Düsseldorf „Bonn Camillo“ soll Stadtdechant werden

Wolfgang Picken gilt in Bonn als Charismatiker, in Düsseldorf gibt es Skepsis.

Düsseldorf: „Bonn Camillo“ soll Stadtdechant werden
Foto: Wolfgang Hübner-Stauf

Düsseldorf. Wird Wolfgang Picken neuer Stadtdechant und Lambertus-Pfarrer? Es sieht zumindest danach aus. Nachdem der 47-jährige Dechant aus Bonn-Bad Godesberg schon länger als ein möglicher Nachfolger von Rolf Steinhäuser, der als residierender Domkapitular nach Köln zurückgeht, gehandelt wurde, nimmt die Sache nun Fahrt auf.

Am Mittwoch kommt Kardinal Rainer Woelki nach Düsseldorf, um alle leitenden Pfarrer in der Landeshauptstadt zu unterrichten, danach wird auch der Katholikenrat informiert. Im Gespräch mit der WZ äußert sich Picken sehr höflich, aber zurückhaltend: Nein, er kenne noch keine Entscheidung des Kardinals, hier handele es sich offenbar um Indiskretionen, es gelte abzuwarten.

Nun, dass Picken im „Kölner Stadtanzeiger“ nicht nur als Topfavorit ausgerufen wurde, sondern auch als eine Persönlichkeit, die polarisiere und im katholischen Düsseldorf auf Widerstand stoße („Bewerbung mit Gegenwind“), stimmt, schmälert aber nicht seine Chancen.

Tatsächlich gibt es auch Ressentiments gegenüber Wolfgang Picken, der es als populärer „Bonn Camillo“ schon bundesweit in die Medien schaffte. So manchem scheint der 1,92-Beau in jeder Hinsicht zu eitel daherzukommen. Dass er in Godesberg viel bewegt hat, bestreitet freilich niemand. Laut Stadtanzeiger ist die Kirche bei ihm sonntags voll, auf Benefiz-Aktionen sammelte er schon mal zehntausende Euro ein, in der riesigen Gemeinde zählten auch Ex-Telekom-Chef René Obermann und Maybrit Illner oder Ex-Verfassungsrichter Udo Di Fabio zu seinen Anhängern.

Tatsächlich kennen tun ihn in Düsseldorf aber nur sehr wenige. Und die sind voll des Lobes über den gebürtigen Kölner Picken. Einer ist Gerresheims Pfarrer Karl-Heinz Sülzenfuß, er sagt: „Eine starke Persönlichkeit, ein sehr engagierter Mann, der gut die Leute mitnehmen und im Team arbeiten kann.“ Auch bei der Gerricus-Stiftung, die ihn zweimal zu Vorträgen in die überfüllte Basilika lud, ist die Rede von einem Menschenfänger und Charismatiker.

Gewiss wäre Picken ein Kontrastmodell zum intellektuell-seriös-ruhigen Steinhäuser. Allerdings: auch der traf 1997 als Gesandter von Kardinal Meisner auf viele Vorbehalte. Sie haben sich längst verflüchtigt.

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