Chefarzt für Unfallchirurgie: „Wir lassen den Patienten mit künstlichem Knie sofort laufen“

Der neue Chefarzt für Orthopädie und Unfallchirurgie, Daniel Frank, im Gespräch.

Chefarzt für Unfallchirurgie: „Wir lassen den Patienten mit künstlichem Knie sofort laufen“
Foto: David Young

Düsseldorf. Daniel Frank, seit Ende 2011 Chefarzt für Unfallchirurgie und Orthopädie am Florence-Nightingale-Krankenhaus, ist der zweite Spezialist in Kaiserswerth, neben Reinhard Steffen am Marienkrankenhaus, wo er einst angefangen hat. Wir sprachen mit ihm über Kunstgelenke, speziell über das künstliche Kniegelenk mit Bändern und Muskeln zwischen Ober- und Unterschenkelknochen.

Herr Frank, Deutschland ist Spitzenreiter bei der Operation von Kunstgelenken. Je besser es den Leuten geht, desto eher legen sie sich unters Messer. Wie kommt es dazu?

Daniel Frank: Mit zunehmendem Lebensstandard wächst der Anspruch der Bevölkerung auf körperliche Unversehrtheit. Die Patienten kommen ja freiwillig zu uns.

Ihr Erfolg in zwei Jahren?

Frank: Ich fing bei Null an. Wir haben im letzten Jahr 2400 Patienten operiert, davon 400 Endoprothesen eingesetzt.

Hängen kaputte Gelenke mit der Bewegungsarmut und dem Alter der Leute zusammen?

Frank: Der Verschleiß der Gelenke kommt nicht dadurch zustande, dass man sich weniger bewegt, sondern man bewegt sich weniger, weil die Gelenke verschlissen sind. Im Alter degeneriert der Knorpel aber häufiger.

Was tut man gegen Arthrose?

Frank: Nur in ca. zehn Prozent der Fälle kann der Patient die Entwicklung des Kniegelenkes beeinflussen, indem er unfallträchtige Bewegungen im Tennis, Hockey und Fußball reduziert oder bestimmte Berufskrankheiten meidet.

Sonstige Ursachen für den Verschleiß?

Frank: Es gibt Patienten mit Rheuma, einer Autoimmunerkrankung. Da wendet sich die körpereigene Schleimhaut gegen den Knorpel und verschleißt ihn. Diese Patienten brauchen Cortison oder ein ähnlich wirkendes Medikament, um die körpereigene Immunabwehr herabzusetzen. Die meisten Verschleißerkrankungen geschehen jedoch aus unerklärlichen Gründen.

Bei vielen ist der Knorpel abgerieben. Was ist mit der Schmiermasse zwischen den Knochen?

Frank: Knorpel kann man im Labor züchten. Aber die Knorpeltransplantation trifft meistens auf Patienten mit einem kleinen lokalen Defekt zu, wenn sich jemand beim Fußballspiel ein Stückchen Knorpel raushaut. Bei einer flächenhaften Destruktion ist eine Knorpeltransplantation nicht mehr möglich. Und künstlichen Knorpel gibt es noch nicht.

Was man heute teilweise macht, ist die Gelenkschmiere durch Hyaluronsäure zu ersetzen. Diese Schmiermasse, die aus dem Knorpel des Hahnenkamms gewonnen und chemisch bearbeitet wird, spritzt man ins Knie. Sie hat aber nur eine begrenzte Wirkdauer.

Wie stellen Sie die Roll- und Gleitbewegungen des Oberschenkels auf dem Unterschenkel wieder her?

Frank: Das Gelenk hat drei Abschnitte, innen, außen und hinter der Kniescheibe. Wenn Sie nur innen einen Verschleiß haben, ersetzt eine Schlittenprothese nur diesen Anteil des Kniegelenks. Der Schlitten gleitet auf dem Kunststoffblock, der mit einem Metallunterteil auf dem Schienbeinkopf aufgesetzt wird.

Sind mehrere Abschnitte des Kniegelenks zerstört, gibt es einen kompletten Oberflächenersatz mit Oberschenkelrolle, einem Kunststoffteil dazwischen und einem Plateau, das auf dem Schienbeinkopf sitzt. Ich mache einen Schnitt, über exakt positionierte Sägeblöcke wird der Knochen präpariert. Nur das vordere Kreuzband wird entfernt. Durch eine schlauchartige Verbindung der Gelenkkapsel und die Bänder wird das Kniegelenk stabilisiert und zementiert.

Was geschieht nach der OP?

Frank: Wir lassen den Patienten mit zwei Gehhilfen sofort mit Vollbelastung laufen. Zusätzlich wird eine Motorbewegungsschiene unters Bein geschnallt, die das Bein bewegt, denn die Narbe muss flexibel sein. Fürs tägliche Leben braucht man eine Beugung von ca. 110 Grad.

Operieren Sie selbst?

Frank: Selbstverständlich. Kassen- wie Privatpatienten. Der Eingriff dauert 50 bis 60 Minuten. Der Patient bleibt sieben bis elf Tage im Krankenhaus. Anschließend geht er zehn Tage in eine Reha.

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