Blitzinterview/Marie-Agnes Strack-Zimmermann (FDP): Damit keiner auf die Idee kommt, mich zu duzen

20 Fragen in zehn Minuten: FDP-Fraktionschefin Marie-Agnes Strack-Zimmermann über die böse Fee, Hosen, den Finanzcrash und ihre Vorliebe fürs "Sie".

Düsseldorf. Wieso treten Sie in Ratssitzungen oft soaggressiv auf? Strack−Zimmermann: Das meint man nur. Ich bin ein temperamentvoller Mensch, die, diemich mögen, empfinden das als positiv. Die, die sich sorgen vor meinen Ausbrüchen, empfinden das alsaggressiv. Ich bin aber nicht aggressiv. Nach dem Wahlsieg von Dirk Elbers 2008 warnte ihn KabarettistManes Meckenstock vor Ihnen als der bösen Fee.

Waren Sie da sauer?
Strack−Zimmermann:
Ich fand dasschön, dass er mich in sein Programm aufgenommen hat. Er hat ja nur von der bösen Fee Agnes gesprochen,da wussten eh nur Insider, dass ich gemeint war. Sie haben immer Hosen an.

Was sagt eigentlich Ihr Manndazu.
Strack−Zimmermann: Er hat die Hosen an in der Familie. Und ich nur im Rat.

Welchen Ratschlag IhrerMutter beherzigen Sie?
Strack−Zimmermann: Oh, da muss ich überlegen. Dass man geradlinig sein sollteund sich nicht verbiegen lässt.

Welcher Pop− oder Filmstar war früher Ihr Idol?
Strack−Zimmermann: RobertRedford. Aber als er jünger war. Ich habe ihn neulich gesehen und gedacht: Tja, auch an dem geht der Zahnder Zeit nicht vorbei.

London oder Paris?
Strack−Zimmermann: London.

Was war Ihnen zuletzt peinlich?
Strack−Zimmermann: Eigentlich nichts.

Wie kann man nach dem Finanzcrash noch wirtschaftsliberal sein?
Strack−Zimmermann: Gerade jetzt. Schauen Sie doch nur, was gerade mit der vom Staat erfundenenAbwrackprämie passiert, da werden die Autos fröhlich in den Osten oder sonst wohin verschifft. Nein, dasentgleiste System ist kein Produkt des Wirtschaftsliberalismus’, manche Leute haben nur kein Gespür mehrfür ihre Grenzen. Liberal sein heißt nicht, über Tisch und Bänke zu springen. Viele Leute, mit denen ichspreche, verstehen das nicht: Die meisten bekommen nie etwas vom Staat, außer dem Kindergeld. UndGroßunternehmen kriegen zig Milliarden und zwar ohne Kontrollen. Die Banken kriegen irre viel Geld,machen schon wieder Gewinne, da frag’ ich mich: Warum zahlen die nicht wenigstens einen Teil sofortzurück an den Steuerzahler?

Wie lange sind Sie noch Erste Bürgermeisterin?
Strack−Zimmermann: Faktischzunächst bis Oktober 2009. Dann wird neu gewählt. Aber wenn wir mit der CDU wieder die Mehrheit stellen,dann bis 2014.

Man soll nicht zu lange in der Politik bleiben, haben Sie mal gesagt. Wann ist für Sie Schluss?
Strack−Zimmermann: Also ich bin jetzt fünf Jahre im Rat, das ist noch eine vertretbare Zeit. Ich finde esschwierig, wenn man da 25 Jahre sitzt. Bei mir wird es sich weisen. Ich glaube, dass ich erkennen werde,wenn der Zeitpunkt gekommen ist. Aber er ist noch nicht gekommen.

Haben Sie schon immer mit der FDPsympathisiert?
Strack−Zimmermann: Ja, seit den 70ern. Ich komme aus einem eher CDU−geprägtenElternhaus, vor allem von meiner Mutter her. Ich war relativ früh politisch, besonders beeindruckt hat michdie neue Ostpolitik der sozial−liberalen Koalition. Später habe ich es nie bereut, in die FDP gegangen zu sein.

Ihre bevorzugte Automarke?
Strack−Zimmermann: VW

Gehen Sie oft in die Kirche?
Strack−Zimmermann:Ja, ich gehe regelmäßig sonntags in die katholische Kirche.

Warum duzen Sie fast niemanden?
Strack−Zimmermann: Über die Frage freue ich mich, auch damit gar keiner auf die Idee kommt, mich zuduzen. Ich duze meine Freunde. Ansonsten möchte ich diese Distanz, außerdem bietet die deutsche Spracheja die beiden Formen, also nutze ich sie. Immer dieses Herantreten, ich bin der Werner und wer bist du, nee.

Können Sie aktuell einen wirklich guten Roman empfehlen?
Strack−Zimmermann. Ja, sehr gut fand ich, ichkomm’ gleich auf den Titel, ach ja, ,Ergebenst, euer Schurik’ von Ljudmila Ulitzkaja.

Lieber insSchauspielhaus oder in die Tonhalle?
Strack−Zimmermann:
Beides gerne. Besonders gerne gehe ich aber indie Oper. Sie sind in die Carlstadt gezogen.

War Ihnen Gerresheim zu spießig?
Strack−Zimmermann:
Natürlich nicht! Ich liebe Gerresheim, wir haben dort 20 Jahre gewohnt. Aber wenn die Kinder aus dem Hausgehen, kann ich nur jedem empfehlen, sich zu verkleinern. Ein Haus ist auch Ballast.

Welches Polit−Themakönnen Sie nicht mehr hören?
Strack−Zimmermann: Abwrackprämie.

Ihre Spezialität als Köchin?
Strack−Zimmermann: Shrimpsauflauf. Aber ich komm’ kaum zum Kochen.

Was würden Sie im Rathaussofort durchsetzen, wenn Sie könnten?
Strack−Zimmermann: Nein, so was gibt es nicht, das stelle ich mir auch in der Phantasie gar nicht erst vor. Man braucht hier Mehrheiten, oft Kompromisse, so wird gearbeitet.Niemand kann einfach Klick machen, schon gar nicht in einer Behörde. Hier ist alles ein Vorgang.

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