Der Dichter hat Geburtstag: Düsseldorfs erste Heine-Nacht

So wurde der Ehrentag des Autors noch nie gefeiert: Mit Poetry-Slam, DJ-Performance und klassischer Führung.

Düsseldorf. Heinrich Heine, der hätte sich sicher geschmeichelt gefühlt, vermutete Manes Meckenstock. Bei dieser Programm-Vielfalt müsse der doch „stolz wie Bolle“ sein, sagte der Düsseldorfer Kabarettist. Denn anlässlich des 214. Heine-Geburtstages am 13. Dezember wurde am Samstagabend die erste Heine-Nacht veranstaltet. Im Institut francais, dem Palais Wittgenstein und dem Heinrich-Heine-Institut drehte sich von 18 bis 24 Uhr alles um den wohl bekanntesten Sohn der Stadt. Mehr als 1000 Besucher wollten sich das nicht entgehen lassen.

Gerade auch jungen Menschen sollte die Heine-Nacht den Zugang zu dem Romantiker ermöglichen. Das machte schon ein Blick aufs mehr als 30 Punkte umfassende Programm deutlich. Klassische Führungen standen hier neben einer Poetry-Slam-Einlage, einer DJ-Performance, einem fotografischen Rundgang durch Heines Paris oder klassischen Führungen. „Wir wollen uns dem historischen, dem jetzigen und dem visionären Heine nähern“, sagte die Leiterin des Heine-Institus, Sabine Brenner-Wilczek. „Damit sollen natürlich auch neue Heine-Fans dazugewonnen werden.“ Höhepunkt waren die zwei Lesungen des Schriftstellers Martin Walser, doch auch der Rest hatte Klasse.

Einer, dessen Klasse unverkennbar war, ist Poetry Slamer Bas Böttcher. Er ließ sich in seinem Vortrag von den Gedanken des „großen Meisters“ inspirieren, vom Metrum seiner Texte leiten und seinem Duktus lenken. Immer wieder griff er Heines Themen auf, aktualisierte sie, brachte dabei immer den nötigen Respekt vor dem Schriftsteller auf. Böttcher wusste hervorragend mit seinem Werkzeug, der Sprache, umzugehen. Er brachte das Publikum nicht nur zum Lachen, sondern auch zum Nachdenken — genau das Richtige zu einer Geburtstagsfeier.

Spontan eingesprungen war der Düsseldorfer Kabarettist und Wirt Manes Meckenstock. Er plauderte amüsante 40 Minuten mit Brenner-Wilczek über das Geburtstagskind. Ein Gespräch zwischen Michael Serrer und Kay Lorentz wurde krankheitsbedingt abgesagt. Meckenstock trug die „Loreley“ up Platt vor, rief Heine aufgrund seiner deutlichen Systemkritik in seinen Texten als ersten Kabarettisten Deutschlands aus und zeigte die Aktualität des Heine-Werks auf.

Für die sieben Euro Eintritt bekam das Publikum allerhand geboten. Das wurde mit reichlich positiver Resonanz quittiert. „So viele junge Leute sind selten im Heine-Institut“, sagte Jutta Müller-Trapet. Einer der jüngeren Besucher war Niklas Meine (29): „Heine genießen und ein Altbier trinken — so muss das sein.“ Meine ist von den verschiedenen Herangehensweisen an Heine überzeugt. „Ich selbst war auf einem Heine-Gymnasium und habe seine Texte als Punkrock-Musik vertont.“ Ob Heine auch das geschmeichelt hätte?

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