Interview Der Mann, der die Kö unter Denkmalschutz stellte

Die WZ sprach mit dem städtischen Denkmalschutz-Chef Jörg Heimeshoff, der bald in Ruhestand geht.

Interview: Der Mann, der die Kö unter Denkmalschutz stellte
Foto: Sergej Lepke

Düsseldorf. Ende 1980 fing Jörg Heimeshoff als Denkmalschützer bei der Stadt Düsseldorf an, kurz nach Inkrafttreten des Denkmalschutzgesetztes. Jetzt geht er in den Ruhestand, nachdem er wie ein Berserker in seiner Freizeit die gesamte Denkmalliste in Buchform herausgebracht hat. Er hat Düsseldorf beim Städtetag NRW und beim Deutschen Städtetag in der Arbeitsgemeinschaft historischer Stadt- und Ortskerne vertreten. Ein Gespräch zum Abschied.

Herr Heimeshoff, haben Sie es bereut, nach Düsseldorf gegangen zu sein?

Heimeshoff: Überhaupt nicht. Es gab die breite Vielfalt, obwohl es auch schwierige Phasen gab.

Unter Planungsdezernent Gregor Bonin vermutlich? Hatten Sie da nicht gleichsam Redeverbot?

Heimeshoff: Als Bonin 2006 Dezernent wurde, spielte die Denkmalpflege keine Rolle mehr.

Hatten Sie trotzdem Erfolge oder gar Freude?

Heimeshoff: Wir haben ungefähr 800 Entscheidungen im Jahr im Umgang mit Denkmälern getroffen. Das war viel Kleinkram. Das Engagement der Privatleute war wunderbar.

Worauf sind Sie stolz?

Heimeshoff: Auf die Denkmalbereichssatzungen, denn nur dann kann man große Flächen beeinflussen. Für jede Maßnahme in einer Denkmalbereichssatzung ist eine denkmalrechtliche Erlaubnis notwendig, selbst bei Baumpflanzungen oder beim Hausanstrich. Als ich 1980 anfing, war Oberkassel kunterbunt, was völlig falsch war. Inzwischen ist das Quietschbunte reduziert, sind die Grautöne vorherrschend.

Haben es die 1950er-Bauten angesichts des Baubooms schwer zu überleben?

Heimeshoff: Das hängt mit der Bausubstanz zusammen. Nach dem Krieg wurde schnell etwas aus dem Boden gestampft, was nur mit einem erheblichen Aufwand zu sanieren ist. Das Dreischeibenhaus musste nun schon zum zweiten Mal saniert werden, das amerikanische Konsulat wird gerade technisch verbessert.

Macht Sie der Trend zum Altbau glücklich?

Heimeshoff: Versatzstücke aus historischer Architektur bei Eigentumsanlagen zu verwenden, verkauft sich sofort, zumal die Standardbauten der 1950er Jahre oft langweilig sind.

Was empfehlen Sie zur Rettung öffentlicher Plätze Ihrem Nachfolger?

Heimeshoff: Die Denkmalpflege agiert ja nicht im luftleeren Raum. Als städtische Dienststelle sind wir an die Entscheidungen des Rats gebunden. Aber es ist wichtig, dass die Denkmalpflege frühzeitig in die städtischen Planungen einbezogen wird.

Was halten Sie von der Diskussion, die Denkmalbehörde dem Kulturdezernat zu unterstellen?

Heimeshoff: Wir haben nur wenig mit den Kulturinstituten zu tun. 90 Prozent unserer Arbeit gilt dem Bauen und Planen. Möglicherweise wird der Denkmalschutz der Planungsdezernentin Klaudia Zuschke zugeordnet. Allerdings haben konkrete Gespräche noch nicht stattgefunden.

Wird das Kassenhaus des Schauspielhauses abgerissen?

Heimeshoff: Die Landeskonservatorin hat dies abgelehnt. Wir haben die Ablehnung weitergereicht. Es gibt keinen aktuellen Vorgang mehr.

Ihr Kommentar zum Andreasviertel?

Heimeshoff: Da ist viel zu eng und viel zu hoch gebaut. Aber angesichts der wirtschaftlichen Interessen, die dahinter stehen, hatten wir keine Chance. Beim Gerichtsgebäude gibt sich der Architekt Jurek M. Slapa allerdings sehr große Mühe.

Was finden Sie, rückblickend, wichtig an Düsseldorf?

Heimeshoff: Wir haben verschiedene historische Ortskerne wie Kaiserswerth, Gerresheim, Eller und Urdenbach. Und wir haben die Gründerzeitviertel in Oberkassel, Derendorf, Pempelfort etc. Wir haben die Altstadt, die Carlstadt, die Friedrichstadt. Das heißt, im Wechsel der Jahrhunderte ist die alte Stadtstruktur erhalten geblieben. Das ist wichtig, denn das trägt zur Identifizierung der Bürger mit ihrem Ort bei.

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