Der bewachte Boulevard: Die Königsallee rüstet auf

Mit breitem Kreuz und Knopf im Ohr: Die Präsenz von privaten Wachleuten wird vor Weihnachten noch erhöht.

Düsseldorf. Sie stehen bei Wempe, Bulgari, Prada, Franzen und Cartier - Männer in dunklen Anzügen mit Knopf im Ohr. Mit ernstem Blick und breitem Kreuz wacht an fast jedem zweiten Geschäft auf der Kö augenscheinlich ein so genannter Doorman oder Shop-Guard.

Die starke Präsenz der Wachleute auf der Luxusmeile und ihren Nebenstraßen wird jetzt noch erhöht. "Wir gehen auf das Weihnachtsgeschäft zu", sagt Mike Großhanten, Einsatzleiter beim Sicherheitsdienst Bullet. "Viele Geschäftsinhaber stellen deshalb gerade jetzt Leute zur Abschreckung hin." Die Experten sind vorgewarnt: Trick- und Taschendiebe sind im Anmarsch. Unter anderem die Klau-Kids aus dem Kölner Raum.

Wie viele Kräfte exakt von privaten Firmen rund um die Kö die Augen aufhalten, wird geheim gehalten. Die Unternehmen halten sich bedeckt, da sie nicht zu viel von ihrer Strategie verraten wollen - gegenüber potenziellen Straftätern und der Konkurrenz. Nur Bullet-Geschäftsführer Wilfried Claßen zeigt sich offener: 35 bis 40 Objekte auf der Kö bewacht er mit seinem Personal, darunter Franzen, Louis Vuitton und Burberry.

Auch Condor, Heckermann, Kötter und Klüh sind mit Security-Personal auf der Nobel-Einkaufsmeile und um sie herum vertreten. Besonders auffällig: Ein Wachmann von Condor in einer polizei-ähnlichen Uniform steht regelmäßig vor dem Juweliergeschäft Wempe an der Königsallee/Ecke Blumenstraße.

Hinzu kommen viele Geschäfte, die nach Angabe von Claßen immer häufiger auf ungeschultes Personal oder Billigkräfte setzen. "Manchmal sind das sogar Studenten", sagt er und sieht darin eine große Gefahr für alle Beteiligten bei einem Überfall. Das bestätigt auch Kötter-Geschäftsführer Ulrich Angenendt. "Es kann nicht nur die Sicherheit leiden, sondern es erhöht sich auch die Gefahr von Imageschäden für das Geschäft durch das Fehlverhalten unqualifizierter Mitarbeiter."

Dennoch wird ein subjektives Sicherheitsgefühl vermittelt. "Hier ist die Präsenz natürlich sehr hoch, das wirkt abschreckend", bestätigt Großhanten. Er warnt aber davor, sich darauf auszuruhen. "Wir werten regelmäßig die Aufzeichnungen eines Juwelier-Warndienstes aus. Im vergangenen Jahr haben wir gedacht, da kommt was auf uns zu."

Statistiken über internationale Raubüberfälle mit exakten Verläufen und Tatorten werden regelmäßig ausgewertet. Sie zeigen den Sicherheitsexperten die Bewegungen von Schmuckdieben und Fahndungsfotos. Kommt die Spur näher, halten sie besonders intensiv Ausschau. Unprofessionelle Sicherheitskräfte, die nach zu langen Einsatzzeiten vor einem Geschäft die Konzentration verlieren, seien aber leicht auszurechnen und angreifbar, meint der Einsatzleiter.

Eiskalte Profis wüssten ganz genau, wann sie zuschlagen können - auch auf der Kö. So wie am 23. April vor fünf Jahren. Verbrecher waren mit einem Volvo auf den Bürgersteig vor dem Kö-Center gerast und hatten mit Maschinenpistolen bewaffnet den Laden des Juweliers René Kern gestürmt. Mit Uhren im Wert von zwei Millionen Euro waren die Schwerverbrecher geflüchtet.

Claus Franzen vom gleichnamigen Geschäft und Sprecher der Kö-Anlieger warnt vor einem Horroszenario. "Wir müssen uns aber mehr schützen als früher", sagt er. Auch aus Versicherungsgründen. Vor acht Jahren habe er das Geschäft um eine Schmuckabteilung erweitert. Damit wurden die Auflagen verschärft. Ein Wachmann sei deshalb auch bei ihm im Einsatz. Zum Kampf gegen Ladendiebe und Kreditkartenbetrüger (siehe Kasten).

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