Bundestagswahl 2017 Wahlkampf: Im SPD-Hemd von Tür zu Tür

Andreas Rimkus versucht, in Unterbilk ans Wahlvolk heranzukommen. Leicht ist das nicht.

Bundestagswahl 2017: Wahlkampf: Im SPD-Hemd von Tür zu Tür
Foto: Lepke

Düsseldorf. Er fängt nicht gerade gut an, der „Tür-zu-Tür-Wahlkampf“ von SPD-Mann Andreas Rimkus. „Das war’s, tschüss“ — mehr sagt der junge Mann nicht, als der Politiker gestern Nachmittag im Treppenhaus des Altbaus am Friedensplätzchen auftaucht. Und zu ist die Tür. Im nächsten Haus erweist sich die Gegensprechanlage als unüberwindliche Hürde: „Ach nein, lieber nicht, meine Katze ist krank“, sagt eine Frau.

Rimkus trägt ein rotes Hemd mit SPD-Aufdruck am Rücken. Der Nachmittag soll launig werden, eine „Challenge“ ist angesagt: Wer schafft mehr Tür-zu-Tür-Kontakte. Gegner: der SPD-Medizinmann Karl Lauterbach, der in seinem Leverkusener Wahlkreis so viele Klinken wie möglich putzt. Rimkus hat prominente Verstärkung dabei: den SPD-NRW-Vorsitzenden Mike Groschek, der mit purer Begeisterung auf die Leute zugeht und ihnen in atemberaubendem Tempo eine Werberede für den Andreas entgegenschleudert („Ich kenne ihn seit der Steinzeit, ein Pfundskerl ist das, ein echter Malocher an der politischen Front, den muss man einfach mit der Erststimme wählen“). Und, zumindest eine halbe Stunde, OB Thomas Geisel. Auch der geht bestens gelaunt und mit Verve ran ans Wahlvolk („Ich bin Ihr Oberbürgermeister“), übernimmt in den Häusern schon bald die Regie, weil die Leute ihn halt eher kennen als den Bundestagsabgeordneten Rimkus. Nein, mit dem für Spitzenbeamte geltenden Neutralitätsgebot kollidiere sein Auftritt nicht, sagt Geisel, tatsächlich trägt er Jeans und Sakko statt seiner Amtskette.

Nun dürfte fraglich sein, ob ein Kontakte-Wettrennen bei den Wählern so richtig gut ankommt. Vielleicht fänden viele es besser, wenn Politiker ihnen Zeit gönnen würden. Rimkus freilich ist erst einmal froh, dass er überhaupt mit ein paar Hausbewohnern ins Gespräch kommt. Im dritten Haus fährt er mit dem SPD-Tross lieber mit dem Aufzug ganz nach oben, um sich dann treppab durchzuschellen. Und siehe da: Jetzt läuft’s, mehrere Wohnungstüren gehen auf — und bleiben offen. Rimkus stellt sich vor, bittet um ein Kreuzchen am 24. September, fragt, ob es Probleme gibt und welches Thema die SPD nach der Bundestagswahl als erstes umsetzen soll. Kerstin Bonnard ist überrascht („Ich dachte schon, meine neue Badewanne wird geliefert“), hört sich alles an, sagt dann: „Ich lass das mal sacken.“ Ein Stockwerk darunter öffnet eine junge Mutter mit ihrer 15-monatigen Tochter auf dem Arm. Das ist was für Geisel, den Vater von fünf Mädchen, er schäkert mit der kleinen Emilia, Groschek überreicht der Mutter einen Andreas-Rimkus-Kochlöffel. Als nächstes öffnet ein Familienvater, der kritisch gestimmt ist: „So, so, ich soll also SPD wählen, aber was erwartet mich dann?“ Er findet, dass in Düsseldorf der Tauchsport (sein Sohn taucht im Verein) stiefmütterlich behandelt wird. Geisel erinnert an die geplanten Bäder-Neubauten Oberkassel und Flingern: „Aber mailen Sie mir das mit dem Tauchen ruhig noch mal.“

Rimkus zieht am frühen Abend zu den Bilker Arcaden weiter, wie viele Kontakte er nun hatte, weiß er noch nicht, auch nicht, ob er die Tür-zu-Tür-Battle mit Lauterbach gewonnen hat. Ernsthaft interessiert ihn das auch nicht. Wie schon vor vier Jahren setzen er und sein Team in allererster Linie auf die Mobilisierung von SPD-Wählern. 2013 reichte das nicht, da verlor er glatt gegen Sylvia Pantel von der CDU im eigentlich als „rot“ geltenden Stadtsüden. Die Reserveliste rettete ihn. Und obwohl die Umfragenlage für seine Partei schon wieder so mies ist wie damals, Rimkus bleibt ein unerschütterlicher Optimist: „Die Stimmung auf der Straße ist superpositiv für uns.“ Türen werden ihm da jedenfalls nicht vor der Nase zugeschlagen...

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