Düsseldorf Der tägliche Kampf um die Köpfe

Islamlehrer El Hamrouni begegnet salafistischen Ideen im Unterricht. Er glaubt, dass mehr geschehen muss, um junge Menschen nicht abdriften zu lassen.

Düsseldorf: Der tägliche Kampf um die Köpfe
Foto: J. Michaelis

Düsseldorf. Lehrer Abdussalah El Hamrouni muss im Unterricht auf alles gefasst sein. In Diskussionen hört er zuweilen von Schülern, dass der Islam und Demokratie nicht vereinbar seien. „Die sagen dann, die Demokratie sei von Menschen gemacht, die Scharia aber Gottes Gesetz.“

El Hamrouni unterrichtet an zwei Düsseldorfer Schulen islamischen Religionsunterricht. Er lässt sich von solchen Äußerungen nicht aus der Ruhe bringen und weiß, wie er reagiert. Aber er weiß auch, dass man auf der Hut sein muss: „Es macht mir Sorgen, wenn ich sehe, wie salafistisches Gedankengut sich verbreitet.“

Gerade wird in Wuppertal ein Prozess gegen den in Düsseldorf lebenden Salafisten Sven Lau und seine Mitstreiter vorbereitet (WZ berichtete). Wenn es um das Thema Salafismus geht, spielt Düsseldorf aber keine Rolle, es wird über Städte wie Wuppertal, Solingen oder Dinslaken geredet. Salafisten gibt es aber durchaus auch in Düsseldorf. Und die versuchen zum Teil, in die Köpfe von jungen Menschen zu kommen und sie für ihre Idee zu begeistern.

Wie die Strukturen in Düsseldorf sind, darüber erfährt man wenig. Eine festgefügte Szene hat sich in der Stadt nicht etabliert (siehe Artikel unten). Aber in manchen muslimischen Gemeinden ist nach Ansicht von Abdussalah El Hamrouni Platz für salafistisches Gedankengut. Er glaubt, dass es mehr als 100 Anhänger des Salafismus in Düsseldorf gibt, vielleicht deutlich mehr.

Sichtbar werden sie zuweilen bei Koranverteilungen am Hauptbahnhof. El Hamrouni spricht aber von guten Netzwerken, Kontakten zu islamischen Staaten sowie Büchern und DVDs, die sie kostenlos verteilen. „Junge Leute wachsen in einem Viereck auf, das besteht aus Eltern, Moschee, elektronischem Islam und Schule.“ Es ist so etwas wie ein Kampf um die Köpfe der Kinder, den der Lehrer beschreibt — mit unklarem Ausgang: „Das ist eine Herausforderung.“ Vor allem im Internet würden junge Menschen viel gefährliches Gedankengut finden.

El Hamrouni setzt deshalb nicht zuletzt auf die Schulen, um da ein Gegengewicht zu bilden. Doch nach wie vor ist das Fach Islamunterricht an Düsseldorfer Schulen wenig verbreitet, wird an je vier Grund- und Realschulen sowie an je einer Gesamt- und Hauptschule angeboten. Laut Bezirksregierung werden die Klassen auf Initiative von Eltern eingerichtet.

El Hamrouni ist da aber skeptisch, seiner Ansicht nach wäre es möglich gewesen, mehr Lehrer als Seiteneinsteiger einzustellen. Doch er sieht Vorbehalte von verschiedenen Seiten. Zum einen gebe es immer noch Misstrauen gegenüber einem vermeintlichen Entgegenkommen gegenüber dem Islam. Auf der andern Seite stünden Salafisten, die den Schulunterricht als Konkurrenz betrachten.

Aber auch die Stadt sieht er in der Pflicht. Es müsste Islamkonferenzen in den Kommunen geben, schlägt er vor. So könnten die islamischen Gemeinden und die hiesige Gesellschaft sich besser kennen lernen. „Es bringt nichts, wenn das nur auf Bundesebene mit dem Zentralverband stattfindet. Das muss vor Ort geschehen.“

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