Chinesische Bezahlsysteme etablieren sich in Düsseldorf

Breuninger installiert als erstes deutsches Kaufhaus die Bezahlmöglichkeit WeChat Pay. Auch andere sind im Kommen.

Chinesische Bezahlsysteme etablieren sich in Düsseldorf
Foto: dpa

Düsseldorf. Von einheimischen Kunden allein kann der stationäre Handel kaum mehr (über)leben. Auch nicht die Kaufhäuser. Also setzt der Handel, auch und gerade in Düsseldorf, zunehmend auf Touristen aus aller Welt. Besonders im Visier: die wachsende junge online-affine chinesische Mittelschicht, die gerne reist, noch lieber einkauft, am liebsten Luxus. Für die hat das Nobel-Kaufhaus Breuninger sich einen WeChat-Account eingerichtet und mit dem Spezialisten Wirecard das chinesische Bezahlsysteme WeChat Pay eingeführt. Die führende chinesische Mobile-Payment-Lösung kommt zusammen mit Alipay zum Einsatz, dem Bezahlsystem der chinesischen Alibaba Group, Chinas größter IT-Gruppe.

Breuninger-Sprecher Christian Witt: „Die Chinesen als Kunden sind für uns extrem wichtig. Wir haben hier in Düsseldorf eine große chinesische Community und inzwischen eine Vielzahl chinesischen Firmen.“ Deshalb erfolgte der Start des besonderen Bezahlsystems, mit dem künftig in allen elf Breuninger-Dependancen gearbeitet wird, auch bewusst in Düsseldorf und nicht mit Mutterhaus in Stuttgart.

Erst seit einem knappen Jahr bietet Wirecard die We-Chat-Pay-Funktionalität in Europa an, hat sie hierzulande beispielsweise auch schon bei WMF und den Drogerie-Märkten von Rossmann installiert. Breuninger ist deutschlandweit der erste Department-Store, wo Kunden aus Fernost wie zu Hause bezahlen können. Erste positive Erfahrung: „Sie fühlen sich abgeholt.“

Kasse machen auf chinesisch soll sich künftig noch besser auszahlen: Bereits im vergangenen Jahr kamen 12.4 Millionen Touristen aus Fernost nach Europa, für 2010 werden 20 Millionen erwartet. Nicht Zahlen sind beeindruckend, auch Summen. Jana Tilz, PR-Managerin bei Wirecard: „Die Durchschnittseinkaufsumme der Chinesen liegt bei 850 Euro pro Bezahl-Aktion, die höchste war bisher 40 000 Euro, während der Deutsche im Schnitt gerade mal 80 Euro pro Aktion ausgibt.“

Tilz berichtet von Kunden, die nach der Installation chinesischer Bezahlsysteme innerhalb von drei Monaten ihre Umsätze verdoppeln konnten. Das gelinge besonders an Standorten wie Flughäfen, auch mit nicht fliegenden Touristen: „Sie kommen in den Flughafen, kaufen zwei Rimowa-Koffer, bezahlen und gehen wieder.“

Das wird jetzt mit dem WeChat Pay noch einfacher. WeChat (winzige Nachricht) wurde bereits im vergangenen Jahr von täglich 960 Millionen Menschen genutzt, davon 100 Millionen außerhalb von China. Es gibt aber auch Kritikpunkte: Im Reich der Mitte werden nahezu alle Daten an Behörden weitergeleitet. Die nutzen das System ihrerseits auch für Nachrichten an Nutzer. So wurde unmittelbar nach dem großen Erdbeben 2008 in Sichuan mobil erfolgreich zum Spenden aufgerufen. Bei politischen Differenzen, beispielsweise mit Frankreich, kann aber auch schon mal zum Boykott französischer Lebensmittelhändler in China aufgerufen werden.

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