CSD zwischen Politik und Party

Am Wochenende werden über 100 000 Schwule und Lesben erwartet. Es geht auch um Aufklärung.

CSD zwischen Politik und Party
Foto: Melanie Zanin

Düsseldorf. Die Hotelbetten sind gebucht, die Künstler wohlauf: „Es läuft alles rund“, sagt Kalle Wahle vom Organisationsteam des Düsseldorfer Christopher Street Days (CSD). Der wird am kommenden Wochenende wieder viele Schwule und Lesben an den Rhein locken. Im vergangenen Jahr waren es über 120 000 Menschen.

CSD zwischen Politik und Party
Foto: Melanie Zanin

Seit jeher ist der Düsseldorfer CSD nicht nur ein buntes Party-Wochenende, sondern vor allem auch eine Veranstaltung mit gewollt politischem Charakter. „Wir wollen schließlich aufklären“, sagt Wahle. Aufklären über all das, was in Deutschland noch immer im Argen liegt. Das Motto fasst dieses Anliegen gekonnt zusammen: „Da geht noch was…“ haben Kalle Wahle und seine rund 30 Mitstreiter als Dachmarke über die Veranstaltung gestellt.

„Es geht noch was bei Angela Merkel in Berlin und es geht auch noch was hier bei uns in Düsseldorf“, sagt der Organisator. Was konkret noch geschehen muss, wird von Freitag bis Sonntag auf der Bühne thematisiert.

Dennoch habe sich auch schon viel getan. Das zeige sich in diesem Jahr besonders deutlich. Denn neben Bundestagsabgeordneten von Grünen und SPD wird auch Thomas Jarzombek (CDU) auf der Bühne stehen. In den vergangenen Jahren hatte der CDU-Vorsitzende das verweigert - in diesem Jahr hingegen hat er sich mit Wahle an einen Tisch gesetzt. Auf der Bühne stehen auch die Schützen. „Denn auch da geht noch was“, sagt Wahle. Udo Figge und Dirk Jehle werden mit Moderatorin Käthe Köstlich über Homosexualität im Brauchtum diskutieren.

Los geht der CSD am Freitag. Eine kleine Sensation war es, dass der Gottesdienst zur Eröffnung im vergangenen Jahr erstmals in einer katholischen Kirche stattfand. In diesem Jahr ist das wieder der Fall. „Unser neuer Stadtdechant Ulrich Hennes hat das durchgewunken, das finde ich klasse“, sagt Wahle. Los geht der Gottesdienst um 17.30 Uhr in der St.-Josephs-Kapelle in der Altstadt, anschließend geht es auf dem Johannes-Rau-Platz weiter mit der Big-Band der Polizei. Unterstützt wird die von drei Solisten.

Am Samstag dann stellen sich ab 12 Uhr rund 25 Gruppen an der Friedrich-Ebert-Straße zur Demonstration durch die Innenstadt auf. Über Ost- und Graf-Adolf-Straße geht es, über die Königsallee, am Kö-Bogen vorbei und anschließend über die Rheinuferpromenade zum Johannes-Rau-Platz unter der Kniebrücke. Um 14 Uhr setzt sich der Zug am DGB-Haus in Bewegung, zwei Stunden braucht er etwa für den Weg durch die Stadt. Mit von der Partie sind alle politischen Parteien, von der CDU bis hin zu den Piraten. Nur die AfD habe kein Interesse bekundet: „Und darüber bin ich auch ziemlich froh“, sagt der Organisator.

Der Rau-Platz ist wie immer Dreh- und Angelpunkt der Veranstaltung. Dort steht auch die große Bühne. Nach der Demo am Samstag sorgen dort unter anderem die KG Regenbogen, Porno al Forno und Osvaldo Supino aus Mailand für Stimmung. Ein Star des vergangenen Jahrhunderts steht am Sonntag auf der Bühne: Fräulein Menke wurde einst mit Hits wie „Hohe Berge“ (1982) berühmt und gibt sich beim CSD die Ehre. Los geht es am Sonntag um 15.30 Uhr vor dem Apollo.

Schirmherr des CSD ist Oberbürgermeister Thomas Geisel. Der wird am Samstag auf der Bühne stehen, wenn offiziell die Bewerbung für die Eurogames im Jahr 2020 unterschrieben wird. Wahles Team und die drei schwul-lesbischen Sportvereine der Stadt möchten dann gerne die europäische Meisterschaft homosexueller Sportler an den Rhein holen. Die Entscheidung darüber fällt zwar erst 2017 - zufälligerweise aber in Düsseldorf.

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