„Das Bahnhofsumfeld wird städtebaulich deutlich aufgewertet“

Einen idealeren Ort für die Kultur als am Hauptbahnhof gibt es nach Ansicht des Beigeordneten in der ganzen Stadt nicht.

„Das Bahnhofsumfeld wird städtebaulich deutlich aufgewertet“
Foto: Lepke

Herr Lohe, Sie mussten als Kulturdezernent eine massive Kritik von politischer Seite am Projekt KAP 1 in Kauf nehmen. Stehen Sie noch zu dem Projekt?

Hans-Georg Lohe: Auf jeden Fall. Ich finde ein neues Kulturzentrum am Hauptbahnhof absolut richtig. Städtebaulich wird dadurch das Bahnhofs-Umfeld deutlich aufgewertet. Wir werden allein eine Million Besucher durch die Zentralbibliothek erzielen. Und hinzukommen die Besucher des FFT und des Theatermuseums. Das KAP 1 wird ein neuer Anlaufpunkt für die Kultur im Zentrum der Stadt werden. Die Stadtbüchereien bekommen endlich die so dringend benötigte neue Fläche in guter Aufenthaltsqualität.

Die CDU hatte das alte Hortenkaufhaus ins Gespräch gebracht. Warum schieden diese Orte aus?

Lohe: Die Zentralbibliothek als Hauptnutzer braucht eine Bodenbelastbarkeit von einer Tonne pro Quadratmeter. Das Postgebäude, wo die Lkw bis in die erste Etage fahren konnten, bietet diese statischen Voraussetzungen. Das alte Horten-Gebäude schied deshalb aus.

Früher war eine Bibliothek ein Kultursymbol. Jetzt zieht man in eine ehemalige Paketpost ein. Architekten werten dies als Image-Verlust. Ist das so?

Lohe: Zentrale, verkehrsmäßig gut angebundene Standorte in dieser Größenordnung sind in der Düsseldorfer Innenstadt eine Rarität, wir hatten sechs Alternativen geprüft.

Sie packen viele Dinge in ein Haus. Hat das Heinrich-Heine-Institut Archivalien für 450 Quadratmeter?

Lohe: Für das Rheinische Musikarchiv brauchen wir dringend Lagerfläche. Viele Materialien befinden sich noch in Kisten in der Robert-Schumann-Hochschule, die wir abholen müssen.

Wofür bekommt das Stadtarchiv knapp 1000 Quadratmeter Archivraum?

Lohe: Das Institut erhält jährlich viele neue Akten und Materialien, die für die Geschichte der Stadt und seiner Bürger relevant sind. Die Depots sind weitgehend gefüllt. Ich bin froh, dass wir keine Dependance bauen müssen. Die Archivare müssen zukünftig nur auf die andere Straßenseite gehen. Das spart erhebliche Kosten.

Der Umzug des Theatermuseums gilt vielfach als Trauerspiel. Bis zu 400 Aufführungen finden derzeit am Hofgarten statt. Halten Sie die neue Lösung auf 750 Quadratmetern für notwendig?

Lohe: Das Hofgärtnerhaus ist stark sanierungsbedürftig. Im KAP 1 steht ein speziell auf die Bedürfnisse eines Theaters hergerichteter Veranstaltungsraum zur Verfügung, den sich das Theatermuseum mit der Zentralbibliothek teilt, die dort Lesungen plant. Es gibt auch ein Schaudepot für die Sammlung.

Was ist mit dem Verkauf des Hofgärtnerhauses? Es gibt Gerüchte über einen Sammler, der nicht Bronner heißt, aber dort eventuell eine Galerie oder Ateliers und/oder ein öffentliches Café plant?

Lohe: Hier ist noch keine Entscheidung gefallen. Fest steht lediglich, dass wir das Haus nicht verkaufen, sondern allenfalls verpachten.

Die Stadt zahlt 30 Jahre lang monatlich 250 000 Euro Miete, aber finanziert auch die Einrichtung. Wie viel Geld geht aus dem Stadtsäckel in den Ausbau?

Lohe: Wie bei allen Mietobjekten sind Inneneinrichtung und Innenausbau im Wesentlichen Sache des Mieters. Die Infrastruktur für die Bücherei ist mit rund 4,7 Millionen Euro für die Ausstattung, für neue Regale und Sitzmöbel budgetiert. Eine Bücherei von heute stellt ja ganz andere Anforderungen an die Aufenthaltsqualität als früher. Sie ist ein Ort der Kommunikation, ein Treffpunkt, ein Leseort. Angegliedert ist daher ein Bistro.

Was ist mit dem Theaterausbau?

Lohe: Noch in diesem Jahr müssen wir den Ausführungs- und Finanzierungsbeschluss für das Forum Freies Theater fassen. Der Bedarfsbeschluss aus 2017 sieht 7,5 Millionen Euro für den Ausbau und das technische Equipment vor.

Was ist mit den 2,5 Millionen Euro, die der Grundstückseigentümer für die Stadt bereit hält?

Lohe: Der größte Betrag geht in die Datenverkabelung und sonstige nutzerspezifische Ausbauten.

Letzte Frage: Sechs Kulturinstitute in einem Haus, das bedeutet nicht nur eine geballte Ladung Kultur, sondern auch ein großes Sicherheitsrisiko, zumal es auch noch Fremdnutzer wie Lidl und DHL gibt. Und die Deutsche Rentenversicherung bleibt ja weiterhin in der ersten Etage. Gibt es bestimmte feuerpolizeiliche Auflagen?

Lohe: Selbstverständlich, dies ist alles Gegenstand des Baugenehmigungsverfahrens und wird entsprechend umgesetzt. Alle gesetzlichen Anforderungen sind erfüllt, mit Fluchtwegen, sicheren Treppenhäusern. Natürlich ist auch ein barrierefreier Zugang möglich.

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