Der Smart ist geborgen

Mit einer Tauchglocke hatte das Schiff „Carl Straat“ das Auto geortet.

Stück für Stück kommt unter der Tauchglocke der kleine Smart zum Vorschein. Triefnass, der rechte Vorderreifen ist platt, der Außenspiegel fehlt. Ansonsten sieht man dem Auto die zwei Tage auf dem Grund des Rheins nicht an. Ein Polizist findet im Innenraum sogar noch eine Louis-Vuitton-Handtasche.

Sie gehört wohl der 16-Jährigen, die am Sonntagabend mit dem Auto an der Theodor-Heuss-Brücke in den Fluss stürzte. Das Mädchen und ihr 18-jähriger Begleiter hatten versehentlich den Schalthebel des geparkten Wagens gelöst, er rollte über die Böschung. Gerade noch rechtzeitig konnten die beiden die Türen öffnen und zum Ufer zurückschwimmen.

Nachdem das Peilschiff „Bingerbrück“ noch in der Nacht zu Montag erfolglos mit Echolot nach dem Wrack des Wagens suchte, legt am Dienstagmorgen um 8 Uhr die „Carl Straat“ ab. Das Tauchglockenschiff ist das einzige in ganz Europa und per Zufall gerade in Köln eingesetzt. Glück für die Düsseldorfer, die das Boot anfordern.

„Das ist, als würde man eine Tasse umgedreht in einen Eimer stülpen“, erklärt Geräteführer Thomas Bach das Prinzip. Die Tauchglocke wird auf den Grund gesetzt, das Wasser durch Überdruck hinausgepresst. Die zwei Glockenarbeiter müssen sich langsam in einer Schleuse an diesen höheren Druck gewöhnen — wie beim Tauchen. Dann wird die dicke Stahltür zum Schacht geöffnet. Die Arbeiter laufen bequem treppab bis auf den Grund des Rheins.

Dann wird der Schacht ein Stück angehoben, das trübe Rheinwasser blubbert hinein. Doch durch den Überdruck kann es nicht über den Rand der Glocke steigen. Mit Stangen tasten die Arbeiter die Sohle ab. „Bei mir ist einmal eine Bombe aus dem Weltkrieg hereingespült worden“, berichtet Bach. „Da hält man die Luft an.“ Ebenso als er 2007 den BMW eines Lebensmüden aus dem Rhein barg. Der 47-Jährige war — auch an der Theodor-Heuss-Brücke — über die Böschung gerast, seine Leiche lag noch im Wagen.

Diesmal ist die Bergung für Bach und seine Kollegen zwar nicht ganz so dramatisch, aber sie dauert. Nach dreieinhalb Stunden Suche brechen sie am Vormittag zunächst ab. Doch am frühen Nachmittag überprüfen sie nochmals die Unfallstelle — und stoßen tatsächlich auf den Smart. Mit Ketten wird er in der Tauchglocke befestigt und zur Oberfläche gebracht. Ein kurzer Höhenflug: Die nächste Reise des kleinen Autos führt wohl zum Schrottplatz.

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