Videotheken Da waren’s nur noch zwei

Bei Tümmers an der Münsterstraße läuft noch der Ausverkauf, Ende Januar schließt die Filiale in Bilk, dann bleibt noch ein Verleih in Eller.

Videotheken: Da waren’s nur noch zwei
Foto: Sergej Lepke

Düsseldorf. Wenige Tage vor dem Ende ist plötzlich wieder reger Betrieb bei Video Tümmers an der Münsterstraße 271. Die Kunden wühlen sich durch Regale und Tische voll mit DVDs, Blu- rays oder Computerspielen. Alles muss raus, hunderte Filme werden zum Schnäppchenpreis verhökert, das lockt. „Ja, der Abverkauf läuft sehr gut. Jetzt kommen sogar Leute, die hier jahrelang nichts mehr ausgeliehen haben“, sagt Mitarbeiter Jens Saßmannshausen. Drei Filme für zehn Euro: Mit diesem Angebot begann der Ausverkauf, mittlerweile gibt es auch auf alle reduzierten Filme noch einmal 50 Prozent Rabatt, ausgenommen sind nur die ganz aktuellen Filme, aber auch die kann man für weniger als zehn Euro erwerben.

Natürlich: Eine solche Nachfrage hätte sich der Videothekar schon früher gewünscht, dann hätte diese Filiale nicht sterben müssen wie so viele andere zuvor. Aber Saßmannshausen hadert nicht mehr groß mit dem Schicksal: „Seit Jahren gibt es diesen kontinuierlichen Abwärtstrend.“ Der wurde nur ab und an gebremst, aber nie gestoppt. „Und dann trägt sich irgendwann die Miete nicht mehr.“

Allein Marktführer Tümmers hatte einst zwölf Videotheken in Düsseldorf, jetzt sind davon noch drei übrig. Aber Ende des Jahres schließt auch die an der Münsterstraße am Mörsenbroicher Ei, Ende Januar ist die an der Bilker Allee dran. Dann bleibt nur noch der Verleih an der Gumbertstraße in Eller, der sich aus dem Tümmers-Verbund löste. „Im Moment zieht der Verleih wieder etwas an, wir merken schon, dass andere Videotheken verschwunden sind“, sagt Elsbeth van Loveren, seit 30 Jahren in Diensten von Tümmers und jetzt an der Gumbertstraße tätig. Dabei haben sich in Düsseldorf die Videotheken länger gehalten als anderswo. „Als in Ratingen einige dicht machten, kamen Kunden von dort sogar über die A 52 zu uns“, erinnert sich Saßmannshausen. In Düsseldorf lief es ähnlich, von jeder geschlossenen Videothek wechselten zumindest ein paar Kunden zur verbliebenen in der Nähe. Aber dann erwischte es auch die.

Online-Dienste und Streaming-Plattformen: Das sind die „Hauptschuldigen“ am Videothekensterben. Saßmannshausen: „Zunächst hat uns das illegale Herunterladen von Filmen im Internet zugesetzt. Jetzt ist es das legale digitale Angebot, das die Leute lieber nutzen, sicher vor allem, weil es bequemer ist.“

Man muss halt nicht zweimal für einen Film aus dem Haus. „Vor allem das Zurückbringen montags hat mich genervt“, sagt Michael Kabbe, jahrelang ein emsiger Ausleiher: „Dann hat man es nach dem Wochenende vergessen und musste draufzahlen.“

Lange, aber vergeblich hatten die Videothekenbetreiber gegen das Verbot der Sonntagsöffnung gestritten.

Dass DVDs und Blu-rays (noch) nicht per se völlig out sind, zeigen ihre nach wie vor imposanten Verkaufsregale in Geschäften wie Saturn oder Mediamarkt; auch Drogerien und Discounter verkaufen immer noch und immer öfter populäre Filme, insbesondere solche für Kinder.

Zurück zum Ausverkauf auf der Münsterstraße. Was geschieht mit den Filmen, die übrig bleiben? Ein Teil der Reste wandert wohl hinüber in die Bilker Filiale, ansonsten hat Tümmers noch ein großes Lager.

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