Beschwerdeausschuss: Die Tonne und der liebe Nachbar

Wie ein Streit in Angermund geschlichtet wurde.

Düsseldorf. "Wir wollen einfach nur unsere Ruhe." Frithjof Timm holt ganz tief Luft, bevor er der WZ eine Geschichte erzählt, die voller Absurditäten steckt und doch eine tiefe Wahrheit enthält: "Es kann der Frömmste nicht in Frieden leben, wenn es dem bösen Nachbarn nicht gefällt." Diesen Satz zitiert der 66-Jährige auch in seinem Brief an den Beschwerdeausschuss, der sich gestern mit diesem "Fall" befassen musste.

Kurz gesagt, geht es um den Standplatz der drei Mülltonnen vor dem Haus der Timms im schönen Angermund. Sie dürfen laut § 21, Abs. 3 der Abfallentsorungssatzung nicht von der Straße aus zu sehen sein. Sind sie aber. Deswegen hatte sich ein Nachbar ans Umweltamt gewandt und Timm angeschwärzt. Das Amt wiederum forderte Timm im März "letzmalig auf, bis zum 6. 4. 2009 einen entsprechenden Sichtschutz zu errichten". Ansonsten werde ein Zwangsgeld fällig. Deshalb suchte Timm die Hilfe des Ausschusses.

Der Rentner und Unternehmensberater wohnt seit 1976 am Fliederweg. So friedlich, wie der Name suggeriert, ist es dort aber gar nicht. "Unsere Tonnen stehen seit 30 Jahren so, das hat nie jemanden gestört. Und jetzt kommt dieser Mülltonnen-Sheriff (der Nachbar, Anm. der Redaktion) mit so einer Geschichte an." Mit dem habe man ohnehin dauernd Stress: "Mit dem Gartenschlauch hat er schon mal meine Frau nassgespritzt, er hat Scheinwerfer auf unseren Garten gerichtet, und jetzt hat er auch noch Kröten, die Lärm machen." Und dabei wollen die Timms doch vor allem eines: Ruhe.

Aber zurück zu den Tonnen. Timm sagt, sein Grundstück liege so abgelegen, da komme eh nie ein Mensch vorbei, der die Tonnen sehen könnte. Außer dem Nachbarn, natürlich.

Der 66-Jährige hat seit langem einen Pflanzkübel vor die Müllbehälter gestellt, allerdings im öffentlichen Straßenraum. Das geht aber nicht, die Blumenkübel-Verordnung steht dem entgegen. Die heißt zwar anders, aber in der Tat ist das nicht erlaubt, wie Thomas Loosen vom Umweltamt gestern im Ausschuss bestätigte. Inzwischen hat Frithjof Timm allerdings den Kübel einen Meter zurückgesetzt, auf sein eigenes Grundstück. Dafür passen nur noch zwei Tonnen daneben. Ganz zufrieden ist er aber mit der Lösung nicht: "Wir werden alle älter, die Tonne ist schwer. Da ich oft nicht zu Hause bin, muss meine Frau die raustragen."

Der Ausschuss rang sichtlich um Fassung, schlug dann aber eine wahrlich salomonische Lösung vor: Der Ausschuss für öffentliche Einrichtung soll die nicht mehr zeitgemäße Satzung überprüfen, und Timm kann einen Antrag stellen, ausnahmsweise doch seinen geliebten Pflanzkübel wieder in den öffentlichen Straßenraum zu stellen. Also einen Meter retour. Dann hätten auch wieder alle drei Tonnen Platz. Und vor allem hätten die Timms dann - Ruhe. Wenn’s dem Nachbarn gefällt. . .

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