Der junge Meister und sein ganz besonderer Tag

Die Handwerkskammer Düsseldorf hat für ihren Bezirk 979 Meisterbriefe überreicht. Einen bekam Peter Davids, erst 20 und auch noch der Beste seines Fachs.

Der junge Meister und sein ganz besonderer Tag
Foto: Handwerksammer/Wilfried Meyer

Peter Davids geht diesen Sonntag sehr gelassen an, obwohl er zu den ungewöhnlichsten seines Lebens zählt. Er trägt seine Jackett noch in der Hand, bewegt sich bedacht, lächelt seine Mutter Angela an. In weniger als zwei Stunden wird er einem Minister und einem Präsidenten die Hand schütteln.

Der junge Meister und sein ganz besonderer Tag
Foto: che

Davids ist einer der 979 Menschen, die im vergangenen Jahr im Bezirk der Handwerkskammer Düsseldorf die Prüfung erfolgreich abgelegt hat. Sie alle erhielten gestern im Congress-Centrum ihren Meisterbrief, 20 von ihnen die Ehrenurkunde für die Jahresbestleistung. Das Besondere: Jungmeister Davids ist gerade einmal 20 Jahre alt und damit der jüngste auf dem Gruppenfoto, das am Ende gemacht wird.

Der junge Meister und sein ganz besonderer Tag
Foto: Handwerkskammer

Bei der Rede von Handwerkskammer-Präsident Andreas Ehlert sitzt Davids ruhig auf seinem Platz. Er hört Themen aus dem Alltag der Betriebe, die ihn mal mehr, mal weniger direkt betreffen, von denen er aber weiß, dass sie für viele seiner Kollegen bedeutend sind. Ehlert spricht von „Bürokratiebelästigung“ und sagt zur Datenschutzgrundverordnung der EU: „Man hat aber das ungute Gefühl, dass es sich hier in allererster Linie um ein lukratives Konjunkturprogramm für Abmahnvereine und Juristen handelt.“

Mit Blick auf Düsseldorf lobt Ehlert Oberbürgermeister Thomas Geisel. Es sei ein außergewöhnliches Zeichen, dass die Stadt mehr als 60 Millionen Euro für den Neubau eines der wichtigsten Berufskollegs in NRW investiert habe, für das Albrecht-Dürer-Kolleg in Benrath, auf dem mögliche Nachfolger von Peter Davids bald lernen werden.

Als Praktikant in einer Autowerkstatt hat sich Davids verschiedene Berufe angeschaut: Mechatroniker, Karosseriebauer und eben Fahrzeuglackierer. Letzteres ist sofort der Favorit. „Als ich sah, wie man aus einem kaputten Teil wieder etwas Wunderschönes schaffen kann, war ich echt begeistert“, sagt er. Er beginnt die Ausbildung und lernt gleich mal, was eine berufliche Auszeichnung ist: Beim Azubi-Cup von Volkswagen ist er einer der drei besten Nachwuchs-Fahrzeuglackierer Deutschlands.

Landeswirtschaftsminister Andreas Pinkwart bleibt bei seiner Rede mit einer besonderen Handbewegung in Erinnerung. Mittendrin nimmt er die Krawatte vom Hals, signalisiert die Dynamik, die er im Land erzeugen will und für die er auch auf die Jungmeister setzt. Davids hört von Pinkwart, dass in einer Umfrage gut die Hälfte seiner Kollegen angegeben haben, dass sie sich vorstellen können, ein Unternehmen zu gründen oder einen Betrieb zu übernehmen. Der Bundestagsabgeordnete Andreas Rimkus habe recht, wenn er bei Facebook schreibe, er sei auf einem der größten Start-up-Events, sagt Pinkwart. Davids erfährt auch, dass unter den 979 Jungmeistern auch gut zehn Prozent sind, die nicht aus Deutschland stammen, sondern aus der Türkei, Italien oder Griechenland. Ähnlich wie die unkomplizierte Aufnahme von Flüchtlingen in die Betriebe sei dies eine bemerkenswerte Integrationsleistung des Handwerks.

Nach der Ausbildung ist der Gedanke an den Meister nicht sofort in Davids’ Kopf. Das Gespräch mit einem Meister der Innung bringt ihn auf diesen Weg. Das Meisterstück wird schließlich ein Spiel mit Kälte und Feuer. Davids baut einen Couchtisch mit Kamin. Für seinen Beruf ganz wichtig sind Spachteltechniken, mit diesen gestaltet er die kühle Beton-Optik des Tisches. Zudem baut er einen Ethanolkamin in den Tisch. Das Meisterstück steht heute bei Davids im Wohnzimmer, im langen Winter hat er viele gute, warme Dienste getan.

Nach den Reden werden die 20 Jahresbesten an den Rand der Bühne gebeten, sie stellen sich in der Reihenfolge auf, in der sie anschließend aufgerufen werden. Davids erwischt einen Platz in der Mitte. Nicht der Erste, so dass er gucken kann, was da oben passiert, nicht der Letzte, so dass er nicht zu lange warten muss.

Als er dann oben ist, ändert sich die Gemütslage doch. Präsident und Minister überreichen die Urkunde, sagen ein paar nette Sätze, posieren mit dem 20-Jährigen in der Mitte für die Fotografen. Vom Drumherum bekommt Davids in diesen Sekunden nicht viel mit.

Peter Davids hat sich schon eine neue Aufgabe gesucht. Sein Onkel hat ihm eine Vespa geschenkt, die er 1985 gekauft, aber nie viel gefahren hat. Der Jungmeister restauriert sie nun komplett, kümmert sich um den Motor und natürlich die Lackierung. „Es wird vielleicht ein etwas anderer Farbton, aber es geht ja vor allem um das Erhalten.“

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