Brustkrebs: Vorsorgeangebote werden von vielen nicht genutzt

Ein Programm für alle Frauen von 50 bis 60 läuft gerade, aber nur die Hälfte macht mit.

Düsseldorf. Jede Zweite lässt die Chance ungenutzt verstreichen: Fast alle Frauen in Düsseldorf zwischen 50 und 69 Jahren haben in den vergangenen beiden Jahren eine Einladung zur Brustkrebs-Früherkennung bekommen, doch nur gut die Hälfte haben an dem Programm teilgenommen - obwohl es statistisch gesehen in vielen Fällen die Heilungschancen deutlich verbessert.

Das Zentrum für Brustkrebsangelegenheiten (Zebra) in Gerresheim hat es sich zur Aufgabe gemacht, Betroffene zu unterstützen und zu beraten. Die Vorsitzende, Dr. Ingrid Resch, setzt sich dafür ein, dass mehr Frauen das Angebot annehmen: "Wir müssen eine Quote von über 80 Prozent erreichen."

Brustkrebs ist bei Frauen die am weitesten verbreitete Krebsart, jede achte Frau ist mindestens einmal im Leben davon betroffen, es gibt aggressive und weniger aggressive Formen.

Rund 63000 Frauen in Düsseldorf gehören zu der Altersgruppe 50 bis 69, bis zum April sollten alle eine Einladung erhalten haben. Jede kann einen Termin selbst wählen, aber was hält sie ab?

Ingrid Resch: "Viele haben sicher Angst vor der Diagnose." Aber auch falsche Annahmen seien verbreitet: Misstrauen in die Qualität der Untersuchung oder der Glaube, Abtasten sei ein gleichwertiger Ersatz.

Dem widersprechen die Programmverantwortlichen für Düsseldorf, Eckhard Wegjan und Dr. Dietmar Seitz: "Die Qualitätsanforderungen sind sehr hoch." Das Personal sei geschult, jede Diagnose werde von mindestens zwei Ärzten gestellt.

Die Quote der in Düsseldorf untersuchten Frauen mit einem positiven Befund auf Brustkrebs liegt bei 1,1 Prozent. Zuvor werden allerdings 5 Prozent zu einer Zweituntersuchung geladen, weil die Diagnose unsicher ist - eine enorme psychische Belastung für die Betroffenen.

Dietmar Seitz: Wir machen die Einladung zur Nachuntersuchung mündlich, um Rückfragen zu ermöglichen." Oft seien einfach Kalkablagerungen oder Gewebeveränderungen verantwortlich für einen Verdacht, der sich dann als unbegründet erweist.

Auch gibt es selten Tumore, die nie zu einer ernsthaften Erkrankung führen würden. Dies ist aber nicht vorhersehbar, sodass durch die Früherkennung einige Patientinnen unnötig behandelt werden.

Dem gegenüber steht vor allem das Argument der erhöhten Heilungschancen: Mit der radiologischen Untersuchung seien bereits Tumore mit einem Durchmesser von unter einem Zentimeter zu erkennen, die beim Tasten oft nicht wahrgenommen würden.

Wegjan: "Bei einem Befund in diesem frühen Stadium liegen die Heilungschancen noch bei etwa 90 Prozent." Insgesamt liegt die Sterblichkeit dagegen bei über einem Viertel.

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