Das Dokument des Todes

Notruf nahm die letzten Sekunden von Helmut S. und Tochter Mara auf.

Düsseldorf. Als der Beamte im Polizeipräsidium am 17. Juni vergangenen Jahres um 8.38 Uhr den Notruf abnahm, ahnte er nicht, dass er Zeuge eines Doppelmordes werden würde. Die letzten Sekunden von Helmut S. (82) und seiner Tochter Mara (40) sind auf dem Band archiviert, denn die Yoga-Lehrerin hatte in ihrer Verzweiflung von ihrem Handy aus noch die 110 wählen können. Am Freitag wurde das erschütternde Ton-Dokument im Gerichtssaal vorgespielt.

Zweimal hatte Mara S. den Notruf gewählt. 21 Sekunden wurden beim ersten Mal aufgenommen, sieben Sekunden lief das Handy beim zweiten Versuch. Darauf sind allerdings nur noch Geräusche zu hören, die vermutlich von einem Klebeband stammen.

Mit Unterstützung eines Tonstudios hat das Gericht die Stimmen von Opfern und dem mutmaßlichen Täter Johannes K. (23) nachbearbeitet. Während sich der Beamte mit „Polizei Düsseldorf“ meldet, hört man schon die verzweifelten Schreie der 40-Jährigen, die Todesangst hat.

Im Hintergrund die Stimme des 82-Jährigen. „Oh Gott, Oh Gott“ waren seine letzten Worte, bevor der erste dumpfe Schuss aus dem Schalldämpfer zu hören ist. Die Kugel traf Helmut S. in den Hinterkopf. „Sei ruhig, ich will nichts hören. Sonst gibt es Ärger“, sagt der Mörder dann zu Mara S., die leise fragt: „Papa, lebst du noch?“ Die letzten Worte des Täters waren „Is’ nischt passiert“. Danach bricht die Aufnahme ab. Bevor auch die 40-Jährige sterben musste, drückte sie noch einmal auf die Notrufnummer. Doch der Mörder lässt ihr keine Chance mehr.

Während das Band lief, blickte Johannes K. stumm nach unten. Vorher hatte der 23-Jährige schon bitterlich geweint — als sein bester Freund in den Zeugenstand musste, bei dem der mutmaßliche Doppelmörder auch gewohnt hatte. Dem hatte Johannes K. die Tat im August vergangenen Jahres unter Tränen gebeichtet. Zur Polizei ist der Mann aber aus Angst vor Detlef W. (56) nicht gegangen, der den Doppelmord in Auftrag gegeben haben soll. Beide hätten befürchtet, dass der sie „wegballert“, wenn er etwas über den Mitwisser erfährt.

Zu Beginn des Verhandlungstages hatte Johannes K. über sein Verhältnis zu Detlef W. berichtet. Der sei eigentlich eine „Witzfigur“, es habe sich aber niemand getraut, ihm zu widersprechen: „Was der haben will, das kriegt er auch.“ So soll der Bordellbesitzer unter anderem mit seinen Verbindungen zu den Hells Angels geprahlt haben. Der Prozess gegen Johannes K. wird am nächsten Mittwoch fortgesetzt.

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