Interview Christian Friedel entspannt bei Fantasy und Horror

In „Der Sandmann“ begeistert Christian Friedel das Publikum. Jetzt gastiert er mit Band und einem Shakespeare-Konzert im Theaterzelt.

Interview: Christian Friedel entspannt bei Fantasy und Horror
Foto: Lucie Jansch

Christian Friedel liebt die Extreme. Er hat in Düsseldorf innerhalb von drei Tagen die Hauptrolle im „Revisor“ übernommen, als ein Kollege ausfiel. Er steht vor der Kamera, komponiert, inszeniert und entspannt sich bei Serien. Im Schauspielhaus brilliert er als Nathanael in Robert Wilsons „Der Sandmann“. Im November ist er mit seiner Band im Theaterzelt zu Gast.

Herr Friedel, Sie spielen in Dresden und Düsseldorf, stammen aus Magdeburg und haben in München studiert.

Christian Friedel (lacht): Mein Beitrag zur deutschen Einheit.

Am Schauspielhaus kennt man Sie aus „Der Sandmann“, jetzt gastieren Sie mit ihrer Band und „Searching for William“ im Theaterzelt. Was erwartet die Zuschauer.

Friedel: Für Roger Vontobels „Hamlet“ in Dresden hat sich erstmals die Band Woods of Birnam mit dem Schauspiel verbunden. Ich habe mich hingesetzt und gedacht, wie würde Hamlet jetzt komponieren. Das war der Startschuss für unsere Verbindung von Musik und Schauspiel. Und schon bei unserer Namensgründung, es gab zunächst den Song „Woods of Birnam“, ging es um den Schlussmonolog in Macbeth. Für „Searching for William“ haben wir alle entstandenen Shakespeare-Songs in einem Abend gebündelt.

Wie funktioniert der Abend?

Friedel: Er ist nicht nur Konzert, sondern auch Theater und teilweise hörspielartig.

Sie sind als Hamlet zu sehen?

Friedel: Ja, ich schlüpfe in die Rolle Hamlets. Später verwandele ich mich in Macbeth. Der Zuschauer begibt sich mit uns auf eine Entdeckungsreise in eine Shakespeare-Welt.

Im Zelt erwartet Sie eine besondere Situation.

Friedel: Ich freue mich sehr, in einem Zelt zu spielen. Mein erster Berufswunsch war nämlich Zirkusdirektor. Wir werden den Abend anpassen, das tut ihm aber keinen Abbruch. Er lebt in der Essenz von der Musik und der Verwandlung in die verschiedenen Charaktere. Im Zelt besteht die Chance, noch eine größere Direktheit mit dem Publikum herzustellen. Ich glaube, das Zelt wird beben.

Was lieben Sie an Shakespeare?

Friedel: Er öffnet für mich als Schauspieler eine unglaubliche Welt: Vielschichtige Charaktere, an denen man sich abarbeitet, fantastisch erzählte Geschichten. Es ist ein Geschenk, solche Sätze sprechen zu dürfen. Mich fasziniert die Vielfalt der Sprache. Gerade in einer Zeit, in der wir sie verkürzen und alles nur noch in Emojis ausdrücken.

Robert Wilsons „Der Sandmann“ beeindruckt hingegen durch die besondere und stilisierte Form.

Friedel: Robert Wilson bedient sich der theatralischen Mittel, um so noch tiefer in die Abgründe des Textes zu blicken. Für mich war fantastisch zu sehen, wie so etwas entsteht. Vieles hat mich auch für „Searching for William“ inspiriert.

Liegt Ihnen diese exakte Art, in der Wilson seine Figuren in Szene setzt?

Friedel: Bei Bob wurde die Schraube ein bisschen weiter angezogen. Nach der ganzen Choreografie, die man gelernt hat, konnte man aber spüren, dass man in diesem Konstrukt auch frei sein kann. Es macht mir Spaß, in dieser Exaktheit zu funktionieren.

Entspricht Ihnen das?

Friedel: Ich würde nicht nur so arbeiten wollen, weil ich ein freiheitsliebender Mensch bin. Ich liebe Spontanitäten.

Sie sind in Düsseldorf für den erkrankten „Revisor“ Moritz Führmann eingesprochen und haben sich die Rolle in drei Tagen draufgeschafft.

Friedel: Man denkt selbst: Oh Gott, das schaffe ich nicht. Es ist zugleich so ein großer Reiz, dass ich das nicht ablehnen konnte. Ich liebe es, ins Extrem zu gehen und auch an meine Grenzen zu kommen, um mich vor Bequemlichkeit zu bewahren. Und es war sicher nicht der texttreueste „Revisor“.

Was fällt Ihnen auf, wenn Sie zwischen den Häusern in Düsseldorf und Dresden wechseln?

Friedel: Das Dresdener Publikum ist sehr vorsichtig. In Düsseldorf habe ich es am Anfang nicht so richtig fassen können. Beim „Sandmann“ springen einem die Herzen entgegen mit Standing Ovations. Bis in Dresden so etwas passiert, dauert es.

Sie sind Gast und gehören zu keinem Ensemble fest.

Friedel: Nur Schauspiel im Theater, da würde ich mich schnell langweilen. Mir sagt mancher: Christian, du stehst deinen verschiedenen Karrieren im Weg. Aber ich brauche die Musik als Ausdruck, mache jetzt auch Regie, ich liebe es, vor der Kamera zu stehen. Das befruchtet sich alles miteinander.

Bei was entspannen Sie?

Friedel: Ich konsumiere gerne Serien und kann mich dabei wegträumen.

Welche im Moment?

Friedel: Zurzeit „Fear The Walking Dead“ und „Star Trek Discovery“. Ich stehe auf Fantasy und Horror, das entspannt mich.

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