Das Düsseldorfer Platt von A bis Z

Heinrich Spohr hat ein Lexikon der Mundart verfasst. Er sieht wachsendes Interesse am Platt.

Düsseldorf. Wie fühlt sich jemand, dem „zom Braatsche“ zumute ist? Und was muss man davon halten, wenn man gesagt bekommt: „Do hos en Hau af!“ Die meisten Bewohner von Düsseldorf tun sich heute schwer damit, solche Fragen zu beantworten (siehe Kasten). Das will Heinrich Spohr ändern. Deshalb hat er ein „Wörterbuch der Düsseldorfer Mundart“ geschrieben, das jetzt erschienen ist.

In seiner Kindheit in Düsseldorf war im Elternhaus von Heinrich Spohr Düsseldorfer Mundart verpönt. Gelernt hat der langjährige Baas der „Alde Düsseldorfer“ den Dialekt trotzdem, nämlich auf der Straße.

Nachschlagewerke zum Dialekt gibt es schon einige, erläutert der studierte Sprachexperte: „Aber es fehlte eins in die Richtung Hochdeutsch - Platt.“ Damit auch Menschen, die der Mundart nicht mächtig sind, mal nachschauen, wie der Rheinländer etwas ausdrückt.

In seinem Büro hat er Zettelkästen mit tausenden von Karteikarten stehen, daraus ist nun in jahrelanger Arbeit das Nachschlagewerk mit 120 000 Stichwörtern geworden. Wenn man hier „Schule“ nachschlägt, findet man „de Scholl“, unter „Schwätzer“ steht „Kwatschkopp“ und „Schwadernör“.

Der verbreiteten Klage über den Verfall der hiesigen Mundart schließt Spohr sich nicht an. Er beobachtet ein zunehmendes Interesse, nicht zuletzt von Zugereisten: „Die schnappen auf dem Carlsplatz etwas auf und wollen mehr über die Düsseldorfer Mundart wissen.“

Dabei ist die Düsseldorfer Mundart im Vergleich zum Beispiel zur Kölner noch relativ leicht zu verstehen, abgesehen von einzelnen Fachbegriffen. Spohrt erklärt das vor allem mit den Veränderungen der Zeit nach dem 2. Weltkrieg. Seitdem sind sehr viele Nicht-Rheinländer in die Stadt gekommen und die Mundart dadurch tendenziell hochdeutscher.

Andererseits: Hinter manchem scheinbar hochdeutschen Wort verbirgt sich der Dialekt, etwa bei der Mertensgasse, die eigentlich eine Martinsgasse ist. Auch die Kurze Straße geht auf „Kohze“ zurück, eine Bezeichnung für kleine Häuser.

Meinungsverschiedenheiten hat Spohr zuweilen mit den Narren, wenn es ums Karnevalsmotto geht. Beim aktuellen „Düsseldorf mäkt sech fein“ konnte der Dialektexperte zumindest das „mäkt“ statt „macht“ durchsetzen. Viel lieber wäre ihm aber eine Wendung gewesen, die viel mehr nach hiesiger Mundart klinge: „Düsseldorf brasselt sesch op.“

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