Gymnasium an der Kö Das Görres stemmt sich gegen den Trend

Das traditionsreiche Gymnasium an der Kö setzt auf alte Stärken und neue Akzente — damit die schwachen Anmeldezahlen bald vergessen sind.

Gymnasium an der Kö: Das Görres stemmt sich gegen den Trend
Foto: Melanie Zanin

Düsseldorf. Als Peter Labouvie im September letzten Jahres erstmals das Görres-Gymnasium an der Kö betrat, tat er das mit einem leicht mulmigen Gefühl. Die Bezirksregierung hatte den erfahrenen Schulleiter (seit 2006 ist er „Direktor“ am Gymnasium Koblenzer Straße) sozusagen als Friedensstifter an eine Schule gebeten, die zuvor wegen interner Querelen manch negative Schlagzeile provoziert hatte. „Und dann war alles ganz anders“, erinnert sich Labouvie, „ich bin von Tag eins an auf ein äußerst angenehmes und fähiges Kollegium, auf sehr engagierte Eltern und sympathische Schüler getroffen.“

Labouvie sagt das, weil er überzeugt ist, dass sein neues Gymnasium (parallel ist er weiter Schulleiter in Garath) in der öffentlichen Wahrnehmung ungerechterweise schlecht wegkommt: „Ich kann mir keine bessere Schule vorstellen.“ Leider können sich jedoch die meisten Eltern in Düsseldorf offenbar viele bessere Gymnasien vorstellen. Seit Jahren schon schwächelt das 1545 gegründete humanistische Kö-Gymnasium, jetzt war das Görres gerade mal für 63 Eltern von Viertklässlern die erste Wahl. Nur Nachbar „Luisen“ hatte noch weniger Erstanmeldungen, der alte Konkurrent „Humboldt“ hingegen kam auf mehr als drei Mal so viele.

Nun, ernsthafte Sorgen muss sich das Görres nicht machen, schon jetzt liegt die Zahl der nächsten Fünftklässler durch Nachmeldungen und „Überweisungen“ bei rund 85, und im nächsten Jahr steigt die Zahl der Düsseldorfer Grundschulabsolventen nach Berechnungen der Stadt noch einmal erheblich an. Doch darauf will sich das Görres nicht verlassen: „Wir werden unseren Markenkern, das Altsprachliche mit Latein als Pflichtfach ab der ,Fünf’ und mit Alt-Griechisch, nicht aufgeben, sondern stärken — aber zugleich neue Akzente setzen“, sagt Riccarda Schreiber, Altphilologin und für die Öffentlichkeitsarbeit am Görres verantwortlich.

Stichwort Latein: Natürlich wissen auch die Profis am Görres, dass dieses Pflichtfach einer der beiden Hauptgründe für die dürftigen Anmeldezahlen sein dürfte (der andere besteht im Mangel an „Zulieferer-Grundschulen“ in der Innenstadt, wie sie die Gymnasien in den Stadtteilen haben). Dennoch stellt niemand in der Görres-Familie Latein in Frage. „Es ist und bleibt eine sehr wichtige und nützliche Bildungsgrundlage“, sagt Caroline Merz, Ex-Görresianerin und jetzt in der Schulpflegschaft aktiv. Raoul Landwehr, einer der derzeitigen Schülersprecher, bestätigt das, „obwohl ich in der Mittelstufe mal ziemliche Probleme in Latein hatte“, aber: „Es hilft enorm beim Erlernen anderer romanischer Sprachen — und in Sachen deutscher Grammatik.“

Jenseits klassischer Bildungsideale wissen Labouvie und sein Team freilich, dass bei den neuen Akzenten vor allem ganz praktische Dinge wichtig sind: „Natürlich vermissen viele Eltern bei uns eine Mensa“, sagt Riccarda Schreiber, „die Mittagsverpflegung für ihre Kinder sind sie ja aus der Grundschule gewohnt“. Und deshalb, so Labouvie, werde auch das Görres bald über eine Mensa verfügen: „Es gibt bereits detaillierte Baupläne, wir sind da bei der Stadt offene Türen eingerannt.“

Auch in punkto Schülerförderung sah man offenbar Nachholbedarf. Jetzt hat — neben dem internen Angebot „Oberstufenschüler helfen Jüngeren“ — der elterngeführte Verein „Görres Meridie“ ein an Universitäten bewährtes Angebot eingeführt: Repetitionskurse, in denen Studenten oder Referendare in der Schule Kurse für maximal acht Schüler anbieten — in Latein, Englisch oder Mathe und zu relativ moderaten Preisen (Sechs-Wochen-Kurs ab 55 Euro). Wenn das trotzdem für jemanden finanziell schwierig wird, will der Förderverein unterstützend einspringen.

Schließlich soll es im Rahmen der Begabtenförderung neue Angebote auch in den modernen Sprachen wie Französisch, Spanisch oder Chinesisch geben. Und mit dem designierten neuen Konrektor Axel Kuhn wird die große Musiktradition an der Schule neu befeuert, Kuhn will das Erfolgsmodell „Bläserkreis“ vom Gymnasium Koblenzer Straße an die Kö exportieren, dabei können Kinder ohne Vorbildung und ohne Musikschulkurse ein Blasinstrument in der Schule erlernen. Zudem ist der renommierte Görres-Chor, jahrzehntelang geprägt von der 2013 verstorbenen Musiklehrerlegende Ulrich Brall, wieder im Aufwind, seit Ex-Görresianer und Tonhallendirigent Martin Fratz sowie Musiklehrer Georg Biskupek ihn im Verbund mit dem Andreas-Chor übernommen haben.

Bleibt nach den mittlerweile ausgestandenen Querelen die Frage, wer denn nun das Görres leitet. Ausgeschrieben ist die Stelle noch nicht, für die Görres-Familie ist das freilich keine schlechte Nachricht. Denn nun sieht es so aus, als wenn der allseits geschätzte Peter Labouvie sein Dasein an der Kö zumindest bis 2018 verlängern könnte.

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