Heiner Koch als Gast bei den „Jonges“ Der Bischof und sein Hüpferli gen Osten

Heiner Koch als Gast bei den „Jonges“, wo WZ-Chefredakteur Ulli Tückmantel ihm viel Interessantes entlockte.

Heiner Koch als Gast bei den „Jonges“: Der Bischof und sein Hüpferli gen Osten
Foto: Melanie Zanin

Düsseldorf. Auftritte in Düsseldorf sind für Bischof Heiner Koch immer Heimspiele. Im besonderen Maße galt das jetzt für seinen Auftritt beim Heimatabend der Düsseldorfer Jonges im Henkel-Saal, denn der beliebte und ranghöchste Düsseldorfer Katholik ist Mitglied bei den Jonges. Dafür, dass nun der Abend nicht völlig in Harmonie und Wohlgefallen aufging, sorgte WZ-Chefredakteur Ulli Tückmantel.

Eine Stunde lang interviewte er den 61-jährigen Bischof von Dresden und Meißen, und was launig-heiter begann, wurde immer wieder auch ernst und anspruchsvoll, wenn Tückmantel, Rheinländer und Ex-Messdiener wie Koch, den einen oder anderen Gang höher schaltete und die Fragen stellte, die für katholische Würdenträger immer wieder unangenehm sind — von der Sexualmoral über fusionierte Riesenpfarreien bis zur hartnäckig verwehrten Kommunion für Wiederverheiratete.

Im Ergebnis kam Koch als guter Redner mit Tiefgang und Humor rüber, als Sympath, der freilich — da selbst längst ein Vollprofi im Umgang mit Medien — genau weiß, wie man auf knifflige Fragen eloquent antwortet, ohne sich festzulegen. Zum Vorrang der Ehe von Mann und Frau gegenüber gleichgeschlechtlichen Partnerschaften sagt er zum Beispiel: „Differenzierung heißt nicht Diskriminierung.“

Wie man den Schritt von Köln (wo Koch seit 1989 wirkte, seit 2006 als Weihbischof) in die sächsische Diaspora mit 80 Prozent Atheisten bewältigt? Kein Problem: „Wer es von Düsseldorf nach Köln schafft, für den ist es von Köln nach Dresden nur ein Hüpferli“, sagt der Generalsekretär des Weltjugendtages in Köln 2005. Da lacht der prall gefüllte Henkel-Saal.

Wie Koch dann von Pegida und seinen Versuchen, deeskalierend auf die Wutbürger zu wirken, berichtet, ist weniger lustig. Und dass es für ihn missionarisch als Erzbischof von Berlin nicht leichter wird, ist dem Geschwister-Scholl-Abiturienten auch klar: „Dort geht es darum, irgendwie die Gottesfrage wach zu halten.“ Als Tückmantel ihn mit den großen Kirchen-Baustellen in Berlin piesackt, gibt Koch seinem Freund und Vorgänger in Berlin, Kardinal Rainer Woelki, launig einen mit: „Ich habe ihm schon für die Kuckuckseier gedankt, die er mir hinterlässt.“ Eines besteht darin, dass er 105 Gemeinden zu nur noch 30 zusammenschmelzen muss. Wie krakenhaft die Politik Berlin umfasst, hat er schnell erfahren: „Drei Minuten nachdem meine Berufung raus war, haben die ersten Minister gratuliert.“ Ein Kirchenpolitiker will er aber auch an der Spree nicht werden, lieber sei er noch immer Seelsorger, sagt der an seinem 26. Geburtstag im Kölner Dom zum Priester Geweihte.

Wenn der Freund des Brauchtums („Ich bin da in Eller so reingewachsen“) nun bald seine neuen Räume in Berlin bezieht, dann steht ein echtes Stück Heimat auf seinem Schreibtisch: Heinrich Heine als silberner Bronzeguss von Bert Gerresheim, geschenkt von seinen Jonges. . .

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