Berufsorientierung: Mit Hip-Hop zum Traumjob

Der Verein Kabawil hilft Jugendlichen, sich selbst und einen Beruf zu finden. Gesang und Tanz sollen das Bewerben erleichtern.

Düsseldorf. Sie sind jung, ohne Orientierung im Leben und damit ohne rechte Perspektive. Sie haben schon Ausbildungen begonnen, aber nicht beendet, verschiedene Jobs ausprobiert, aber nicht das Richtige gefunden. Ihnen fehlt Selbstvertrauen und ein Wegweiser.

Für solche Jugendliche engagiert sich der Verein Kabawil seit seiner Gründung im Sommer 2003. Zum dritten Mal startet jetzt das Tanztheaterprojekt "Move it", bei dem 16 Jugendliche acht Monate lang täglich im Vereinshaus in der Flurstraße betreut werden. Über Arge und Jugendamt kommen sie zu Kabawil. "Sie müssen an den Wochentagen von 9 bis 15 Uhr hier sein und einen festen Tagesablauf einhalten", sagt Projektleiterin Petra Kron.

Von professionellen Tänzern und Sängern lernen die Jugendlichen, sich künstlerisch auszudrücken. Ein Sozialpädagoge ist immer dabei, um Konflikte sofort zu lösen. Das Ziel ist die Erarbeitung eines musikalischen Theaterstückes von der Idee über die Bühnengestaltung bis hin zu Texten und Choreografie. Das diesjährige Thema des Stückes ist Gewalt.

Doch hinter dem Projekt steckt mehr als das Einstudieren von Texten und Tanzeinlagen. "Move it vereint viele Komponenten", erklärt Reinhold Knopp, der an der Fachhochschule in Soziologie unterrichtet und das Projekt mit Petra Kron ehrenamtlich betreut. "Sie müssen während der acht Monate zwei Praktika absolvieren und dafür selbst ein Unternehmen finden. Dabei begleiten wir sie. Das Schreiben von Bewerbungen und nachgestellte Gesprächssituationen gehören zum wöchentlichen Programm", so Knopp.

Die bisherigen Erfolge bestätigen das Engagement von Jugendamt und Arge. "Im letzten Jahr haben drei der Teilnehmer anschließend eine Ausbildung begonnen, drei weitere nahmen Angebote unserer berufsvorbereitenden Maßnahmen an", sagt Bernhard Nagel, verantwortlich für Jugendsozialarbeit beim Jugendamt. Auch die Arge ist vom Konzept überzeugt. "Es ist ideal, um Jugendliche, die schlechte Perspektiven haben, über Tanz und Musik zu gewinnen", sagt Sprecher Jürgen Hennigfeld. "Im letzten Jahr konnte jeder Teilnehmer untergebracht werden. Selbst Ein-Euro-Jobs waren für viele zuvor undenkbar."

Um so weit zu kommen, müssen die Jugendlichen ein geregeltes Leben kennen lernen. Sie kaufen selbst ein und kochen, lernen dadurch, mit Geld umzugehen und sich zu versorgen. In einer Schreibwerkstatt wird ihnen zusätzlich zum Gesangs-, Tanz- und Schauspielunterricht eine Möglichkeit gegeben, sich auszudrücken.

Das gefällt Teilnehmern wie Konstantin Berghaus, für den Hip-Hop-Musik die Welt bedeutet. "Die Hilfe beim Texte schreiben und bei Atmung und Ausdruck im Gesangsunterricht, das reizt mich sehr", sagt der 17-Jährige. Er hat nach sechs Monaten eine Ausbildung zum Heilerziehungshelfer abgebrochen. "Zwischen soziale Kompetenz haben und in einem sozialen Beruf arbeiten liegen Welten", sagt er heute.

So wie er hofft auch Gina Jansen (19) durch Move it auf eine Antwort auf die Frage, welchen Beruf sie ergreifen soll. Vor drei Jahren hat sie den Hauptschulabschluss gemacht. "Ich habe nach der Schule viel gejobbt und Praktika gemacht, aber da war nie das Richtige dabei."

Leiterin Petra Kron sieht in der täglichen Arbeit mit den Jugendlichen vor allem eine Formung der Persönlichkeit. "Sie lernen, sich selbst richtig einzuschätzen, bekommen Selbstbewusstsein und trauen sich wieder Dinge zu." Welche Bedeutung das für die Sozialarbeit hat, will FH-Student Hüsnü Turan in seiner Bachelor-Arbeit wissenschaftlich nachweisen. Er begleitet Move it täglich. "Ich will die Auswirkungen der darstellenden und bildenden Kunst auf soziale Arbeit erforschen", erklärt der 30-Jährige. Bleibt das Projekt erfolgreich, könnte es bald auch in anderen Städten Schule machen.

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