Beamter auf Polizeiwache attackiert

40-Jähriger sprang über den Tresen der Wache in Benrath, trat den Computer um und einem Polizisten ins Gesicht. Bewährungsstrafe.

Beamter auf Polizeiwache attackiert
Foto: B. Schaller

Düsseldorf. Der Polizeibeamte hatte sich auf eine ruhige Nachtschicht eingestellt. Mit seinem Kollegen, den er an diesem späten Abend ablöste, besprach er gerade die letzten Dinge, als plötzlich ein Mann die Polizeiwache in Benrath betrat. Der Beamte ahnte zu diesem Zeitpunkt noch nicht, dass er wenig später attackiert und bedroht werden würde. Gestern sah der 57-Jährige den Mann erstmals vor Gericht wieder. Dort kam der 40-Jährige trotz einschlägiger Vorstrafe und laufender Bewährung noch einmal mit einer Bewährung davon.

Der Polizeibeamte schilderte dem Richter, was sich im Juni auf der Polizeiwache ereignete: „Der Mann stand vor dem Tresen, war betrunken und erzählte von seiner Tochter, die bei seiner Frau lebt. Er sagte, der neue Lebensgefährte hätte die Tochter mit einem Schuh geschlagen.“ Der Beamte habe dem Mann zehn Minuten zugehört, ihm aber auch deutlich gemacht, dass er am späten Abend nichts ausrichten könne. „Er wollte, dass wir mit ihm sofort zu seiner Frau fahren“, so der Beamte. Als der Mann schließlich zur Tür ging und den Eindruck erweckte, gehen zu wollen, rief der Beamte ihm noch zu, er solle in seinem Zustand besser nichts unternehmen.

Der Mann machte plötzlich kehrt und sprang über den Tresen auf den Schreibtisch des Beamten, stieß den Computer um und traf mit dem Fuß den Polizisten ins Gesicht. „Ob er mich absichtlich trat oder abrutschte, kann ich gar nicht sagen“, so der Polizist. Der Mann habe dann aber mit Fäusten auf ihn eingeschlagen.

Drei Polizisten brachten den Mann schließlich zu Boden und legten ihn trotz heftiger Gegenwehr Fußfesseln an. Als der Betrunkene ruhiger wurde, brachte ihn ein Beamter in einen separaten Raum. Als der an der Lippe verletzte Polizist wenig später nach ihm sah, stellte sich der Randalierer ihm entgegen und drohte ihm: „Dein Gesicht habe ich mir gemerkt, ich komme mit einem Messer wieder und mache dich fertig.“

Vor Gericht entschuldigte sich der 40-Jährige mehrmals bei den Beamten, die er bei seiner Gegenwehr verletzt hatte. Er habe damals Probleme mit seiner getrennt lebenden Frau gehabt und Hilfe bei der Polizei gesucht. Seine Frau habe ihm an dem Tag im Juni den Besuch seiner Tochter verweigert, aus Frust darüber habe er exzessiv getrunken. „Meine Frau hatte zum dem Zeitpunkt mit der Salafistenszene zu tun und ich wollte verhindern, dass meine Tochter in diese Kreise gerät“, sagte er.

Er habe damals ein schweres Alkoholproblem gehabt, das ihn immer wieder Probleme mit der Polizei beschert habe. Der Mann ist mehrfach vorbestraft, stand zum Tatzeitpunkt unter laufender Bewährung. Seit einem Jahr hat der 40-Jährige einen Job, seit März macht er eine Suchttherapie und ist laut Aussage seines Arztes trocken. Auch mit seiner Frau gibt es nach Aussage des Angeklagten seit einiger Zeit einen Konsens bezüglich des Umgangsrechts. Auch der Bewährungshelfer attestierte dem Mann eine günstige Sozialprognose: Er sei stabil und für eine weitere Bewährung geeignet.

Das Urteil: Sieben Monate Freiheitsstrafe auf Bewährung. „Ich hätte vor dem Prozess nicht gedacht, dass Sie noch eine Bewährung bekommen. Aber ich berücksichtige, dass Sie in den vergangenen Monaten Ihre Probleme angehen“, sagte der Richter. „Eine dritte Bewährung wird es aber auf keinen Fall geben“, mahnte er jedoch.

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