Blechbläser sind die verrückteren Musiker

Zehn Symphoniker spielen alljährlich das etwas schräge Karnevalskonzert „Frech wie Blech“. Am Freitag ist es wieder soweit.

Blechbläser sind die verrückteren Musiker
Foto: Veronica Roggel

„Die Blechbläser sind ein verschworener Haufen, entspannter und halt a bissel verrückter als die anderen Musiker“. Arno Pfeuffer (37) muss schmunzeln, wenn er das sagt. Aber es stimmt wohl, denn Bläser lassen gerne mal die Ventile ihrer gülden glänzenden Instrumente rebellieren. Besonders zu Karneval nehmen zehn von ihnen mit Vorliebe die sonst so ernste Musik auf die Schippe und laden Freitag, 20 Uhr, in die Tonhalle zu „Frech wie Blech“.

20 Jahre besteht dieses Format, das Posaunisten, Trompeter, Hornisten und Tuba-Spieler 1998 kreierten und sich damit beim jecken Publikum durchsetzten. Meist schauen gar die schillernd dekorierten Tollitäten auch vorbei. Die Musiker wollen beim Endspurt der närrischen Jahreszeit dabei sein und beweisen, dass auch sie sich gerne verkleiden und nicht nur schwere Kost — wie Werke von Mahler, Wagner oder Richard Strauss — draufhaben. In diesem Jahr nennen sie, frei nach dem Action-Film „Terminator“ (mit Arnold Schwarzenegger), ihre Zwei-Stunden-Show: „Der Intonator — Rebellion der Ventile.“ So wird der großgewachsene Bass-Posaunist Pfeuffer als Terminator im Ganzkörper-Kostüm auftreten. Und moderieren. „Mein Gesicht ist nur zu sehen, wenn ich zum Spielen die Gesichtsklappe öffnen muss.“ Er freut sich jetzt schon auf die bunte und lockere Atmosphäre. Es ist schon Tradition, dass die meisten Zuschauer verkleidet in den Mendelssohn-Saal kommen.

Mit Pfeuffer an den Start gehen vier Trompeten, drei Posaunen, ein Horn und eine Tuba. Ab und zu gesellt sich der Solo-Trompeter Alan Kirkendall hinzu — dann aber kaum wiederzuerkennen. Wie die anderen zehn tauscht auch er Frack und Fliege mit einer Narren-kluft. Als Ihre Königliche Hoheit, Queen Elisabeth II., wird Kirkendall die richtigen Töne treffen, manchmal eben auch nicht. Schiefe Töne, die sind das Salz in der Suppe der Performance.

Aber auch Letztere wollen gekonnt sein; deshalb wird seit September geprobt, neben den Orchesterdiensten der Musiker in Tonhalle und Opernhaus. Klar, dass sie sich zunächst beim Bier trafen, um den roten Faden des Programms abzusprechen. Der Intonator Pfeuffer nimmt seine Truppe und das Publikum mit auf eine musikalische Reise — auf der Suche nach dem ‚Heiligen Gral’. Natürlich ist damit nicht der christlich-mythologische Gral gemeint. Was es bei diesem Karnevalskonzert genau ist? Das will Pfeuffer nicht verraten. Er verspricht aber eine närrische Überraschung.

Als Erkennungsmelodie dient die Musik zum Film „Zurück in die Zukunft“ von Alan Silvestri. Dann irren die Blechbläser durch die Zeiten und treffen auf historische Persönlichkeiten verschiedener Epochen. Neben der Queen wird auch ein Napoleon auftreten. Natürlich nicht der echte, sondern Napoleon ‚Bonappétit’. Die Musikstücke sollen zu der Zeit passen. Neben Ausschnitten aus Tschaikowskys „Ouvertüre 1812“ gibt’s auch Musik aus Streifen von Monty Python. Für karnevalistisches Lokalkolorit sorgen Schunkel-Schlager wie „Am Schlossturm“ und das Altbierlied. Die Arrangements für ihre Instrumente haben die Symphoniker selbst verfasst.

Und was machen sie Rosenmontag? Pfeuffer, der gerade eine Erkältung auskuriert: „Den Zug schaue ich mir lieber als Fernseh-Übertragung an, daheim im warmen Zimmer.“ Tickets (ab 18 Euro, ermäßigt 10/5 Euro) noch verfügbar. Telefon: 8996123

tonhalle.de

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