Bruder erwürgt: 17-Jähriger wegen Mordes angeklagt

Motiv ist weiter unklar. Jugendlicher will aus einem „Impuls“ gehandelt haben.

Düsseldorf. Es war ein schockierendes Familiendrama, das auch überregional für Schlagzeilen sorgte: Anfang März hatte der damals 16-jährige Masud (Name geändert) seinen vier Jahre jüngeren Bruder Baran in Flingern erwürgt. Abends versuchte der Jugendliche dann auch noch, seine Mutter mit einer Hantel zu erschlagen. Doch die 51-Jährige konnte flüchten.

Seit Montag liegt die Anklageschrift der Staatsanwaltschaft beim Landgericht. Sie wirft dem Gymnasiasten vor, seinen Bruder ermordet zu haben. Nach wie vor unklar bleibt das Motiv.

Masud befindet sich weiterhin in der Psychiatrie, weil er als stark suizidgefährdet gilt. Der inzwischen 17-Jährige sagte aus, er habe aus einem „Impuls“ heraus gehandelt. Zuvor habe es eine harmlose Rangelei beim Fernsehen gegeben, wie sie unter Brüdern üblich sei. Dies könnte bedeuten, dass der Zwölfjährige völlig ahnungslos war, als Masud über ihn herfiel. Darum könnte es sich um einen Mord aus Heimtücke handeln.

Nach den Ermittlungen der Staatsanwaltschaft kam es am 5. März gegen 15.40 Uhr zu dem folgenreichen Streit. Zunächst soll Masud den Zwölfjährigen im Flur in den Schwitzkasten genommen haben. Dann verlagerte sich die Auseinandersetzung ins Schlafzimmer. Hier soll der 90 Kilo schwere Jugendliche sich auf Baran gesetzt und ihn mit beiden Händen gewürgt haben. Danach versteckte er die Leiche seines Bruders in der Abstellkammer.

Gegen 20 Uhr kam dann die Mutter nach Hause. Die wunderte sich zunächst, dass nur Masud daheim war, und begann damit, ihren zweiten Sohn zu suchen. Als sie die Tür der Abstellkammer öffnete, wurde auch sie von dem 17-Jährigen attackiert.
Nachgehakt

Der versuchte zunächst, die 51-Jährige mit einem Kabel zu strangulieren, doch die verzweifelte Frau konnte sich befreien. Danach schlug der Jugendliche angeblich mit der Faust und einer Hantel zu, um die Frau zu töten. Doch sie konnte sich befreien und zu Nachbarn flüchten. Von dort aus alarmierte die 51-Jährige die Polizei, die Masud in der Wohnung festnehmen konnte. Dort soll er Vorbereitungen getroffen haben, sich das Leben zu nehmen, doch dazu kam es nicht mehr.

Weiterhin rätselhaft bleibt das Motiv des Jugendlichen. Allerdings litt Masud unter erheblichen psychischen Problemen. Vor zwei Jahren hatte sich sein Vater das Leben genommen, darüber kam der 17-Jährige nie hinweg. Er befand sich darum seit längerer Zeit in psychologischer Behandlung. Eine wesentliche Frage wird in dem Prozess sein, ob der Gymnasiast schuldfähig ist. Die Anklage ist noch nicht zugelassen.

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