Düsseldorf Bücherbummel auf der Kö: Die meisten Buchhändler haben sich längst verabschiedet

Kö-Bummel fast ohne Buchhandel und Literaturtage mit tollem Programm.

Düsseldorf: Bücherbummel auf der Kö: Die meisten Buchhändler haben sich längst verabschiedet
Foto: Sergej Lepke

Düsseldorf. Am Donnerstagmittag eröffnet der Bücherbummel auf der Kö. Er gilt zwar als „Deutschlands größte Buchhandlung unter freiem Himmel“, aber die meisten Buchhändler haben sich längst verabschiedet. Kurt Nellessen als Vereinssprecher des „Bummels“ telefonierte vielfach vergebens. In den 76 Buden und Zelten warten 13 Antiquariate auf ihr Geschäft, das sie normalerweise online betreiben. Jeder siebte Stand bietet Bier, Bonbons, Backwaren oder Reibekuchen an. Das Gros der Teilnehmer sind Verlage sowie Kulturinstitute der Stadt.

Der eigentliche Höhepunkt sind daher die Düsseldorfer Literaturtage. "Liberté“ lautet ihr Motto bis zum 18. Juni. Der Ruf nach Freiheit unter den Intellektuellen ist aktueller denn je. Lesefreunde reagieren mit einem Run auf die Veranstaltungen. Maren Jungclaus vom Literaturbüro berichtet von einer älteren Dame, die gleich elf der 35 Termine gebucht hat. Die Lesung von Superstar Carolin Emcke, Friedenpreisträgerin des deutschen Buchhandels, ist seit vier Wochen ausgebucht. Sie thematisiert das Motto der Veranstaltungsreihe auf ihre Weise, indem sie fragt, wo unsere Freiheit aufhört und die Freiheit des anderen beginnt.

Natürlich ist auch Wolf Biermann begehrt. Der 81-Jährige gilt als großer deutscher Balladendichter und Sänger, der nach der grenzenlosen Freiheit sucht, wohlwissend, dass sie ihre Grenzen hat. Mit 16 Jahren ging er von Hamburg in die DDR, um ein „besseres Deutschland“ zu suchen. 1976 wurde er ausgebürgert. Er ist mit Düsseldorf sehr verbunden, erhielt den Heine-Preis, eröffnete den Heine-Kongress und wurde Gastprofessor der Heine-Universität. Er gilt als begnadeter Erzähler.

Als einen „lebenslangen Flüchtenden“ beschreibt Maren Jungclaus den Autor Oskar Negt, einen wichtigen Vertreter der Frankfurter Schule und einen der bedeutendsten Sozialwissenschaftler Deutschlands. In seiner Autobiografie schildert er das Dasein als Flüchtling aus Ostpreußen.

Der Schweizer Peter Stamm beschreibt in seinem Roman „Weit über das Land“ einen Mann, der sein Leben mit Frau und Kindern einfach an der Gartentür zurücklässt. „Was nimmt er sich für eine Freiheit, und was gibt er an Sicherheit auf?“, fragt Maren Jungclaus ihrerseits.

Das Programm der Literaturtage wurde von Heine-Institut, Zakk, Literaturbüro und von der Zentralbibliothek zusammengestellt. Sie wählten auch Georg Stefan Troller aus. Der Wiener Jude floh vor den Deutschen und half als amerikanischer Soldat bei der Befreiung des Lagers Dachau. Heute lebt er in Paris. Er wird aus seinem Leben und von seinen Begegnungen berichten.

Im Zakk wartet außer dem Poetry-Slam ein Lesemarathon auf die Zuhörer. Thorsten Sträter wird sechs Stunden lang sein Hörbuch rezitieren. Wie zur Erholung bittet das Maxhaus zu einem 4-Gänge-Menü als „Literaturdinner für Heine“. Im Nelly-Sachs-Haus am Nordpark wartet ein Lyrikmarathon auf Gäste. Es gibt das Lesezelt und das Kinderlesezelt — mit Geschichten von „Unterhosen und Nasebohren“ oder dem „Bauchkribbeln“.

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