Das unschlagbare Duo vom Brehmplatz

Paul Falk und Rita Baran sind die mit Abstand erfolgreichsten Düsseldorfer Wintersportler. Sie verloren keinen einzigen Wettkampf und gewannen Gold bei EM, WM und Olympia.

Das unschlagbare Duo vom Brehmplatz
Foto: Horstmüller

Wer stets gewinnt, langweilt das Publikum. Das ist dieser Tage wieder häufiger zu hören, macht der FC Bayern sich doch auf, zum sechsten Mal in Folge Deutscher Fußball-Meister zu werden. Doch vor mehr als einem halben Jahrhundert bewiesen Paul Falk und Rita Baran, dass an dem Vorurteil nichts dran ist. Die beiden aus Dortmund stammenden Eiskunstläufer der DEG gewannen immer — und wurden gefeiert wie kaum jemand vor und nach ihnen.

Das unschlagbare Duo vom Brehmplatz
Foto: dpa

Bis heute sind Paul Falk und Rita Baran die erfolgreichsten Winter-Olympioniken, die der Düsseldorfer Sport hervorgebracht hat. Die einzigen, die je eine Goldmedaille gewannen. Und mit Blick auf die heimischen Teilnehmer bei den heute beginnenden Spielen im südkoreanischen Pyeongchang (siehe Text unten) wird sich das auch nicht ändern.

Falk und Baran dominierten nicht nur den Paarlauf, sie gehörten insgesamt zu den größten Sportstars der Nachkriegszeit. Dabei dauerte ihre Karriere gerade mal fünf Jahre (1947 bis 1952) und erlebte nur zwölf Wettkämpfe. Aber jedes Mal verließ das unschlagbare Duo vom Brehmplatz das Eis als Sieger.

Das beschränkte sich in den ersten drei Jahren auf nationale Titel, weil deutsche Sportler nach der Terrorherrschaft der Nationalsozialisten international gesperrt waren. Kaum durften sie 1951 starten, gewannen sie neben der Europa- und Weltmeisterschaft auch die WM im Rollkunstlauf. Zur Belohnung wurden sie „Sportler des Jahres“, „Sportlerin des Jahres“, „Sportlerpaar des Jahres“.

1952 brachten die DEG-Legenden ihren Sport gar auf eine neue Ebene: Als erstes Eiskunstlaufpaar weltweit zeigten sie parallele Doppelsprünge. Die hatten sie sich selbst beigebracht. Trainer oder Choreographen? Brauchten sie nicht: „Wir hätten uns auch nicht vorstellen können, dass jemand sagt: Ihr müsst andersherum laufen. Wir sind nach unserem Empfinden gelaufen, hatten eine Seele auf dem Eis“, hat der im Mai im Alter von 95 Jahren verstorbene Paul Falk einst der „Rheinischen Post“ erzählt.

Anfang Februar 1952 gewannen sie in Wien die EM, um nur zwei einhalb Wochen später den größten Erfolg zu feiern: Am 22. Februar 1952 wurden sie in Oslo Olympiasieger. Dabei waren sie kurz davor, die Reise nach Norwegen abzusagen. Weil sie nicht verheiratet waren, sollten sie nicht auf einem Zimmer wohnen dürfen. „Wir haben gesagt: Wenn man uns trennt, brauchen wir nicht zu laufen“, sagte Falk. Doch so weit kam es nicht, sie heirateten kurzerhand und gewannen Gold. Sechs Tage später verteidigten sie ihren WM-Titel in Paris. Baran wurde zum dritten Mal „Sportlerin des Jahres“.

Danach war ihre Wettkampf-Karriere vorbei. Weil sie als Amateure nichts verdienen konnten, wechselten sie in den Profibereich, traten jahrelang für die Showreihe „Holiday On Ice“ auf und lockten zehntausende Zuschauer in die Hallen. Parallel eröffneten sie unweit des Eisstadions an der Brehmstraße das Hotel „Haus am Zoo“ und besuchten so gut wie jedes Heimspiel der Eishockey-Kollegen der DEG. Rita Baran starb bereits 1986 im Alter von 64 Jahren, Paul Falk heiratete später neu und zog nach Rheinland-Pfalz.

Die beiden Eiskunstläufer mögen die größten Wintersportler Düsseldorfs sein, die einzigen sind sie indes nicht. Auch die Eishockey-Sparte der DEG brachte Medaillen heim. 1976 in Innsbruck gewannen Walter Köberle und Wolfgang Boos Bronze. Obwohl das deutsche Team als krasser Außenseiter nach Österreich gefahren war. „Wir haben in der Vorbereitung alles vergeigt. Es wurde überlegt, ob sie uns überhaupt da hinschicken“, erinnerte sich Köberle, „wir waren die Deppen vom Eishockey, die übelsten Worte sind vorher gefallen, auch öffentlich.“ Doch weil Kanada und Schweden nicht mitspielten und die Deutschen am letzten Spieltag 4:1 gegen die USA gewannen, standen sie auf dem Bronzerang. Das „Wunder von Innsbruck“ war perfekt.

Auch danach schickte die DEG immer wieder Eishockeyspieler zu Olympia. In den „Goldenen Neunzigern“, als sie fünf Titel binnen sieben Jahren gewann, bestand fast das halbe Nationalteam aus Düsseldorfern. Von Torwart Helmut de Raaf über die Verteidiger Uli Hiemer, Rick Amann, Andreas Niederberger und Mike Schmidt bis zu den Stürmern Gerd und Bernd Truntschka, Dieter Hegen, Andreas Brockmann, Wolfgang Kummer und Benoit Doucet. Später fuhren Brad Bergen, Alexander Sulzer, Korbian Holzer, Thomas Brandl, Klaus Kathan oder Daniel Kreutzer für die DEG zu Winterspielen.

Auch die DEG-Eiskunstläufer waren häufig vertreten. Thilo Gutzeit 1956, Patricia Neske 1992 und natürlich Tanja Szewczenko, das größte Talent. 1994 gewann sie als 16-Jährige WM-Bronze. Doch der Traum von der Olympia-Medaille blieb ihr verwehrt. 1994 wurde sie Sechste, die nächsten Spiele 1998 verpasste sie, weil sie sich einen Grippevirus eingefangen hatte. So wurde es nichts mit einem weiteren Erfolg im Eiskunstlauf für die DEG und Düsseldorf. Paul Falk und Rita Baran blieben bis heute die einzigen Olympiasieger.

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