Boston-Club tanzt seit 100 Jahren

Der Verein bietet Angebote für jedes Alter und wird das Jubiläum am 20. Mai groß feiern.

Düsseldorf. Gefeiert und getanzt wurde in Düsseldorf schon immer gern. Doch wer vor 100 Jahren Ambiente und Gesellschaftsleben einer Tanzschule bevorzugte, brauchte Geld, einen guten Leumund und eiserne Disziplin: „In den 20er Jahren gehörte der Tanztee zu den absoluten Pflichten der Mitglieder. Wer ohne Grund fehlte, flog raus.“ Über die strengen Vereinsregeln von einst kann heute nur gelächelt werden. „Uns würden die Mitglieder davon laufen“, witzelt Rüdiger Konopatzki ob solcher Statuten. Seit neun Jahren ist er Vorsitzender des Boston-Clubs und in der kommenden Woche feiert der Tanzsportverein sein 100-jähriges Bestehen.

Begonnen hatte alles im Jahr 1902. Damals beschlossen ehemalige Schüler des exklusiven Tanzinstituts Lorrain-Pohlmann, die neuen Rhythmen des Gesellschaftstanzes zu pflegen. Dieser feste Tanzkreis, der sich regelmäßig im Breidenbacher Hof traf, gründete eben dort im Mai 1912 mit festlicher Pracht den Boston-Club. Den Namen gab der Tanz Boston, ein Lieblingstanz dieser Jahre und Vorläufer des heutigen langsamen Walzers.

„Wir sind stolz darauf, dass der Tanzclub als einziger in ganz Deutschland zwei Weltkriege überstanden hat“, sagt Konopatzki. „Auch wenn der Club sein Vereinsleben während der Kriege ruhen lassen musste, fanden sich immer wieder Menschen, die sich für den Erhalt und die Entwicklung dieser Gemeinschaft einsetzten.“ Drei Jahre nach Ende des 2. Weltkrieges finden wieder Tanztee und Ball statt, geprobt wird zunächst in der Küche der im Übrigen ausgebombten Tanzschule an der Blumenstraße.

Über Jahrzehnte veranstaltet der Traditionsclub große internationale Tanzturniere, das erfolgreichste Turnierpaar in der Geschichte des Clubs sind Carl-Werner und Inge Fischer, die 1965 und 1966 Deutsche Meister in den Standard- und Lateinamerikanischen Tänzen werden. 1985 baut der Club an der Vennhauser Allee seine Clubanlage mit vier Tanzsälen auf 1600 Quadratmetern für zwei Millionen Mark. „Unsere großzügige Clubanlage bescherte uns viele neue Mitglieder, 1000 waren es in den 80er Jahren“, sagt Konopatzki. Aktuell sind es 520. „Unsere Jüngsten beim Kindertanzen sind gerade mal vier, die Älteste ist 88 und tanzt immer noch gerne.“ Allein die jungen Männer sind schwer zu motivieren, doch der Boston-Club bemüht sich: „Wir haben jetzt eine sehr flippige Hip-Hop-Tanzlehrerin bei uns, die hat schon so manchen Mann in die Kurse gelockt. “

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