Biologin Gianna Sandmann: „Zahl der Gänse wird zurückgehen“

Biologin Gianna Sandmann startet im März ein Gelegemanagement. Sie nimmt den Gänse Eier weg.

Biologin Gianna Sandmann: „Zahl der Gänse wird zurückgehen“
Foto: Judith Michaelis

So ganz kann man es sich im Gartenamt der Stadt nicht erklären. Immer mehr Gänse bevölkern die Parks und Grünflächen der Stadt. Vor allem im Zoopark sind die Tiere mittlerweile zu einer regelrechten Plage geworden; ihre Hinterlassenschaften verschmutzen Wiesen, Spielplätze und Wege (die WZ berichtete). Von 2009 bis 2017 ist die Population in allen Parkanlagen rasant angewachsen, von 329 auf zuletzt 966 Tiere. Betrachtet man das gesamte Stadtgebiet, dann kommt man auf über 1400 Vögel — doppelt so viele wie noch vor acht Jahren.

Eine 27-jährige Biologin soll jetzt Abhilfe schaffen. Ab März startet Gianna Sandmann im Auftrag der Stadt ein Gelegemanagement, um vor allem die Zahl der Jungtiere zu dezimieren. „Erstmal muss ich mir einen Überblick verschaffen — die Nester der Gänse im Gebüsch aufspüren, kartieren und beobachten“, erklärt sie. Mit Gummistiefeln werde sie in den kommenden Wochen und Monaten auch zu Inseln in den Teichen waten und dort nachschauen. Sobald die Tiere dann mit dem Brüten beginnen, wird sie einen Teil der Eier stibitzen.

Gianna Sandmann kann man gewissermaßen als Gänse-Fachfrau bezeichnen: Sowohl ihre Bachelor- als auch ihre Master-Arbeit hat sie über Gänsepopulationen in Stadtparks und das Brutverhalten geschrieben und dafür unter anderem schon an einem Gelegemanagement mitgearbeitet. Denn Düsseldorf steht nicht alleine da mit seinen gefiederten Parkbewohnern, auch in Städten wie Duisburg werden die Tiere langsam aber sicher zur Plage. Dort lässt die Stadt schon seit etwa zehn Jahren die Eier wegnehmen. Biologin Sandmann hat das Projekt dort ein Jahr lang wissenschaftlich und praktisch begleitet und erste Erfahrungen gesammelt.

Zum Beispiel die, dass es nichts bringt, den Gänsen alle Eier zu klauen. „Gänse sind nicht dumm — wenn sie merken, dass sie gar keinen Nachwuchs mehr bekommen, merken sie auch, dass etwas nicht stimmt und legen immer neue Eier. Das wollen wir aber vermeiden, deswegen lasse ich immer zwei Eier im Nest.“ Gleichsam würde man die Gänse aber auch alleine durch die stetige Kontrolle der Nester nerven — und sie bestenfalls schon so vertreiben. Das Konzept, das Sandmann und die Stadt ausgearbeitet haben, ist auch mit dem Düsseldorfer Tierschutzverein abgestimmt.

Ob das Projekt insgesamt ein Erfolg wird, werde man erst nach mehreren Jahren beurteilen können, sagt Sandmann. In Duisburg zumindest hat es gewirkt, und die Zahl der Gänse ist deutlich zurückgegangen. „Ich kann mir aber gut vorstellen, dass man in einzelnen Parks schon nach einem Jahr Erfolge sehen wird“, sagt Sandmann. „Dann, wenn es deutlich weniger Jungvögel gibt im Frühjahr.“ Mit der Zeit solle die Population so insgesamt altern.

Ihr geht es auch darum, Toleranz für die Gänse zu schaffen. „Ich will zeigen, dass etwas gemacht wird, weil man begriffen hat, dass sich viele Menschen an den Hinterlassenschaften der Gänse stören. Vielleicht findet man einen Weg, um das Zusammenleben zwischen Mensch und Tier harmonischer zu gestalten.“ Schließlich sei der Mensch auch zu einem Teil für die wachsende Population verantwortlich, indem die Tiere immer wieder gefüttert werden.

Künftig wird Gianna Sandmann rund alle zwei Wochen die Nester kontrollieren, später dann die Zahl der Jung- und Alttiere protokollieren. Mit der Zeit soll so auch eine umfangreiche Datensammlung entstehen, an der Erfolge abgelesen werden können. „Natürlich ist das ganze Projekt langfristig angelegt“, sagt sie. Auch wenn sie selbst erst einmal nur für ein Jahr engagiert worden ist — dann muss das Projekt vonseiten der Verwaltung und der Politik verlängert werden.

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