach mehrwöchiger Prüfung bescheinigt.

Fast 90 000 Asservate untersuchten die Wissenschaftler im vergangenen Jahr an der Völklinger Straße. Über 34 000 Gutachten wurden erstellt. Anlässlich der Akkreditierung öffnete das Kriminaltechnische Institut am Donnerstag die sonst strikt abgeriegelten Labore aus drei der acht ausgezeichneten Bereiche.

Schussspuren: Wann immer jemand den Abzug einer Pistole drückt, entsteht eine Schmauchwolke. Wo dieser Schmauch niedergeht, kann den Wissenschaftlern Anhaltspunkte über einen kompletten Tathergang geben. „Etwa ob sich ein Schuss bei einem Gerangel gelöst hat oder gezielt aus kurzer Entfernung abgegeben wurde“, sagt Dirk Seinsche vom zuständigen LKA-Dezernat. Bei einem Dreifachmord in einer Overather Kanzlei 2003 etwa wiesen die Mitarbeiter nach, dass die Anwaltsfamilie regelrecht hingerichtet wurden — vor Gericht wichtig für die Entscheidung über das Strafmaß.

Bodenanalyse: Mineralien, Pollen, Erde, Insektenrückstände — jeder Boden hat seinen eigenen Fingerabdruck. Im LKA nehmen die Experten die Zusammensetzung unter dem Mikroskop auseinander. In einem Nebenraum lagern verschiedene Hölzer, eingelegte Früchte, Mineralien und Bodenproben zum Vergleich. Auf den kleinen Gläsern mit Sand und Erde steht etwa „Namibia, Düne 7“ oder „Florida, Tampa“. In einem angeblichen Vergewaltigungsfall konnte das LKA anhand der Kleidung feststellen: Die Jugendliche war nie am angegebenen Tatort gewesen. Die Bodenanhaftungen stammten vielmehr von einem Sportplatz, wo sie sich mit Freunden traf. Das angebliche Opfer gestand: Es hatte die Gewalttat erfunden, weil es zu spät nach Hause gekommen war.

Daktyloskopie: 700 Mal haben die Experten 2010 differenzierte Untersuchungen zu Fingerabdrücken durchgeführt. Das Verfahren hat eine über 100-jährige Geschichte, mit neuen Chemikalien und Lichttechniken ist es heute aber auch möglich, Fingerabdrücke von saugfähigen Untergründen wie Papier und Holz zu sichern. Oder von klebrigen Materialien. So wurden 2003 nach der grausamen Ermordung des Geschwisterpaares Tom und Sonja in Aachen Fingerabdrücke an dem Klebeband gefunden, mit dem das Mädchen gefesselt worden war. Die Spuren führten schließlich zu den beiden Tätern, die zu lebenslanger Haft und anschließender Sicherungsverwahrung verurteilt wurden.

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