Bröckelnder Putz und viel Geschichte

Düsseldorfs Eishallen sind in die Jahre gekommen. Aber sie erfüllen ihren Zweck und haben tausende Sympathisanten.

Bröckelnder Putz und viel Geschichte
Foto: Michaelis

Es muss ein illustres Schauspiel gewesen sein, das die Düsseldorfer da gegen Ende des 19. Jahrhunderts veranstalteten. „Für ein paar Pfennige drehten Eissportler auf verschnörkelten Kufen ihre Runden, schoben Kavaliere die Dame ihres Herzens auf ,Armsessel-Schlitten’ über die Eisbahn, verlustierten sich Eisläufer bei Grammophonmusik und Heißgetränken”, heißt es in einer DEG-Chronik von 1981 über die Anfänge des Eissports in der Stadt. Gemeint war das Treiben auf der Eisfläche an der Altenbergstraße, die der damalige „Düsseldorfer Schlittschuhläuferverein“ jeden Winter bereitstellte. Dafür bewässerte er eine umzäunte Freifläche, den Rest erledigte die Natur.

Ähnliche „Spritzeisflächen“ gab es auf den Tennisplätzen am Rheinstadion, im Rheinpark oder am Flughafen, zudem flitzten die Schlittschuhläufer über die zugefrorenen Teiche und Weiher im Volksgarten oder im Ostpark, im Benrather Schlosspark oder im Hofgarten.

Heutzutage ist das nicht mehr möglich. Es wird nicht mehr kalt genug. Seit Jahren sind die Eissportler an Rhein und Ruhr auf Kunstflächen angewiesen. Doch die werden immer weniger. Als der Deutsche Eishockey-Bund jüngst zum Treffen unter dem Motto „Neue Eishallen braucht das Land“ nach Köln lud, waren die Probleme in den Gesichtern der Vereinsfunktionäre und Lokalpolitiker abzulesen. Von den ursprünglich mehr als 80 Eishallen in NRW sind noch knapp 40 übrig.

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Eisbahnen der Stadt

In Düsseldorf sieht es vergleichsweise gut aus. Es gibt zwei Eishallen an der Brehmstraße, zudem die der Sparkassen-Stiftung in Benrath. Zwar sind die Hallen in die Jahre gekommen — die an der Brehmstraße ist von 1935, die Benrather von 1979 — aber sie erfüllen ihren Zweck. So sieht es auch die Stadt: Die große Halle an der Brehmstraße sei „in einem technisch einwandfreien Zustand, so dass diese für den öffentlichen Eislauf sowie den dort beheimateten Vereinssport (Eishockey, Eiskunstlauf, Curling) ohne Einschränkungen genutzt werden kann“, heißt es. Und auch die 2004 für knapp 4,2 Millionen Euro erbaute zweite Halle sei „in einem guten baulichen und technischen Zustand“.

Natürlich bröckelt der Putz in der großen Halle gewaltig, die VIP-Logen über den Stehplätzen werden für das Abschiedsspiel von DEG-Legende Daniel Kreutzer im Februar gar nicht erst geöffnet. Aber zumindest das Dach (2010 für 5,1 Millionen Euro saniert) und die Kälteanlage (2016 für 1,5 Millionen Euro saniert) sind auf dem neuesten Stand. Und selbst wenn das nicht der Fall wäre: Die Düsseldorfer lieben ihre Halle. Dort wurde die DEG acht Mal Eishockey-Meister, dort bereiteten sich die Eiskunstläufer Ria Baran und Paul Falk auf ihre WM- und Olympia-Titel vor. Bis heute ist die Halle ein Treffpunkt für Eishockeyspieler, Kunstläufer und Curler. Selbst die Profis der DEG trainieren regelmäßig in der Halle nebenan.

Weitaus weniger Geschichte hat die Halle in Benrath. Aber auch die ist Heimat für Schulsportler, Hobbyläufer, Eisstockschützen oder die Eishockey-Frauen der Devils. Und auch sie liegt den Menschen am Herzen. Als sie 2015 vor dem Aus stand, unterschrieben Tausende eine Petition, die zum Erhalt führte. Die Besucherzahlen sind jüngst gestiegen, durch Energiesparmaßnahmen wurden die Kosten gesenkt. Trotzdem ist die Zukunft ungewiss. Die Zusage der Sparkassen-Stiftung gilt nur bis 2019.

Das liegt vor allem an den Kosten. Im hohen sechsstelligen Bereich liege der Betrieb einer Eishalle, heißt es. Manche reden gar von mehr als einer Million Euro, die die Stadt jedes Jahr allein in die Hallen an der Brehmstraße steckt. Zu stören scheint das aber niemanden. Der Eissport ist in Düsseldorf tief verwurzelt. Nicht umsonst gibt es in der Weihnachtszeit gerade drei zusätzliche Eisflächen in der Stadt.

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