Den Hüftschwung zum Beruf gemacht

Annik Roecker verfiel vor vier Jahren einem ganz besonderen Reifen, heute ist sie Hula-Hoop-Lehrerin. Unsere Autorin hat im Zoopark mit ihr die Hüften kreisen lassen.

Den Hüftschwung zum Beruf gemacht
Foto: Sergej Lepke

Es war das Ende einer langen Suche. Sie hatte schon viel probiert — beruflich, sportlich, privat. Dann kam vor vier Jahren der Hula-Hoop-Reifen in Annik Roeckers Leben und nichts war mehr wie vorher. Als der glitzernde Reifen das erste Mal um ihr Becken kreiste, war es um sie geschehen. Sofort war ein tiefes Glücksgefühl da und eine Leichtigkeit. Annik Roeckers Augen leuchten, wenn sie rückblickend von diesem Moment erzählt.

Der Hula-Hoop-Reifen: für viele ist er nur eine ferne Kindheitserinnerung, für Annik Roecker ist er das „Ausdrucksmittel“. „Er formt mich nicht nur körperlich, er formt auch mein Inneres. Er hilft mir, macht mich stärker und trägt mich durch das Leben“, sagt sie.

Unzählige Videos hat sie geschaut, stundenlang geübt, Kurse und Schulungen besucht. Mittlerweile ist die 31-Jährige zertifizierter Hooplove-Coach, hat einen eigenen Hula-Hoop-Webshop, gibt selbst Kurse und tritt auf großen Festivals vor tausenden Besuchern auf. Im modernen Hoopdance, wie Roecker ihn praktiziert und unterrichtet, geht es um die Verschmelzung von Körper und Reifen. Er wird über „alle möglichen Körperteile gedreht“ und in verschiedenen „Tricks“ in Szene gesetzt. Am wichtigsten ist jedoch weniger die Choreographie, sondern der Spaßfaktor. „Warum darf man als Erwachsener keinen Spaß mehr haben? Mir ist es wichtig, die Menschen mit meiner Freude anzustecken“, betont Annik Roecker.

Und dafür treffen wir uns im Zoopark zu einer Hula-Hoop-Schnupperstunde. Tatsächlich ist der Reifen für mich nur eine schöne Kindheitserinnerung, gefühlte 30 Jahre her. Was bei Annik Roecker so grazil aussieht, ist für mich schwieriger als in der Erinnerung. Meine Arme halte ich verkrampft und irgendwie nach vorne gestreckt.

Annik Roecker nennt das die klassische „T-Rex-Haltung“ von Anfängern. Das soll sich wohl schnell ändern.

Den Reifen „on body“, also am Oberkörper, zu halten , gelingt mir anfangs nur für einige Sekunden, doch dann immer länger. Und auch die „Moves“, die Annik mir zeigt, beispielsweise den Reifen auch am Arm schwingen zu lassen, bekomme ich überraschenderweise recht zügig hin. Es ist ein schönes und befreiendes Gefühl, gemeinsam in der Sonne zusammen die Reifen kreisen zu lassen. Und eigentlich ist schon nach wenigen Minuten für mich klar: Beim nächsten Kurs bin ich dabei! Den Reifen habe ich gedanklich schon gekauft.

Zum Schluss hat der Profi noch einen Geheimtipp für mich. Annik Roecker empfiehlt mir, am besten nackt mit dem Reifen zu üben. Denn so steht kein störender Stoff zwischen uns und die Wirkung ist effektiver. Ihren Vorschlag werde ich wahrscheinlich beherzigen, wenn ich meinen eigenen Reifen habe. Aber nur, wenn ich alleine zu Hause bin.

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