Blackbox der Unglücksmaschine gefunden

Schock und Entsetzen: Flug 4U 9525 wird den Zielflughafen Düsseldorf nie erreichen. Mit 150 Menschen an Bord ist ein Germanwings-Airbus in den Alpen abgestürzt. Die schreckliche Einschätzung der französischen Regierung: „Es gibt keinen Überlebenden.“ Einer der Flugschreiber des Airbus wurde mittlerweile gefunden.

Ein Helikopter fliegt über eine Stelle, an der Helfer neben Wrackteilen arbeiten, bei Seyne in den Bergen der Provence, Südfrankreich.

Ein Helikopter fliegt über eine Stelle, an der Helfer neben Wrackteilen arbeiten, bei Seyne in den Bergen der Provence, Südfrankreich.

Foto: Duclet Stephane

Paris/Düsseldorf (dpa). Bei einem der schwersten Abstürze in der deutschen Luftfahrtgeschichte sind in Südfrankreich wahrscheinlich alle 150 Menschen, dartunter 67 Deutsche, an Bord ums Leben gekommen. Eine Maschine vom Typ Airbus A320 der Lufthansa-Tochter Germanwings auf dem Weg nach Düsseldorf stürzte am Dienstagvormittag nahe des Ortes Digne in den französischen Alpen in schwer zugänglichem Gebiet ab.

Karte zum Absturz eines Germanwings-Airbus A320 in Frankreich: Die Maschine war von Barcelona nach Düsseldorf unterwegs.

Karte zum Absturz eines Germanwings-Airbus A320 in Frankreich: Die Maschine war von Barcelona nach Düsseldorf unterwegs.

Foto: dpa-infografik GmbH

Bilder zeigen unzählige Trümmerteile in einer kargen Felslandschaft. „Es gibt keinen Überlebenden“, zitierte die Zeitung „Le Figaro“ den französischen Verkehrsstaatssekretär Alain Vidalies. Mittlerweile wurde die Blackbox gefunden. Das sagte der französische Innenminister Bernard Cazeneuve. Mit der Auswertung des Flugschreibers solle noch am Abend begonnen werden. Diese soll rasch Aufschluss über die Absturzursache geben.

Eine Germanwings-Maschine ist auf dem Weg nach Düsseldorf in den französischen Alpen abgestürzt.

Eine Germanwings-Maschine ist auf dem Weg nach Düsseldorf in den französischen Alpen abgestürzt.

Foto: Oliver Berg

Die Ursache des Absturzes ist bisher völlig offen. An Bord waren laut Germanwings insgesamt 144 Passagiere und 6 Besatzungsmitglieder. Unter den Absturzopfern sind viele Deutsche, darunter 16 Schüler und 2 Lehrer eines Gymnasiums im westfälischen Haltern. Sie waren auf dem Rückweg von einem Austausch in der Nähe von Barcelona, wie NRW-Schulministerin Sylvia Löhrmann sagte.

Bundeskanzlerin Angela Merkel und Bundespräsident Joachim Gauck äußerten sich tief erschüttert. Bei dem Absturz rund 100 Kilometer nordwestlich von Nizza wurde die Maschine völlig zerstört. „Ich habe keinen Zweifel, dass das Flugzeug gegen die Felswand geprallt ist“, zitierte die Zeitung „La Provence“ einen Augenzeugen, der Trümmer von einem Gebirgspass aus gesehen habe.

Die Wucht des Aufpralls mache wenig Hoffnung auf Überlebende, sagte Innenministers Bernard Cazeneuve. „Entsetzliche Bilder in dieser Berglandschaft. Es bleibt nichts außer Trümmern und Körpern“, twitterte Christophe Castaner, Abgeordneter der Region Alpes-de-Haute-Provence, der die Unfallstelle überflogen hatte. Am späten Nachmittag waren über Hunderte Einsatzkräfte und rund ein Dutzend Hubschrauber und Militärflugzeuge an der Unglücksstelle nahe des kleinen Ortes Prads-Haute-Bléone im Einsatz, wie „Le Monde“ berichtete.

Eine Sporthalle des Bergortes Seyne-les-Alpes wurde nach einem TV-Bericht für die Aufbahrung von Opfern eingerichtet. Deutschen Sicherheitsbehörden zufolge gibt es keinen Hinweis auf einen terroristischen Anschlag. Auch das Weiße Haus geht von einem Unfall aus: „Es gibt derzeit keine Anzeichen für einen Zusammenhang mit Terrorismus“, sagte eine Sprecherin des Nationalen Sicherheitsrats der Deutschen Presse-Agentur in Washington.

Am Flughafen Düsseldorf löste die Nachricht vom Absturz Schock, Entsetzen und Trauer aus. An der VIP-Lounge, die der Flughafen für Angehörige und Seelsorger zur Verfügung stellte, kamen Angehörige mit völlig verweinten Augen an. Von einem „rabenschwarzen Tag für den Flugverkehr“ sprach Airport-Sprecher Thomas Kötter.

Die Ursache für den Absturz dürfte erst in einigen Wochen geklärt sein, wie Luftfahrt-Analyst Thomas Saquer von der Unternehmensberatung Frost & Sullivan sagte. Die Maschine scheine schnell an Höhe verloren zu haben, sagte Luftfahrtexperte Heinrich Großbongardt dem Sender N-TV. Die Auswertung von Radardaten zeige, dass es „vielleicht“ ein technisches Problem gegeben habe. „Was das aber im Einzelnen ist, da gibt es überhaupt keinen Hinweis.“ Meteorologen zufolge herrschte in der Region zum Absturzzeitpunkt gutes Wetter.

In Haltern wurde das Joseph-König-Gymnasium, wo 18 der Unglücksopfer zur Schule gingen und arbeiteten, am Mittag geschlossen. In der Schule wurde ein Krisenstab gebildet, Polizei und Feuerwehr fuhren vor. Notfallseelsorger waren im Einsatz, Schüler legten Blumen nieder. Bis zu diesem Dienstag habe es einen einwöchigen Gegenbesuch von Schülern der 10. Klasse in der Nähe von Barcelona gegeben, erklärte die Schule im Internet. „Das ist eine Austauschreise eines Spanischkurses, die jetzt auf dem Rückflug waren, nachdem sie wahrscheinlich eine schöne Zeit in Spanien hatten“, sagte Schulministerin Löhrmann. „Das ist ganz tragisch, das ist ganz traurig, und das macht fassungslos.“

Unter den Opfern sind nach Angaben der Madrider Regierung auch viele Spanier. Auf der Passagierliste des Flugzeugs stünden 45 Reisende mit spanischen Nachnamen. Das spanische Königspaar felipe VI. und Letizia sagte seinen gerade begonnenen Staatsbesuch in Frankreich ab.

Düsseldorfs Oberbürgermeister Thomas Geisel erklärte zu dem Flugzeugabsturz: "Mit großer Bestürzung habe ich vom Absturz der Maschine über den Alpen erfahren. Meine Gedanken sind bei den 152 Menschen, die an Bord der Maschine waren und ihren Angehörigen. Durch den Krisenstab des Düsseldorfer Flughafens werde ich fortlaufend unterrichtet."

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